Demoskopie: Journalistischer Mathematikmissbrauch

Die leicht zu beobachtende Tatsache, dass bei der Visualisierung von Umfrageergebnissen der Demoskopieunternehmen niemals Fehlerbalken zur schnell erfassbaren Kennzeichnung der statistischen Unsicherheit eingezeichnet werden, ist ein Spiegelbild der Tatsache, dass diese Daten in erster Linie nur zu einem Zweck erhoben werden: Um contentindustriellen Rundfunk- und Verlagsmedien preiswertes und beliebig zu benutzendes Datenmaterial zur Verfügung zu stellen, zu dem ungehindert von der tatsächlichen Aussagekraft der pseudoobjektiven Zahlenwerke heruminterpretiert, herumkommentiert, herumpolemisiert werden kann, um mit der aufgekochten Psyche der Zuschauer oder Zuleser noch besser Werbeplätze vermarkten zu können – das einzige und eigentliche Geschäft der Contentindustrie.

Dass dieser vorsätzliche Mathematikmissbrauch nicht zu besserer politischer Bildung führt, sondern die Leser dumm hält und sogar noch dümmer macht, stört den Journalisten dabei niemals in seinem realitätsverlustigen, narzisstisch verblendeten Selbstbild als Lichtbringer für die ganzen zurückgebliebenen Barbaren wie mich und dich und dich, und noch weniger stört es ihn dabei, dass er die anderen Menschen auch genau so herablassend wie zurückgebliebene Barbaren behandelt. In Wirklichkeit ist er dabei eine völlig würdelose und dumme Litfasssäule für den Reklametransport. Mehr nicht.

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