Google Plus: Und wech!

Google+ und damit verbundene Inhalte wurden erfolgreich gelöscht.

Allen, die dort verblieben sind und voller idiotischer Hoffnung darauf warten und hoffen, dass Google etwas an der geschäftlichen Strategie ändern wird, die nun einmal Identifizierbarkeit und Klarnamen erstrebenswert macht; allen diesen Menschen, die mich in dieser bückgeistigen Haltung so oft an ihrer Intelligenz zweifeln lassen; ja, allen rufe ich erleichtert zu: Viel Spaß noch an der Ersatzhaltestelle!

Das wars für mich mit Web-Zwo-Null…

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Twitter ist das bessere Google Plus

Etwas Wichtiges vorab: Bevor ich mit dem eigentlichen Punkt loslege, eine kleine Info, die vielen Menschen den Tag retten kann. Wer heute in der Weboberfläche von Twitter das Gefühl bekam, dass sich Krebsgeschwüre in den Augen bilden, wer mit dem neuen Twitter und seinen wenig erbäulichen Konzepten von Benutzerführung nicht klar kommt, wer unbedingt eine gewohnte, einfache Ansicht haben möchte… es gibt Abhilfe. Die Version für mobile Endgeräte unter mobile.twitter.com kann auch mit einem »normalen Browser« benutzt werden und ist in meinen Augen wesentlich besser zu bedienen. Für einige Funktionen – vor allem Listen und idiotische Follower als Spam melden – ist allerdings ein bisschen Klicken im neuen Twitter erforderlich. Aber es ist dann schon deutlich weniger.

So, jetzt aber zur Sache.

Immer wieder lese ich, dass Twitter im gegenwärtigen Gerangel zwischen Facebook und Google Plus auf der Strecke bleiben könnte. Die erzwungene Umstellung der Benutzeroberfläche ist in diesem Zusammenhang ein zusätzlicher Sargnagel für Twitter, da sie Menschen wirksam vom Twittern über die Weboberfläche abhält¹.

Diese Gefahr sehe ich nicht. Ganz im Gegenteil: Twitter ist zumindest im Moment das bessere Google Plus, und zwar aus folgenden Gründen:

  1. Bei Twitter kann man mit einer sehr geringen Einstiegshürde loslegen. Selbst das neue Twitter erklärt sich fast unmittelbar von selbst. Registrieren, Bestätigen, Loslegen.
  2. Niemand zwingt einen Twitter-Nutzer dazu, persönliche Informationen anzugeben und sich Gedanken darüber zu machen, in welchem Rahmen diese sichtbar werden sollen. Was man angibt, ist immer für alle sichtbar, oder aber, man benutzt aus irgendwelchen Gründen ein vollständig privates Profil, bei dem für jeden anderen einzeln der Zugriff freigegeben werden muss. Diese Alternative versteht jeder sofort, weil sie einleuchtet.
  3. Es ist möglich, pseudonym an Twitter teilzuhaben. Und es ist möglich, einen Twitter-Account mit einer Wegwerf-Mailadresse einzurichten. Dies kann in manchen Situationen unendlich nützlich sein. Es soll ja Staaten im Nahen und im Fernen Osten geben, in denen nicht lange gefackelt wird, wenn jemand seine Unzufriedenheit mit gesellschaftlichen Zuständen äußert. Doch selbst in der Bundesrepublik würde mancher mit Schere im Kopf schreiben, wenn er daran denken müsste, wie seine Äußerungen wohl beim Personalchef ankommen, wenn er sich einmal um einen neuen Job bewerben muss.
  4. Twitter hat noch niemals zur Einsendung eines Scans einer Ausweisurkunde aufgefordert und will auch keine Telefonnummer wissen, um einen Account nach einer Unstimmigkeit wieder freizuschalten.
  5. Twitter hat eine dokumentierte API und es gibt jede Menge nützlicher Tools für fast jeden Geschmack und fast jedes System.
  6. Twitter kann als Authentifizierungsdienst für andere Angebote verwendet werden, ohne dass dabei die Privatsphäre beeinträchtigt wird, wenn man bei der Twitter-Nutzung auf Anonymität achtet. Es ist möglich, mit seinem Twitter-Account eine Identifikation bei anderen Diensten zu erbringen, ohne dass ein Rückschluss auf die konkrete Person ermöglicht werden muss.
  7. Twitter gehört (noch) nicht dem größten Datensammler des Internet, dessen Datenhunger schier unersättlich zu sein scheint, so dass zum Beispiel auch mal eben illegalerweise, aber dafür systematisch WLAN-Hotspots beim Vorbeifahren erfasst und kartographiert werden.
  8. Twitter ist kein umfassendes Angebot aus einem Guss, sondern beschränkt sich auf einen überschaubaren Kern. Auf diesem Kern setzen über die API allerlei Zusatzdienste auf, mit denen unter anderem längere Texte verfasst oder Bilder und Videos hochgeladen werden können. Bei diesen Zusatzdiensten gibt es Auswahl, was nützlich sein kann, wenn sich einmal einer dieser Anbieter als unterdrückerisch erweist. Google hält indessen alles bei Google und kann umfangreich unerwünschte Dinge entfernen, ja, tut dies sogar aus willkürlichen, nicht näher erklärten Gründen.
  9. Twitter nötigt die Menge seiner Anwender nicht dazu, kostenlos einen gewichteten sozialen Graphen eines erheblichen Teiles der Weltbevölkerung zu erstellen, wie es Google tut. Tatsächlich ist es ungleich schwieriger, die Tätigkeiten eines Menschen auf Twitter automatisch auszuwerten, was eine leichte Vorbeugung gegen die allgegenwärtige Internet-Überwachung ist. Es ist natürlich auch dort nicht unmöglich.
  10. Twitter legt niemandem nahe, einen Wohnort, ein Geburtsdatum, die besuchten Schulen, die bisherigen Arbeitgeber und den Beruf anzugeben; Merkmale, die auch bei nur halber Vollständigkeit sehr häufig eine eindeutige persönliche Identifikation ermöglichen. Google Plus tut dies sehr wohl und nervt bei jeder Anmeldung mit einem dezenten Hinweis auf die fehlenden Daten.
  11. Twitter bietet keine Anbindung an einen Suchmaschinen-Quasimonopolisten. Twitter ist damit für SEO-Spammer (und das ist ein großer Teil der Web-Zwo-Nullspam) nur wenig attraktiv. Google zeigt hingegen zumindest zurzeit Links aus aktuellen Plus-Themen recht weit oben in den allgemeinen Suchergebnissen (zumindest, wenn man dort angemeldet ist), was auch den SEO-Spammern auffallen wird. Es steht zu erwarten, dass diese Art Spam auf Google Plus epidemisch werden wird, und da Google auch sonstige SEO-Schweinereien kaum in den Griff bekommt, ist meiner Meinung nach auch hier die Aussicht für Google Plus trübe.
  12. Twitter hat keine Nutzungsbedingungen, die Twitter das Recht einräumen, meine Mail zu lesen und inhaltlich auszuwerten. So frech und stinkenddreist ist nur Google.
  13. Twitter sperrt nicht nach Gutsherrenart Nutzer und sperrt sie dabei gleich von weiteren, für einige Nutzer essentiellen Webdiensten aus.
  14. Twitter hat ein niedliches blaues Vögelchen als Logo. Fiiiep! Viel hübscher als ein Additionszeichen. Und ein Tweet (also ein Fiepsen) ist eine viel hübschere Metapher als das eher abstrakte Google-Wort vom »Teilen«. Es ist trotz der technischen Natur des Mediums alles etwas liebenswerter bei Twitter, es hat mehr Schönwert.
  15. Die Twitter-Timeline wird nicht aufgebläht von einem gefühlten Gigabyte animated GIFs mit allerlei lustigen Szenen, was auch Browser auf modernen Rechnern in die Knie zwingen kann. Stattdessen pflegt man es, Links auf richtige Videos zu setzen.
  16. Die stummelhafte Kürze der Kommunikation auf Twitter reizt wenigstens einige Nutzer zur Kreativität an. Es gibt sogar regelrechte Twitterlyrik, manchmal tief und doch so flüchtig wie das Medium, in dem sie aufscheint.
  17. Twitter ist alles in allem ausgereift und fehlerfrei, Google Plus ist natürlich noch beta. Und damit Google Plus auch länger beta bleibt, hat es viele technisch versierte Menschen (die auch gute Fehlerberichte schreiben) mit seiner Klarnamenspflicht als gute Betatester vertrieben. Ich kenne keinen einzigen Programmierer unter seinem bürgerlichen Namen, wenn ich nicht gerade irgendwann einmal mit ihm im gleichen Büro gesessen habe.
  18. Twitter lügt seine Nutzer nicht offen an. Google Behauptung, die Angabe eines »richtigen Namens« sei ein Spamschutz, ist Bullshit und offene Lüge. So wird den Datenlieferanten Menschen auf Google Plus von Anfang an gezeigt, wie sie verachtet werden.
  19. Twitter hat einen Support, bei dem jemand namentlich antwortet, wenn man etwas meldet. Mir ist es jedenfalls bislang immer so ergangen. Google scheint es nicht so wichtig zu nehmen und tritt seinen Anwendern gegenüber anonym und technokratisch auf.

Hinter diesen Vorteilen Twitters verblassen seine zunächst groß erscheinenden Nachteile – vor allem das manifeste Spamproblem und die Unmöglichkeit, ein Thema sachlich fundiert zu diskutieren – beinahe zu einem Nichts. Für Diskussionen gibt es zum Glück bessere Möglichkeiten. Und Spam ist wie immer eine Frage des Umganges der Empfänger mit der Spam. Technische Lösungen sind nur die halbe Miete. Doch selbst bei den technischen Lösungen tut sich auf Twitter etwas.

Google Plus kann da noch nicht mithalten.

Einmal ganz davon abgesehen, dass Google Plus zurzeit auch »komische« Menschen anzieht. Menschen, die PR, SEO, fragwürdige Geschäfte oder irgendwas mit Medien machen und glauben, dass sie mehr geldwertes Klickvolk anziehen, wenn sie tausende von Menschen in ihre Kreise ziehen. Das Spamproblem auf Twitter ist ein Randproblem, vielleicht sind ein bis zwei Prozent der Nutzer Spammer – aber bei Google Plus ist Spam schon in der Betaphase eine zentrale Erscheinung in der Mitte des Dienstes. Wer es nicht glaubt, gebe in der Personensuche einen beliebigen Vornamen ein und schaue sich einmal an, wie groß der Prozentsatz lichtscheuen Gesindels ist, das dabei hervorgespült wird. Dieses Pack sieht in Google Plus nur ein mögliches Plus für das Bankkonto, um Kommunikation geht es dabei nicht.

Sollte die Tendenz dahin gehen, dass sich dieses spammige Geschmeiß mehr auf Google Plus konzentriert (allein schon wegen des Effektes auf Google-Suchergebnisse), wäre das für Twitter und das dortige Miteinander sogar ein riesengroßer Gewinn. Sollen sich die Spammer doch gegenseitig zuspammen. 😉

Google Plus? Das braucht kein Mensch. (Zumindest nicht, wenn er weiß, wo man an ein richtiges Blog kommt und wie man dieses Blog angemessen an Twitter anbindet.)

¹Hey, Twitter-Entwickler! Habt ihr euer »neues Twitter« mal auf einem Rechner ausprobiert, der auch nur fünf Jahre alt ist?! Nicht nur, dass die Benutzerführung übel ist, nein, diese »Anwendung im Browser« frisst erheblich Ressourcen und kann unfassbar träge werden. Manche Menschen – ich gehöre auch dazu – finden, dass Computer viel zu schade zum Wegwerfen sind, die Müllberge sind ja wahrlich hoch genug. Diese Menschen schließst du gerade aus. Ein deutlicher Hinweis auf die immer noch verfügbare Mobil-Version könnte viel Verärgerung über diese Entscheidung abfangen.

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Sie reden vom Netz wie Blinde vom Licht

Scheibe einschlagen! Internet abschalten!Dem einen oder anderen ist es schon aufgefallen, dass ich vor einigen Stunden ein weiteres Blog angelegt habe: Den Alarmknopf mit dem Motto »Sie reden vom Netz wie Blinde vom Licht«.

Die Idee ist mir gekommen, als ich langsam durch die Straßen Hannovers ging und mich an die vielen Aussprüche von Politikern zum Thema Internet erinnerte – beginnend mit der unsäglichen Kampagne einer Ursula von der Leyen. Mir fiel auf, wie vieles von diesem vergangenen Bullshit ich im Strom des immer wieder neuen Bullshits schon vergessen hatte, und so kam mir ein Bedürfnis nach Archivierung auf.

Mein erster Gedanke war ein eher persönliches Archiv. Es musste ja gar nicht im Internet verfügbar sein. Allerdings macht es mein… ähm… unsteter Lebenswandel praktisch, eine solche Sammlung im Internet anzulegen, und so dachte ich mir, dass ich vielleicht eine versteckte Site auf Grundlage von QdbS anlege, um die Zitate zu sammeln. Leider ist QdbS nicht wirklich für eine solche Anwendung geeignet, weil sich die Konzepte am Workflow »Nutzer erfassen Zitate, Admins schalten frei oder verwerfen« orientieren. Ich kenne meine eigene Faulheit gut, und ich weiß, dass ich immer wieder das für eine rein persönliche Anwendung so sinnlose Freischalten vergessen würde.

Schnell etwas selbst programmieren… ach! Wäre die verfügbare Zeit und Kraft doch nur unbegrenzt! Ich habe im Moment wirklich Projektbaustellen genug.

Und so wurde es doch wieder ein Blog, und dieses ist öffentlich zugänglich. So habe ich auch die Auszeichnungsmöglichkeiten über Kategorie und Schlagwort zur Verfügung, und vielleicht erlebe ich auch noch einmal die Zeit, in der die WordPress-Suche weniger saugt oder gar nützlich zum Auffinden von Inhalten wird.

Tja, vor einigen Jahren habe ich mein zweites Blog mit den Worten »Der Trend geht zum Zweitblog« eröffnet… 😉

Der Versuchung, ein paar alte Zitate hinzuzufügen, habe ich trotz einer gewissen Auswahl widerstanden. Die alberne Haltung einiger Blogger, auch in der Anfangszeit den Eindruck einer schon längeren Existenz durch Einfügen rückdatierter Einträge zu vermitteln, will ich gar nicht erst übernehmen. Es soll ruhig jeder sehen, wie frisch es ist. Der Anfang des Alarmknopfes ist Hans-Peter Uhl mit seinem »die Tat wurde im Internet geboren«.

Wer wissen will, worin meine persönliche, unheilbare Politikerverdrossenheit wurzelt, findet hier ein paar ältere Zitate, die ich leider ohne Angabe der Quellen gesammelt habe. Beim Alarmknopf werde ich immer die Quellen angeben, und ich werde sie, wenn es Internet-Quellen sind, in der Regel über WebCite archivieren, da in den Websites der Zeitungen und des quasistaatlichen Fernsehens immer wieder Inhalte verschwinden.

Ob das ein »erfolgreiches« Projekt wird? Das ist mir egal geworden. Ich lege die Sammlung für mich selbst an. Auf Besucherzahlen bin ich nicht angewiesen, denn ich will nicht davon leben.

Etwas anderes: Ich würde mich freuen, wenn ganz allgemein für die Quellenangaben gewisser Politiker-Zitate nicht mehr ein Medienapparat mit Links aufgewertet würde, der sich viel zu gern als große Echokammer des Bullshits zur Verfügung stellt. Solche Links sind nur ein Signal an den medialen Apparat, genau so weiterzumachen. Im Ergebnis bekommt auch in Zukunft hanebüchener, empörender Bullshit eine breite und breit wirksame mediale Bühne. Das kann niemand wollen.

Jeder den Bullshit dokumentierende Link, der nicht zu den Online-Präsenzen von Spiegel, Focus, FAZ, diversen Zeitungen, ARD, ZDF oder gar zur Springerpresse geht, ist ein kleines Zeichen gegen die hyperventilierende, kompetenzfreie, nur auf Medienwirkung bedachte Politik, die sich mit Lügen und Polemik über alle Kanäle der Contentindustrie zu ergießen scheint. Man muss ja nicht gleich zum Alarmknopf verlinken – obwohl mir das natürlich schmeicheln würde – aber es steht jedem frei, in Fällen vorsätzlicher Denkverweigerung in der politischen Rede eine Archivversion bei WebCite zu verlinken, wie ich das auch fast immer tun werde. Das Ranking dieser ganzen Schmierblätter ist hoch genug, niemand mit es mit weiteren Links füttern.

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Alle MAME-Artworks downloaden

Ich weiß ja nicht, wie es anderen geht, aber ich finde es gut, wenn mir der Computer die leidigen Arbeiten abnimmt und ich mich auf die wichtigeren Aufgaben konzentrieren kann.

Es ist ja schön, dass man so viel Artwork für MAME frei herunterladen kann, aber für jede einzelne Datei auf einen Link klicken, dann im Speichern-Dialog ein zweites Mal klicken… das wäre mir entschieden zu lästig, wenn ich von 812 zum Download angebotenen Dateien so viele haben möchte, dass es sich auch lohnt, alle herunterzuladen. Und für letzteres gibt es ja Download-Manager (ich verwende natürlich wget an der Kommandozeile, aber es gibt eine Lösung für jeden Geschmack und jedes Betriebssystem).

Da fehlt nur noch eine Liste aller Links. Deshalb habe ich mal mit dem unentbehrlichen Hilfsmittel lynx und einer kleinen Pipe mit einigen greps eine derartige Liste erstellt – alle vom Server mrdo.mameworld.net. Und weil ich genau weiß, dass nicht jeder solche Hilfsmittel zur Verfügung hat oder den Umgang mit ihnen lernen will, nur um ein paar Spiele etwas stilechter spielen zu können, stelle ich an dieser meine Liste mit den URLs (mit Stand vom 29. Juli 2011) zum freien Download zur Verfügung.

Download-Link: URL-Liste der MAME-Artworks.

Um die Liste mit den Links zu speichern, einfach im Kontextmenü den Punkt »Ziel speichern unter« auswählen. Viel Spaß! 😉

Und weil ich gerade dabei war, habe ich mein kleines Program MAMEhist in einer neuen Version veröffentlicht, die an die gegenwärtigen Standardpfade in Debian und Ubuntu GNU/Linux angepasst ist. Einfach die history.dat in das MAME-Verzeichnis legen, das Programm installieren und schon steht ein Kommando zum Lesen dieser umfangreichen Textsammlung zur Verfügung.

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Orwellness for all, Reibach for Google

Noli turbare circulos meos!

Archimedes

Warum will »Google Plus« unbedingt Klarnamen¹?

Warum ist »Google Plus« sogar dazu bereit, einen »Shitstorm« der Bloggeria zu provozieren, deren Mitglieder natürlich lieber unter ihrem »Netznamen« gefunden werden möchten? Einfach, weil sie unter ihrem »Netznamen« bekannt sind und unter ihrem Realnamen nicht in diesem Maße?

Nein! Niemand glaube, dass das bei Google nicht vorher abgesehen wurde! Niemand glaube, dass so ein Projekt wie »Google Plus« ein Spielzeug ist, das ohne strategische Überlegung und ohne detailliertes Planspiel mit großem Tamtam in eine offene Beta geschickt wurde, die sich »rein zufällig« als hervorragende Werbemaßnahme erwiesen hat! Es handelt sich nicht um ein Projekt von zwei kindischen Hackern, die es aus fröhlichem Übermut und Spaß an den technischen Möglichkeiten ins Internet gestellt haben; es handelt sich um ein Projekt von Google. Es handelt sich um ein Projekt eines börsennotierten Unternehmens, das nicht dem Spaß im Internet oder der Freude am allgemeinen menschlichen Miteinander, sondern einzig dem Interesse seiner Aktionäre am Gewinn verpflichtet ist. Und eines Unternehmens, das immer wieder gezeigt hat, dass es keine »halben Sachen« macht.

Letztere Aussage ist als Klarstellung gemeint, nicht als Kritik. Obwohl. Ich am gegenwärtigen Wirtschaftssystem einiges zu kritisieren hätte. Unabhängig von dieser in meinen Augen angebrachten Kritik ist es jedoch nützlich und nimmt wenig zielführenden Nebengedanken aus der eher emotionalen Sphäre ihre vernebelnde Wirkung, wenn man sich auf Tatsachen besinnt. Eine dieser Tatsachen ist so banal, dass man sie beinahe nirgends liest und deshalb auch so leicht vergisst: »Google Plus« soll ein lohnendes Geschäft für Google sein. Strategisch geplant und zum richtigen Zeitpunkt (während eines wachsenden Unmutes mit dem jetzigen Platzhirsch »Facebook« und seiner kalten Ignoranz gegenüber Nutzerwünschen) durchgezogen. Und das nicht von Stümpern. Mit einer »geschlossenen« Beta-Phase, die es zum anfangs zum Privileg machte und damit nur noch begehrenswerter. Die Ware im von Google geplanten Geschäft sind die Menschen, die »Google Plus« nutzen sollen. Der Abrieb des Lebens dieser Menschen, der auf »Google Plus« manifest wird, soll in irgendeiner Weise in Profit verwandelt werden. Um nichts anderes geht es dabei.

Und bevor das jemand in den falschen Hals bekommt: Die gleiche Aussage gilt für Facebook, Jappy, Xing und das gesamte andere Web-Zwo-Nullgedöns, dessen meist amöbenhaftes Firmieren mir gerade nicht einfallen will. Nur, dass andernorts der Verzicht auf sorgfältige Planung und die Stümperei spürbar größer sind als bei Google – das heißt aber noch nicht, dass dort irgend etwas anderes harmloser wäre.

Es ist gut, das zu wissen, wenn man darüber nachdenken möchte, statt einfach nur den Auftritt von »Google Plus« schafhaft über sich ergehen zu lassen. Die Fähigkeit zum Nachdenken unterscheidet Menschen vom Vieh. Auch vom Klickvieh.

Warum also will »Google Plus« unbedingt Klarnamen von realen Personen?

Warum nimmt »Google Plus« erhebliche Irritationen seiner Nutzer schon in der Beta-Phase in Kauf? Warum diese Behandlung von Pseudonym-Accounts bis hin zur Sperrung sämtlicher genutzter Google-Dienste bei den Menschen, die lieber unter einem Pseudonym auftreten wollten? Das macht kein gutes Spiegelbild von »Google Plus« in den Blogs? Das ist Google scheinbar gleichgültig. Wichtiger ist es, dass für ein gutes Spiegelbild in der Presse gesorgt wird, indem der Springer-Journaille selbstverständlich und trotz klarem Verstoßes gegen die gegenüber natürlichen Personen immer als heiliges Gesetz hochgehaltenen »Community-Richtlinien« Profile unter ihrem Markennamen erhalten bleiben. Natürlich wird auch gewissen reichweitenstärkeren »Alphabloggern« (sorry für das Unwort) mit der gleichen Willkür das gleiche Sonderrecht eingeräumt. Wer es schafft, dass seine Accountsperrung bei »Google Plus« und den anderen Google-Diensten sogar einen Widerhall im Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« findet, der ist bei Google eben gleicher als die anderen. Es ist ja auch besser für das Bild von »Google Plus« in einer Presse, die immer noch mehr Meinung macht als selbst ein relativ reichweitenstarkes Blog. Für die einfachen Schafe aus der Masse soll der Verzicht auf namentliche Identifizierbarkeit hingegen nicht und niemals geduldet werden. Eventuelle Verluste von Nutzern nimmt »Google Plus« dabei offensichtlich hin, und ich bin mir gewiss, dass das im Rahmen der strategischen Planung geschieht. Der frühe schlechte Ruf unter jenen, die Wert auf Privatsphäre legen, ist wohl einkalkuliert. Und in Kauf genommen, um andere Ziele zu erreichen.

Dass es dabei um »Spamschutz« geht, ist eine der blödesten Ausreden, die mir jemals untergekommen sind. Nichts hindert einen Spammer daran, sich einen Wegwerfaccount als »Klaus-Peter Meier« anzulegen und damit zu spammen, bis der Account gesperrt wird. Eine Überprüfung durch Einsenden des Scans eines Ausweispapiers ist ja für den Regelfall nicht vorgesehen, und selbst diese wäre leicht und automatisch auszuhebeln. Die Frage, was ein echter Name ist, entscheidet »Google Plus« nach Gutsherrenart auf Grundlage des Anscheins – und ab einer gewissen Größe und Öffentlichkeitswirksamkeit eines offensichtlich kommerziell gemeinten Accounts werden zumindest im Moment beide Äuglein fest zugedrückt.

Dennoch: Es muss einen Grund haben, dass die für die meisten Menschen geltende Pflicht zum Realnamen durchgesetzt werden soll, und sei es gegen gewisse Widerstände. Mit Geld spielt eine Unternehmung schließlich nicht, auch nicht Google. Geld kommt nicht aus der Steckdose und Geld regnet nicht vom Himmel, sondern es wird erwirtschaftet. Auch von Google. »Google Plus« hat Geld gekostet und kostet Geld.

Zwei Dinge werden bei »Google Plus« und vergleichbaren »Diensten« (das ist ein wirklich unpassendes Wort, denn diese Websites dienen nicht uns Menschen, sondern wir Menschen dienen ihnen, indem wir ihnen die Handelsware »persönliche Daten« aktiv liefern und zu allem Überfluss auch noch aktiv technisch verwertbar aufbereiten) sehr häufig zutreffend angegeben: Das Geburtsdatum (die meisten Menschen freuen sich über Glückwünsche und Gratulationen, vielleicht gar Geschenke) und der Wohnort.

Was bedeutet es, wenn sich zu diesen beiden Angaben noch ein echter Name gesellt, der mit der Angabe im Ausweis mit vielleicht geringen Abweichungen übereinstimmt?

Wenn der Name nicht gerade »Hans Müller« lautet und der Vorname nur gängige Verniedlichungen und Abwandlungen enthält, so dass man ihn leicht mit einer kleinen Datenbank auf den richtigen Namen zurückführen kann, denn bedeutet die Angabe eines Realnamens zusammen mit dem Wohnort und dem Geburtsdatum (bei dem wohl öfter einmal das Jahr nicht stimmt, was auch kein so großes Problem sein wird), dass durch Zusammenführung mit anderen Datensammlungen die Anschrift und die reale Identität vieler Nutzer von »Google Plus« ermittelt werden kann. Ja, in kleineren Orten (sagen wir mal: von der Größe Hildesheims) und bei weniger häufigen Namen wird diese Zuordnung zu einer Anschrift eindeutig. Ohne Daten darüber zu haben, schätze ich pessimistisch, dass diese eindeutige Zuordnung bei mindestens drei Viertel der Nutzer gelingen kann. Vollautomatisch, ohne dass weitere, ebenfalls leicht automatisierbare Analysen erforderlich wären – wie etwa das Durchscannen von Mails bei »Google Mail« (das darf Google gemäß seiner Nutzungsbedingungen) und von Statusmeldungen bei »Google Plus« nach den Namen von Lokalitäten, die von anderen Nutzern ja freundlicherweise ebenfalls völlig kostenlos in »Google Maps« erfasst und damit für Google auswertbar gemacht werden. Ein Schelm, wer glaubt, bei Google könne keiner Daten auswerten!

Wenn die bei Google anfallenden Daten – immerhin die Handelsware von Google – mit anderen Datensammlungen zusammengeführt werden (Telefonbücher, Adressverzeichnisse, Anschriften in archivierten Briefen oder am wahrscheinlichsten: Datensammlungen der Reklameindustrie), denn ist es also möglich, beinahe jeden, der sich mit einer nahe liegenden und häufig verwendeten Abwandlung seines Namens bei »Google Plus« herumtreibt, zu identifizieren und einer Postanschrift zuzuordnen. Was allein diese Möglichkeit für einen Marktwert hat, kann ich nicht abschätzen, aber dieser wird nicht gering sein – schon relativ einfache Auswertungen über die Statusmeldungen ermöglichen darüber hinaus ein »psychologisches« (im Sinne der Werber und sonstiger Fäkalmaden) Einsortieren nach geschäftlich interessanten Kriterien.

Dazu kommt aber noch mehr. Denn die im Regelfall vollständig identifizierte Person gibt ja viel mehr über sich bekannt. Genau dafür ist man ja bei »Google Plus«.

Ich habe in den letzten Tagen viele von den Menschen, die mir von »Google Plus« so surreal vorschwärmten, als handelte es sich dabei um die beste Erfindung seit dem Rade, gefragt, was denn an »Google Plus« so viel besser wäre als… sagen wir mal… an »Facebook«. Das ist ja eine nahe liegende Frage. Wenn darauf nichts Substanzielles genannt werden kann, denn handelt es sich um eine in erster Linie religiöse Aussage, um eine Auswirkung des leider so gewöhlich gewordenen Markenfetisches. So etwas betrifft zwar sonst vor allem Dinge mit dem Abbild eines Apfels darauf, aber die Inhaber der Marke »Google« tun auch einiges zur Förderung dieser materialistischen Parareligion.

Nun, beinahe jeder sagte mir: »Die Circles«. Das ist es, was »Google Plus« besser macht als Facebook und Twitter.

Oh ja, in der Tat… »Google Plus« macht es »besser« als Facebook und Twitter, dem mag ich nicht widersprechen. Ich meine es nur etwas anders.

Wer wissen will, was ich meine: Ich bringe mal einen kleinen Screenshot – allerdings habe ich darin die Namen verpixelt und die Avatare, wenn es welche gab, gegen den Standardavatar auf »Google Plus« ausgetauscht, und weil ich das nicht sehr gründlich getan habe, kann es zu Abweichungen von einem Pixel gekommen sein:

Screenshot der 'Circles' in 'Google Plus'

Wenn man sich neu angemeldet hat und zum ersten Mal in die »Circles« schaut, sieht man im oberen Bereich eine Liste der Menschen, mit denen man jemals Kotakt über Google Mail hatte, selbst, wenn dies schon so lange her ist, dass man es gar nicht mehr weiß. (Es sind bei mir so wenige, weil ich »Google Mail« ausschließlich als Weiterleitungsadresse für völlig spamverseuchte Mailadressen nutze.) Unten sind Kreise, in die man diese Menschen einsortieren kann, um zu entscheiden, welche Art von Statusmeldungen diese Menschen sehen sollen.

Man kann solche Kreise selbst erstellen, aber »Google Plus« hat schon etwas vorgesorgt und dank der Tooltips, die durch ein bisschen »Javascript-Zauberei« eingeblendet werden, wird wohl auch jedem klar, wie das gemeint ist. Bei »Freunde« steht zum Beispiel, nachdem dieses Wort durch MySpace und Facebook bis zur Unkenntlichkeit entwertet wurde, folgender Text: »Ihre echten Freunde, denen sie auch private Dinge anvertrauen möchten«. Zu »Familie« steht: »Ihre Familie mit so vielen oder wenigen Verwandten, wie sie möchten«, damit da auch ja reingeschoben werde, was verwandt und verschwägert ist. »Bekannte« wird erklärt mit »Hier können Sie Personen einordnen, die sie kennen, die ihnen aber nicht so nahestehen«. Schließlich gibt auch noch »Nur folgen«, was mit »Personen, die sie nicht persönlich kennen, deren Beiträge sie aber interessant finden« erläutert wird.

Und in diese Kreise kann und soll man also seine alten Kontakte hineinziehen, und natürlich auch alle Kontakte, die man demnächst über »Google Plus« knüpft. Die bunte Glasperle Der angebliche Vorteil dabei ist es, dass der Nutzer von »Google Plus« auf diese Weise fein steuern kann, welche Personenkreise die Statusmeldungen sehen sollen, so dass nicht die gesamte Kommunikation öffentlich ist (wie dies zum Beispiel bei »Twitter«, dieser über den Kanal des Internet realisierten »Rund-SMS ohne Telefonempfang«, üblich ist).

Aber natürlich ist Google der größte Nutznießer. Dass Daten über persönliche Beziehungen offengelegt und in die Hände irgendwelcher Unternehmungen gegeben werden, ist ein Hut, der so alt ist wie die ganzen Web-Zwo-Nulldienste. Mit den »Circles« und den ach so praktischen Vorgaben gelingt es jedoch erstmals, viele Anwender dazu zu bewegen, einen »sozialen Sinn« der persönlichen Beziehungen in einer Form zu erfassen, die ideal für die Auswertung solcher Daten durch automatische Prozesse ist… und das, wohlgemerkt, in einem Kontext, in dem beinahe jeder Teilnehmer vollständig persönlich identifizierbar ist und in dem die gesamte, ebenfalls über Google laufende »private« Kommunikation über E-Mail von Google mitgelesen werden darf, kann und mitgelesen werden wird. Wie weitgehend die Schlüsse sind, die sich durch einfaches Durchscannen der Mailtexte nach Schlüsselwörtern zusätzlich ziehen lassen, kann sich hoffentlich jeder vorstellen.

Es wird nicht nur klar, wer was mit wen zu tun hat, sondern auch ein Gutteil des »Warum« darin wird beleuchtet. Das hat »Google Plus« etwas »besser« gemacht als »Facebook« und der andere, schon länger etablierte Mitbewerb – Google hat einen bequemen Weg gefunden, die Menschen fast unmerklich zu noch mehr nützlicher Dateneingabe zu motivieren. Im Ergebnis entsteht in den Datenbanken bei Google ein »sozialer Graph«, dessen Verbindungslinien auf vielfache Weise zusätzlich quantifiziert sind und mit einer unbekannten Menge zusätzlicher Informationen über die abgebildete menschliche Beziehung versehen werden können: ein Abbild des menschlichen Miteinanders eines erheblichen Ausschnittes der gesamten Weltbevölkerung. Nicht etwa als öffentlich zugängliche Ressource, was einige sicher schon schlimm genug fänden, sondern als Herrschaftswissen einer wirtschaftlichen Unternehmung, das bleibende Macht sichern soll. Jene vielen Schafe hingegen, die dort gerade eifrig und in »benutzerfreundlicher« Schnittstelle für Google dieses Herrschaftswissen erfassen und sammeln, sie zementieren damit ihre künftige Ohnmacht. Und. Blöken begeistert.

Ich bin mir übrigens sicher, dass noch während der Beta-Phase eine weitere Vorgabe für die »Circles« dazu kommen wird, nämlich die »Kollegen«. Diesen »Circle« vergessen zu haben, ist beinahe sträflich – aber wenn dieser »Circle« nur oft genug von Hand angelegt wurde, werden es die emsigen Tracker, Profiler und Datensammler bei Google schon merken, dass es für sie besser und bequemer ist, einen technisch leichter auszuwertenden Standard für ihre neuen Nutzer vorzugeben. Damit auch. Möglichst viel des gesamten sozialen Bezugsrahmens möglichst vieler identifizierbarer Einzelpersonen für allerlei Zwecke zur Verfügung steht… die Google natürlich Geld einbringen sollen.

Oder hat etwa jemand allen Ernstes geglaubt, bei diesen »Circles« ginge es nur um Benutzerfreundlichkeit?

Es bleibt nur noch die Frage, was Google mit einer solchen Datensammlung anfangen will – und darüber sind zurzeit nur Spekulationen möglich. (Alles bisherige war nicht besonders spekulativ.)

Natürlich könnten die Daten ganz oder teilweise der Reklameindustrie verkauft werden – oder vielleicht auch mal an zahlungskräftige repressive Staaten, die an solchen Daten Interesse haben und die Investition in den eigenen Geheimdienst sparen wollen. Aber dieses Vorgehen wäre nicht google-like. In den letzten Jahren hat Google sehr viele Bemühungen an den Tag gelegt, sich zu diversifizieren, so dass das, was einst den Ruf Googles begründete – eine gute und schnelle Suchmaschine – inzwischen nur noch eine »Nebensache« ist, an deren technischer Weiterentwicklung im Zeitalter organisierter und massiver SEO-Spam² auch niemand mehr ernsthaft zu arbeiten scheint. Zum Schaden aller Nutzer.

Von daher erwarte ich eher, dass Google bald mit einem eigenen Dienst am Markt auftreten wird, um sich dauerhaft als Reklameindustrieller auch außerhalb des Internet zu positionieren. »AdSense« war zwar ein großer Erfolg, aber die Zeit der Werbung im Internet ist so gut wie vorbei. Letztlich war die Idee, im Web Geld zu machen, ein »Geburtsfehler«; es war das Web doch von seinem Design her für Offenheit und allgemeine Zugänglichkeit seiner Inhalte ausgelegt, das genaue Gegenteil jener Knappheit, die zur Grundlage eines Geschäftes werden kann. (Das heißt natürlich nicht, dass nicht über das Medium Web erfolgreich gehandelt werden konnte, was ja auch geschah und geschieht.) Die Idee, in diesem offenen Strom durch Reklameeinblendungen Geld zu machen, ist insofern absurd, als dass es sich bei der Reklame um einen »Inhalt« handelt, der von den meisten Menschen nicht gewünscht ist. Die Werber in ihrer dummen Gier haben dann ein paar Jahre lang versucht, Reklame im Netz immer aufdringlicher und unübersehbarer (und später mit ihrem plärrenden Flash-Ads sogar unüberhörbarer) zu machen und auf diesem Weg die mit Reklame angereicherten Websites immer unbenutzbarer gemacht – und damit haben sie etwas angestoßen, was dem Geschäftsmodell »Monetarisierung durch eingeblendete Reklame« den Boden unter den Füßen wegzog: Die Entwicklung wirksamer und auch für technische Laien leicht benutzbarer Werbeblocker für jeden populären Browser. Ein immer noch sehr großer Teil des World Wide Web ist ohne Adblocker gar nicht genießbar. Werbung sehen nur noch neue Netznutzer, und auch jene nur so lange, bis ihnen jemand zeigt, wie schön das Internet in Wirklichkeit sein kann… oder eben diese völlig naiven Menschen, die mangels intellektuellen und finanziellen Vermögens nur wenig als eine »Zielgruppe« (ein zynisches Unwort ist das) geeignet sind³.

Auch die relativ unaufdringlichen AdSense-Werbungen sind von dieser allgemeinen Blockade jeder unerwünschten Reklame betroffen. Und Google ist mit Sicherheit ein Unternehmen, das auf diese Entwicklung einen sehr genauen Blick wirft. Denn zurzeit ist AdSense der einzige Google-Dienst, der für Google Umsatz erzeugt…

Denn. Vom Ruf vergangener Tage kann niemand leben. Das haben auch schon Unternehmungen mit wirklicher Tradition erfahren müssen.

Anmerkung: Ich habe mir »Google Plus« ein wenig angeschaut, bevor ich darüber geschrieben habe. Dieser Einblick hat mir gereicht, einen persönlichen Nutzen dieses Angebots kann ich für mich nicht erkennen. Während der Beta-Phase werde ich die Entwicklung noch ein wenig aus mehr technischem und psychologischem Interesse verfolgen. Mein Dortsein ist also nicht von Dauer. Deshalb ist und wird es auch nirgends verlinkt. Wer »mich« dennoch unbedingt in irgendwelche Kreise ziehen möchte, besinne sich auf die Suchfunktion in »Google Plus« oder die Eingabe meines Namens in die Suchmaschine von Google – beides führt unmittelbar zum Ziel. Es wäre ja auch zu seltsam, wenn Googles eigene Machenschaften in Google-Suchergebnissen nicht ganz oben stünden… 😀

Fußnoten

¹Ich schreibe »Google Plus« und verzichte auf die Verwendung des von Google vorgesehenen, nicht alphabetischen Sonderzeichens.

²Ich nenne das geistlose Zuschütten der Indizes von Suchmaschinen mit allerlei verlinkten Keywords an allen möglichen und unmöglichen Stellen Spam. Ich nenne »Inhalte«, die erkennbar nicht mehr für Menschen, sondern für Googles Algorithmen erstellt wurden, Spam. Ich nenne fast alles Spam, was von einem gewissen Lumpenproletariat des Internet unter eifrigen Ablassen von Bullshit-Sprechbläschen als SEO verkauft wird. Für jene SEOs, die darunter vor allem das verstehende und wissende Handwerk einer angemessenen technischen Aufbereitung eines Internetauftritts und einer vernünftigen, indizierbaren und logisch navigierbaren Darstellung von Inhalten sehen, tut es mir leid, wenn ich dauernd (nicht nur hier) SEO-Spam schreibe. Ich lege SEOs, die sich davon auf dem Schlips getreten fühlen, nahe, sich eine weniger anrüchige und nicht nach zwielichtigen Machenschaften klingende Bezeichnung für ihre Dienstleistung zu suchen, um gar nicht erst in diesem markant duftenden Dunstkreis aufzuscheinen. Einige haben das auch schon getan. Wer sagt denn auch gern von sich, dass er beruflich etwas macht, was für einen Großteil der Mitgestalter des Internet einfach nur noch Spam ist.

³Ein Teil des Niedergangs der ehemals großen Web-Zwo-Nullklitsche »MySpace« ist meiner Meinung nach auch der Tatsache geschuldet, dass sich gewisse Teile der Website ohne Adblocker nicht mehr nutzen lassen, während gleichzeitig die Werbung dort bis zur Unerträglichkeit nervt. Klar, dass Menschen mit einem Restgefühl ihrer eigenen Würde die erste erträglichere Alternative verwenden, die sich ihnen bietet – und das, was dann verbleibt, zieht nicht mehr viele an.

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