Zum Ende des Jahres: An den Journalisten…

Nachdem ich einige Male völlig im Ernst und in akzeptabler Weise auf meinen griffigen und polemischen Tonfall gegenüber Journalisten – also Menschen, die dafür bezahlt werden, dass sie Wegwerftexte schreiben, in deren Umfeld die Lüge der Reklame vermarktet wird – angesprochen wurde, hier meine kleine Liste von Tipps für Journalisten, mit denen es ihnen gelingen kann, meine vollständige Verachtung zu vermeiden und irgendwie diskutabel zu werden:

  1. Vergiss nie, dass du dich in den meisten Sachbereichen nicht auskennst! Und vor allem: Fang niemals an zu glauben, dass die Beschimpfung und Verachtung von Lesern, die sich in einem bestimmten Sachbereich aus intensivem Interesse oder beruflichen Gründen besser auskennen als du, ein adäquater Ersatz für Kompetenz ist.
  2. Trenne Fakten, deine Einschätzungen und deinen Kommentar so voneinander, dass sie für Leser unterscheidbar sind! Für den Fall, dass du es nicht mehr weißt: Fakten sind die Antworten auf das Wo, das Wann, das Warum, das Wie und das Wozu eines Ereignisses; Einschätzungen sind deine hoffentlich begründbaren Vermutungen über das Wozu und das Wie sowie über die kurz- und mittelfristige Aussicht und Bedeutung; Kommentar ist deine Meinung dazu. Fang niemals an zu glauben, dass die von dir immer wieder gelieferte Antwort auf die Frage »Wie haben sie sich gefühlt« ein adäquater Ersatz für Fakten ist!
  3. Denk daran, dass du entbehrlich wirst! Es ist nicht mehr sehr lange hin, bis der Großteil der journalistischen Texte von Computerprogrammen verfasst wird¹, und es würde mich nicht verwundern, wenn Computerprogramme das Schreiben aus Lesersicht besser und aus Verlegersicht billiger hinbekommen als du, und dann gibt es auch für dich genau das Hartz IV, das du mit so großer Freude begrüßt, im Vorfeld herbeigeschrieben und deinen Lesern als leckeren Bonbon verkauft hast. Auch, wenn Elend und Aussichtslosigkeit noch nie der Ort waren, an dem Menschen ihren Stolz verlernt haben: Sei dir deiner Situation bewusst!
  4. Überwinde den Wegwerfcharakter deiner Arbeit und verfolge langfristig Themen, statt sie im Strom der immer neueren Nachrichten hinfortreißen zu lassen! Wenn dein Arbeitgeber dir das nicht bezahlen will, kündige und such dir einen anderen Arbeitgeber oder mach etwas eigenes! Jede andere deiner Tätigkeiten kann ein Computer besser und billiger, und deshalb wirst du sowieso bald gekündigt werden, wenn man dir deine eigentliche mögliche Stärke nicht gestattet.
  5. Hör auf mit deinen lächerlichen, intelligenzverachtenden Manipulationsversuchen aus der Mottenkiste der billigen Propaganda! Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie du im Jahr 2017 vor der Bundestagswahl jedesmal vor dem Parteienkürzel »AfD« wie eine dumme Maschine das Attribut »rechtspopulistisch« gesetzt hast, um die Wahlentscheidung deiner Leser zu beeinflussen, und wie du nach der Bundestagswahl mit dieser Lächerlichkeit aufgehört hast. Jeder Zwölfjährige, dessen Intelligenzquotient über der Zimmertemperatur liegt, kann die manipulative Absicht solcher Schreibe erkennen, in ihrer Bedeutung einordnen und wird dir die Verachtung seiner Intelligenz als Verachtung deiner Person und deines Tuns zurückgeben. Finde dich einfach damit ab, dass es sowohl sehr konservative Menschen als auch Menschen mit geschlossenem rechtsradikalen Weltbild in der BRD gibt! Nein, das gefällt mir auch nicht, aber die Wirklichkeit hat sich frecherweise noch nie darum bekümmert, ob sie mir gefällt. Vielleicht ist das sogar ein gutes Beispiel für ein Thema, das du langfristig journalistisch begleiten kannst…
  6. Versuch Kenntnis, Verständnis und Einsicht bei deinen Lesern hervorzurufen, nicht eine schnell aufgeschäumte Emotion! Ich weiß, dass das schwierig ist, weil es eigene Kenntnis, eigenes Verständnis und eigene Einsicht voraussetzt, die erst einmal mit recht hohem Aufwand (und ohne Gewissheit ihrer Nützlichkeit) erarbeitet werden müssen. Und nein, die Benutzung von Google ist kein Ersatz für eigene geistige Arbeit. Deshalb empfehle ich dir ja auch, langfristig Themen zu verfolgen, weil das auch zur Erarbeitung echter Kompetenz führt. Oder, wenn dir das zu aufwändig sein sollte, geh einfach in den Sportjournalismus, zu einem Arsch- und Tittenblatt wie der Bunten oder zu Adelsgerüchterstattungen der Marke Neue Welt!
  7. Hüte dich vor der Falle des postmodernen Feminismus und vor vergleichbaren Parawissenschaften! Eine Wissenschaft, die Wissen schafft, entsteht nicht durch akademische Grade und schrille Postulate in Artikeln und Büchern von Menschen mit akademischen Graden, sondern durch eine Betrachtung der Wirklichkeit, die zu falsifizierbarer Theoriebildung führt. Generell ist die poststrukturalistische Idee, dass die Wirklichkeit durch Sprechakte entsteht, statt dass Sprache eine gebieterische Wirklichkeit in Worte zu fassen sucht, eine direkte Fortsetzung der Vulgäresoterik des »Positiven Denkens« aus den Siebziger Jahren im akademischen Milleu, eine Sackgasse der Erkenntnis und eine intellektuelle Bankrotterklärung. Die Frage, ob es sich dabei um »Opium der Linken« (frei nach Marx) oder um »Opium für die Linke« (frei nach Lenin) handelt, könnte ich dir auch nur durch Vermutungen beantworten, die du zurzeit noch als »Verschwörungstheorien« verunglimpfen würdest.
  8. Hüte dich vor Statistik- und Mathematikmissbrauch! Wenn du über das ständig anwachsende Privatvermögen »der Deutschen« oder Vergleichbares schreibst, dann betrachte dazu nicht den arithmetischen Mittelwert, der auch dann steigt, wenn nur die kleine Minderheit der Besitzenden noch besitzender wird, während erhebliche Teile der Bevölkerung verarmen, sondern betrachte den Median, die die Wirklichkeit der allermeisten Menschen wesentlich besser widerspiegelt! (Wenn du etwas ausführlicher schreiben willst, darfst du gern auch das arithmetische Mittel und die Standardabweichung nebst einer Erklärung aufführen.) Ich weiß, dass deine Agenturen dir nur den arithmetischen Mittelwert liefern, aber du willst ja Journalist sein, also recherchiere selbst! Wenn du dann bemerkst, wie sehr du schon zum Instrument einer zentral gesteuerten Propaganda geworden bist, um so besser, denn Einsicht ist der erste Schritt auf dem Weg der Besserung. Hoffentlich fällt es dir dann auch schwerer, die zunehmende Verarmung und Verschuldung immer breiterer Bevölkerungsschichten in der BRD als »mangelndes Verbrauchervertrauen« zu bezeichnen, wenn mal wieder weniger im Einzelhandel gekauft wurde, als die Kaufleute gern gehabt hätten.
  9. Apropos Mathematikmissbrauch: Wisse genau und mach es dir immer wieder bewusst, dass eine Korrellation keine Kausalität bedeuten muss! Für sich allein sagt eine Korrellation ohne plausible Angabe, wie der eine Wert den anderen beeinflussen kann, gar nichts. Darauf ist in besonderer Weise bei Gesundheitsthemen zu achten, bevor man einfach nur Presseerklärungen wiedergibt und damit den redaktionellen Teil zum Platz für kostenlose Reklame macht.
  10. Und vor allem: Sei dir klar darüber, dass du Fehler machen kannst, auch wenn du noch so gründlich und sorgfältig arbeitest, und geh auf Grundlage dieser Klarheit mit möglicher Kritik um. Jeder Mensch kann Fehler machen. Es ist nicht das Problem. Aber Arroganz ist ein Problem, und je kälter sie serviert wird, desto widerwärtiger wirkt sie.

Und zum Abschluss: Entschuldige mir bitte, dass ich dich die ganze Zeit duze, aber vor deiner Person, wie sie durch deine tägliche Arbeit hindurchschimmert, geht mir jeglicher Respekt ab. Für das Jahr 2018 wünsche ich dir, dass sich das ändert – aber das liegt vor allem an dir. 😉

¹Ich schätze, dass es weniger als fünf Jahre dauern wird.

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Wann? Und?

Wann ist in der Bundesrepublik Deutschland das letzte Mal ein Politiker, Polizist oder Geheimdienstler für eine Straftat bei seiner Amtsausübung verurteilt wurden? Und war das dabei verhängte Strafmaß genau so hoch wie bei einem »normalen« Bürger?

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Bruchsicherere Autos

Die Herstellung so genannter »Computersicherheit« durch die Verwendung von Antivirus-Programmen auf unsicheren Systemen ist, als passte man die Autos an die Schlaglöcher an, anstatt die Straße auszubessern.

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Nichts Neues zwischen Ihme und Blumenauer Straße

Sehr unscharfes und verrauschtes Foto aus dem Inneren des Ihmezentrums, das zwei Männer zeigt, die durch die Ruine gehen. Dazu der Text: Shoppen auf 25.000m² -- Intown verspricht den Lindenpark 2.0. Aber: Das Ihmezentrum ist immer noch eine Ruine.

Das wird sich auch 2018 nicht ändern. Da hilft alle PR und alles intelligenzverachtende Faseln von Urbanität und Heimat nicht. Es ist schon schade, dass man die Verantwortlichen für diesen Zustand nicht in ein Gefängnis einsperren kann, damit sie nicht noch mehr Schaden anrichten können, aber die Gefängnisse sind zurzeit voll belegt mit Brötchendieben, Schwarzfahrern und Haschrauchern.

Abriss: Jetzt. Alternativen: Keine.

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Übrigens, Microsoft…

Übrigens, Microsoft,

nachdem die »unverselle Plattform« sowie die Idee »Mobile first« jetzt endgültig gescheitert sind und ihr es zu meiner Überraschung sogar selbst bemerkt habt, könntet ihr euch zur Abwechslung vielleicht einmal bewusst machen, dass ein Desktop-Betriebssystem völlig andere Anwendungsfälle als ein Betriebssystem für Spielzeug-Computer wie Smartphones abzudecken hat, deshalb aus völlig anderen Gründen genutzt wird; und dann könntet ihr euch auf der Grundlage dieser leicht durch Analysen und Studien zu stützenden und zu präzisierenden Einsicht darauf konzentrieren, euren Nutzern und zahlenden Kunden wieder ein vernünftiges Desktop-Betriebssystem zur Verfügung zu stellen, das…

  1. …sich nicht alle paar Wochen über den Update-Mechanismus praktisch neu installiert (und dabei wegen immer wieder einmal auftretender Fehler für riesige wirtschaftliche Schäden sorgt);
  2. …nicht nach einem Update ohne Hinweis Benutzereinstellungen verändert oder zurücksetzt;
  3. …nicht als ein von den Handy abgeschautes Überwachungssystem konzipiert ist, das Daten einsammelt und »nach Hause funkt«;
  4. …auch in gewerblicher Anwendung, in der man geltende Datenschutzgesetze zu beachten hat, rechtssicher verwendbar ist; und das
  5. …generell den Käufern und Nutzern wieder die Selbstbestimmung über ihren Computer zurückgibt.

Wenn euch das nicht gelingt, profezeihe ich euch Folgendes für das gar nicht mehr so ferne Jahr 2020, in dem eurer Windows-7-Support beendet wird:

Die gewerblichen Windows-Installationen werden auch weiterhin und noch jahrelang später mit Windows 7 betrieben werden. Ein Update auf Windows 10 wird im Regelfall nicht stattfinden. Wenn der Weiterbetrieb mit Windows 7 zunehmend verantwortungslos wird, weil es immer schwieriger wird, gegen die nach und nach bekannt werdenden Sicherheitslöcher des im kommerziellen Umfeld verbreitetsten Desktop-Betriebssystemes der Welt anzukommen, wird dies nicht zu einer »Wechselstimmung« auf Windows 10 führen. Ganz im Gegenteil. Um betriebliche Anwendungen weiterfahren zu können, werden sowohl das sehr lebendige und jetzt schon oft brauchbare Wine-Projekt als auch das zurzeit in der Praxis noch eher unbrauchbare ReactOS starke Aufmerksamkeit und verstärkte Mitarbeit erhalten, um einen mit Rechtsunsicherheiten, administrativen Problemen und Datenschutzbedenken verbundenen Wechsel auf Windows 10 zu vermeiden. Sicher, das wird Jahre brauchen. Aber es wird kommen.

Danach seid ihr bei Betriebssystemen für die gewerbliche Computernutzung – also bei den Betriebssystemen, für die ihr sicher bezahlt werdet – völlig draußen. Mit einer großkalibrigen Waffe selbst ins Knie geschossen habt ihr euch allerdings schon lange vorher, als ihr mit aller Gewalt und offener Spamreklame auf dem Desktop eure dumme Idee »Mobile first« gegen den Willen eurer Nutzer verfolgt habt – anfangs so weit gehend, dass ihr eine telefon-optimierte Fliesenoberfläche zum alternativlosen Standard auf Desktop-Computern machen wolltet. Das war gnadenlos dumm. Sowohl in eurer innerbetrieblichen Kultur als auch im Ansehen eurer Nutzer habt ihr euch von dieser Wahnidee noch nicht wieder erholt. Da hat auch euer Pressematerial der Marke »Jetzt haben wir verstanden« nichts gebracht.

Eine derartige Entwicklung könnt ihr aber nicht wollen. Und, nur damit euch das klar ist: Eure gegenwärtigen gewerblichen Anwender wollen sie auch nicht, denn sie haben keine Lust auf die damit verbundenen Risiken und Kosten.

Nicht helfen wird es euch, dass es euch gelungen ist, im Zuge eures Umzugs nach München den SPD-dominierten Rat der Stadt München offenbar so weit zu korrumpieren, dass die Stadtverwaltung demnächst unter hohen Kosten und Inkaufnahme erheblicher technischer Probleme von LiMux zu Windows migrieren wird. Ich höre geradezu die böse flehenden Gebete eurer satanischen¹ PR-Abteilung, dass es in München nicht bald danach zu einem Problem mit Schadsoftware kommt…

Deshalb, Microsoft: Gebt den Menschen einfach wieder ein benutzbares Desktop-Betriebssystem! Dass ihr das könnt, habt ihr in der Vergangenheit immer wieder unter Beweis gestellt. Also macht es!

Diese Unternehmensberatung wurde euch völlig kostenlos gegeben von eurem
Nachtwächter

¹Satan: hebr. »Feind«. Wer PR macht, ist zwangsläufig und immer ein Feind derer, die von dieser PR erreicht werden sollen und die er mit Lügen, Einseitigkeiten und Appellen an die dumme Psyche manipulieren und übern Tisch ziehen will.

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