Microsoft Windows als Desktop-System

Der folgende Text ist eine schnelle Übersetzung des Textes »On the state of Windows on the Desktop« von Branko Vukelic, lizenziert unter den Bedingungen der CC-Lizenz Attribution-ShareAlike 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0). Diese Lizenzbedingungen werden natürlich auch von meiner Übersetzung »geerbt«, anders als die meisten anderen Inhalte auf dieser Site steht er deshalb nicht unter Piratenlizenz. Ich habe lange nicht mehr so gelacht!

Ich habe dieses Linuxsystem auf meinem PC, das ein bisschen langweilig geworden ist (nein, es ist nicht abgestürzt oder so etwas… mir ist nur ein bisschen langweilig), und deshalb habe ich beschlossen, es durch Windows 7 zu ersetzen. (Einige Freunde haben mir gesagt, dass ich Windows 8 besser nicht ausprobieren sollte, weil es über eine fortschrittliche Benutzerschnittstelle verfügt, die bis jetzt noch niemand so richtig kapiert hat.)

Ich habe die Messlatte wirklich nicht hoch gelegt. Ich hoffte, eine hübsche, freundliche Benutzerschnittstelle zu bekommen und die E-Mails in meinen Mailordnern wiederzufinden, vielleicht auch noch meine Videosammlung auf einer externen Festplatte anschauen zu können. Ihr versteht sicher: Diese Dinge, die ich jeden Tag mit meinem Linux mache.

Hinweis: Dieser Artikel ist eine Parodie auf das, was einige Windowsanwender über Linux schreiben. Was ich hier beschreibe, hat nicht wirklich stattgefunden. Es spiegelt aber sehr wohl meine Erfahrungen mit dem Betriebssystem Windows 7 wider.

Ich wollte mich nicht gleich auf ein neues Betriebssystem festlegen und es sofort installieren. Ich wollte es erstmal ausprobieren. Deshalb habe ich zunächst »Windows Live« in das Suchfeld meines Browsers eingegeben, um eine Liveversion zu finden, am besten auf einem USB-Stick. Nun, dieses Windows Live war keine Liveversion von Windows, sondern so eine Art Dienst, für den man sich registrieren und in den man sich einloggen muss. Ich nehme an, es ist so etwas Ähnliches wie Ubuntu One, bin mir aber nicht sicher. Und das ist nicht alles: Es stellte sich heraus, dass ich Windows erst einmal kaufen müsste, bevor ich es irgendetwas damit machen könne, und dass es gar keine richtige Liveversion von Windows 7 gibt.

Ich kann verstehen, dass man keine kostenlose Version hat (nun gut, ich habe nicht das geringste Verständnis dafür, aber nehmen wir einmal an, ich hätte es), aber warum um alles in der Welt gibt es keine Live-CD? Im 21. Jahrhundert habe ich fest daran geglaubt, dass jedes Betriebssystem von einer CD oder einem USB-Stick gebootet werden könne und mir einen Eindruck davon vermitteln könne, wie es aussieht, bevor ich mich darauf festlege.

Ich habe den Freund eines Freundes angerufen, von dem ich wusste, dass er bereits Erfahrungen mit Windows hat. Er hat mir erzählt, dass man eine kostenlose Version von Windows von Torrent-Sites herunterladen kann und dort auch einen passenden Aktivierungsschlüssel bekommt. Ich weiß nicht, was das sein soll, aber ich meinte, dass es besser sei, ein kostenloses System zu haben als 200 Dollar für eine Katze im Sack zu bezahlen.

So kam ich an mein ISO-Abbild. Ich hatte das Glück, eine Kopie zu finden, die bereits dieses Aktivierungsschlüssel-Gedöns enthält. Ich wollte es hochfahren und mir anschauen, was es tut.

Ärgerlicherweise bot mir der Bootloader kein Livesystem an und ging sofort zur Installation des Systems über. »Das ist ja einfach…« oder so etwas ähnliches dachte ich mir, bis ich zum Partitionierungsprogramm kam. »Was ist das für ein Zeug?«, dachte ich dann. Es konnte keine Linux-Partitionen erkennen. Es gab nicht einmal eine Möglichkeit, die Größe einer Partition zu verändern, um Platz für Windows zu schaffen.

Von diesem mittelalterlichen Partionierungswerkzeug ließ ich mich aber nicht entmutigen, stattdessen bootete ich GParted Live und veränderte die Größe einer meiner Partionen, um zwei neue 10-GiB-Partitionen anzulegen; eine für die Benutzerdaten, und eine weitere für die Systemdateien.

Als ich das Installationsprogramm noch einmal startete, formatierte ich diese beiden Partitionen als NTFS.

Ich will euch nicht mit der übrigen Installation langweilen, denn sie war wirlich sehr langweilig. Erwähnt sei hier nur – für den Fall, dass ihr es noch nicht wisst – dass es keinen root-Benutzer unter Windows gibt. Anders als jedes andere Betriebssystem hat Windows stattdessen ein Benutzerkonto, das »Administrator« genannt wird. Ich glaube, das ist so etwas ähnliches wie root.

Als ich das installierte System zum ersten Mal hochgefahren hatte, war die gesamte Grafik durcheinander, es gab keinen Sound und ich konnte mich nicht mit meinem WLAN verbinden. Meine andere Partition hieß einfach D:, und ich konnte kein /home-Verzeichnis finden, es wurde schlicht nicht als /home gemountet. Ich gab auf und beschloss, mich zunächst darauf zu konzentrieren, die Hardware zum Funktionieren zu bringen.

Nach etwas Herumfragen bekam ich heraus, dass ich Treiber benötigte, die eigentlich mit meiner Hardware mitgeliefert werden sollten. Solche CDs werfe ich für gewöhnlich weg. Mist! Also habe ich mir ein LAN-Kabel von meinem Nachbarn ausgeliehen und meinen PC direkt mit meinen Router verbunden.

Sehr schnell wurde deutlich, dass Windows kein nennenswertes Paketmanagement hat. Ich musste wirklich direkt die Websites der Softwarehersteller aufrufen und händisch die Software herunterladen, entpacken und installieren. Manchmal kommen die Pakete als RAR-Archiv, und es gibt kein unrar, um diese Dateien zu entpacken. Das Schlimmste ist aber, dass Windows jedesmal von mir verlangte, das System neu zu starten, wenn ich etwas Neues installierte.

Ich brachte meine Hardware schließlich zum Funktionieren, nachdem ich vier Stunden lang forschte, herunterlud und installierte. Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich bereits wie ein Sklave des Betriebssystems.

Als ich ein verzweifeltes Bedürfnis nach Entspannung verspürte, schloss ich meine externe Festplatte an. Auf dem Desktop erschienen keine neuen Icons. Stattdessen begann Windows damit, automatisch Treiber für die externe Festplatte zu installieren und informierte mich schließlich darüber, dass die Festplatte nun zur Verfügung steht und verwendet werden kann (nach ein paar Minuten Wartezeit). Als ich mich von diesem Schrecken erholte, warf ich einen Blick auf den Desktop, um zu sehen, dass immer noch keine neuen Laufwerkicons aufgetaucht waren. Nach einer nutzlosen Suche nach meinem Gerät rief ich den gleichen Typen an, der mir die Kunst beibrachte, Windows zu bekommen, damit er mir ein paar Tipps gibt. Er erklärte mir, dass ich die externe Festplatte nicht benutzen könne, weil sie eine JFS-Partition habe. Ich brauchte fünfzehn Minuten, um diesen tiefen Schock zu verarbeiten. Auf keines meiner Videos konnte ich zugreifen, keine Entspannung zeichnete sich am Horizont ab.

Ich beschloss schließlich, mein Linux zu booten, um einige meiner Videos auf einen USB-Stick zu kopieren und sie mir vom Stick anzuschauen. Als ich in der Umsetzung dieser Idee dabei war, das System neu zu starten, beschloss Windows allerdings, dass es einige »wichtige Updates« installieren müsse und ließ mich zehn Minuten lang auf den Bildschirm mit der Meldung starren, dass es jetzt herunterfahre. Schließlich beschloss Windows, dass nun die Zeit für den Neustart gekommen sei. Aber dann… was?! Der Bootloader war weg. Ich konnte Linux nicht mehr starten. Welches Scheißbetriebssystem vernichtet einen installierten Bootloader? Vollkommen irrsinnig!

Nach ein paar Minuten des Herumstrokelns mit meiner Linux Mint Live-CD stellte ich Grub wieder her, und ich konnte die Videodateien direkt aus dem Livesystem heraus kopieren. Endlich war die Zeit gekommen, sie mir anzuschauen.

Also bootete ich Windows erneut (ein Vorgang, der mittlerweile fast zwei Minuten Zeit benötigte) und steckte den USB-Stick ein. Und – natürlich! – Windows musste auch dafür Treiber installieren. Erfreulicherweise musste ich nicht neustarten. Ich klickte auf eine Datei, und der Windows Media Player erschien, um mir einen Haufen dummer Fragen zu stellen, von denen ich keine Ahnung hatte und mir schließlich mitzuteilen, dass er keine Matroska-Dateien abspielen könne. Ich rief meinen Freund an, damit er mir bei der Lösung dieses Problemes hülfe, und er brachte einen USB-Stick mit einigen Codecs und einen Haufen Software vorbei, von der er glaubte, dass wir sie brauchen würden.

Mein Freund steckte seinen USB-Stick an den Rechner, und… könnt ihr erraten, was dann passierte? Ja! Windows musste erneut eine Menge Treiber für den neuen USB-Stick installieren. Was um alles in der Welt ist nur falsch mit diesem Betriebssystem?

Wir installierten einen 18-MiB-Riesenhaufen von Codecs, und schließlich den zuverlässigen VLC-Player, und wir erfreuten uns eine Zeitlang daran.

Nun war die Zeit gekommen, auch etwas Arbeit zu erledigen. Ich musste mich damit abfinden, dass Windows keinen Terminalemulator hat, dass Firefox nicht mitgeliefert wird und dass vim irgendwie nicht so schön ist wie unter Linux. Aber was ist mit der E-Mail? Es gelang mir nicht, Outlook dazu zu bringen, meinen Mailordner zu importieren. Ich habe herumgefragt, aber niemand konnte mir dabei helfen. Mein Freund brach schließlich auf und sagte, dass er bessere Dinge zu tun wisse als mit einem Betriebssystem herumzustrokeln, von dem er nur wenig versteht.

Irgendjemand muss diesem ganzen Müll neu schreiben. Keine Live-CD? Keine Codecs? Keine Software? Kein Paketmanagement?!?!?! Hallo, wir leben im Jahr 2013, nicht im Jahr 1993. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, was wohl passiert wäre, wenn ich irgendwelche Quelltexte compilieren müsste. Ich habe keine Ahnung, wo ich einen Compiler finden könnte…

Ich bin glücklich, dass ich fir diesen Scheiß nicht auch noch Geld bezahlt habe. Denn sonst müsste ich mir jetzt selbst einreden, dass Windows im Vergleich zu Linux das überlegene System ist, damit ich mir nicht wegen des ausgegebenen Geldes dumm vorkomme.

Ich bin wieder bei Linux, weil es funktioniert. Punkt.

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4 Antworten zu Microsoft Windows als Desktop-System

  1. tux. sagt:

    Dümmliches Gesülze von einem Linux-Fanboy. Gute Linuxdistributionen bringen auch keine Codecs und kein Klickibunti-Paketmanagement mit. Slackware zum Beispiel.

    • Jaou! Slack »Huch, wo ist denn hier der Paketmangager« ware… 😀

      (Vielleicht sollte man mal Beslackwarungszellen für überzeugte Ubuntu-Anwender aufbauen. Also für diese Leute, die mir sagen, dass sie Linux 12.10 haben.)

    • tux. sagt:

      Na ja, das war früher »Linux 6.0″ (SuSE eben); hatte ich ja damals auch. Die weniger an der Technik Interessierten nehmen das eben so her, wie sie ihr Windows hernehmen. »Version 7″ ist »Version 7″, niemanden interessiert das Innenleben…

      Beslackwarungszelle: Wäre dabei. Sofern meine Ein-Mann-BeFreeBSDungszelle eines Tages zerschlagen wird.

  2. schokogesicht sagt:

    Ist ja auch so. Benutzte beides.
    Finde den Text witzig.
    Eins noch….
    Die echten Fanboys, sind doch die, die immer als erstes “unheimlich wichtige und ernsthafte “Fachmeinungen““ abgeben.
    So “ich rufe jetzt das Ordnungsamt an, der parkt falsch“-Typen.
    Ich empfehle entspannen, einfach mal entslacken.

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