Der SPIEGEL hätte die Möglichkeit gehabt, eine seriöse, ausgewogene Berichterstattung zu machen, in der alle Seiten mit ihren Argumenten zu Wort kommen und ernst genommen werden. Stattdessen leuchtet er mein Dekolleté aus! – Tja, Scheißjournaille eben. Wenn einer aus diesem extrakalten Umfeld etwas will, sagt man am besten ein deutliches »Nein« und schreckt bei Aufdringlichkeit auch vor einer angemessenen Notwehr nicht zurück. Ansonsten wird man nach Marktgesichtspunkten professionell zum Content verwurstet, zum Angelhaken, mit dem die Leute zur Scheißreklame in der Scheißjournaille gezogen werden. Egal, wer und was dabei auf der Strecke bleibt. Ob Spiegel oder Bildzeitung, ob seriös verpackt oder als psychischer Jahrmarkt dargeboten, das Geschäft der Contentindustrie ist immer das selbe. Und alles Gefasel vom »gesellschaftlichen Auftrag« und von »politischer Bildung« ist die lauwarme Luft nicht wert, die aus dem verlogenen Maul strömt.
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Nachtwächter
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Arbeitsagentur des Tages: Sie sind 19 Jahre alt, weiblich, haben ein ansprechendes Auftreten? Tja, dann arbeiten sie doch im Puff! Aber hey, sobald die Journaille in dieser Sache zu recherchieren beginnt, entschuldigt sich die freundliche Schreibtischtäterin der Agentur für billige Körper und Elendsarbeit sogar bei ihrem Opfer. Das ist doch immerhin nett.
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Was machen Herrenmenschen, die zwar Geld haben, aber »keine Zeit mehr haben, Frauen kennenzulernen«? Klar, man könnte einfach ins Bordell gehen. Das ist aber unwirtschaftlich, wenn man da drei- bis viermal pro Woche hingeht, hohe gutsherrschaftliche Ansprüche hat und es jedesmal dementsprechend teuer wird. Zwei sympathische, junge Herrenmenschen haben das etwas anders gelöst, sie »vermieten« eine ausgesprochen große Wohnung in bester Münchner Lage für umsonst an eine von ihnen selbst ausgewählte Frau, die dafür einfach nur viermal in der Woche die Beine breit machen soll [Das ist von ImmobilienScout24 soeben nach vermutlich nicht nur einer Meldung entfernt worden, was eine weise Entscheidung war – aber ganz so schnell vergisst das Internet nicht: Dauerhaft archivierte Version der inserierten Wohnung]. So kommt der Geldadel der Jetztzeit in der allgemein ausgebreiteten Armut bei ständig steigenden Kosten für die Lebenshaltung an seine neuen Privilegien, bis hin zur Fickflatrate. Und ihre Freunde aus der classe politique sprechen weiterhin von den magischen Selbstheilungskräften des Marktes und greifen kein bisschen ein, wenn die Mieten explodieren, die Löhne sinken und auch das Leben gut ausgebildeter Menschen aus einem Praktikum nach dem anderen besteht. [via]
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Diakonie des Tages: In Himmelsthür bei Hildesheim sollen sich die Bewohner einer Behinderteneinrichtung prostituiert haben, um ihr Taschengeld ein bisschen aufzubessern oder auch nur mal, um ein paar Zigaretten zu haben. Das ist natürlich eine ganz schreckliche Vorstellung. Also jetzt nicht, dass die Leute dort so wenig Geld für ihre persönlichen Bedürfnisse haben, dass der Vorwurf, dass sie (womöglich mit Wissen der Mitarbeiter der Einrichtung) auf den Strich gingen, offenbar für jeden Beteiligten völlig glaubwürdig ist, sondern… ähm… ja, das andere.
Nachtrag 16. Januar: Die Prostitutionsvorwürfe scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben und nur auf Gerüchten zu beruhen. Dass sie mutmaßlich so wenig Geld zur Verfügung haben, dass es als glaubwürdig betrachtet wird, sie würden für ein paar Zigaretten auf den Strich gehen, ist eine andere Sache, aber das findet ja niemand so schlimm.
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ARGE des Tages: Wie frau, du hast Hartz IV und es gibt niemanden mehr, der dich für gewöhnliche Arbeit bezahlen will? Dann prostituier dich doch einfach, ist ja auch nur ein »Minijob«! Hauptsache, wir haben dir irgendwas vermittelt.
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Femokratur des Tages mit leichtem Mittelalter-Geschmack. Die französische Sozialministerin will die Kunden von Prostituierten bestrafen, weil sie der Auffassung ist, dass es keine freiwillige Prostitution gibt. Eine interessante Auffassung (die sicherlich in vielen Fällen sogar zutrifft). Ich empfehle der werten Frau Bachelot, einmal einer anderen Frau zuzuhören. [Warnung! Empfindliche Gemüter werden das verlinkte Video sehr verstörend finden, und Feministinnen werden es gar nicht fassen können und einen sofortigen Geifer- und Beißreflex bekommen.]
Nachtrag: Heute verschwinden die Videos bei YouTube mal wieder schnell. Wer einen Account hat und nichts gegen etwas hat, was manche Menschen ein wenig verstören könnte, hier gibts dieses Dokument nochmal.
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Web 3.0 des Tages: In Berlin kann man vielleicht demnächst sein Autokennzeichen oder auch sein Foto im Internet wiederfinden, wenn man sich auf dem Straßenstrich eine Nutte angelacht hat. Eine tolle Idee und scheiß auf Datenschutz und dieses Ding mit der informationellen Selbstbestimmung, deshalb haben SPD und CDU auch zugestimmt…
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Für diese satte Abrechnung mit dem Mythos, dass jede Frau, die auf den Strich geht, als Opfer zu betrachten sei, muss ich doch rasch nochmal online gehen, um sie zu verlinken. Mein persönliches Sahnestückchen im zitierten Interview: »Das sind Vorstellungen von weissen, christlichen Mittelstands-Frauen, die dann auf die ganze Welt projiziert werden« – patsch! Das sitzt!
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An der Blogbar kann man mal wieder mit wachsender Übelkeit lesen, wie Werber durch ihre blindwütigen, alles vermarktenden Augen die Zukunft des Bloggens sehen: »Blogger können eine Marke ins Gespräch bringen, nach vorne bringen und kritisieren. Dass Unternehmen also die Blogger erreichen müssen, wird immer mehr ins Bewusstsein rücken. Die Marken und Produkte der Unternehmen sind so oder so im Gespräch. Ob Unternehmen das wollen oder nicht. Es ist Aufgabe der Agenturen, Blogs und User-Generated-Content so zu nutzen, dass es die Markenführerschaft – die unbedingt beim Unternehmen bleiben muss – unterstützt. Hierbei wollen wir kompetenter Partner sein.« – ein Bloghoster, der solche Worte in das Netz speit, ist nicht gerade eine Empfehlung fürs Bloggen. Wie bitte sehr wollen die denn »kompetente Partner« sein, wenn die Nutzer des dortigen Angebotes zum leichten und kostenlosen Bloggen eine ganz andere Meinung von den
FetischenMarken haben? Etwa durch stilles Entfernen missliebiger Einträge? Oder durch Gewährung finanzieller Appetithäppchen für jene, die sich zu Groschennutten der Reklamefreier machen wollen? Oder vielleicht sogar mit beidem, hat sich das mit dem Zuckerbrot und der Peitsche doch auch in der Dressur von Tieren bewährt? Fragen über Fragen, aber eines bleibt bei allem Fragen fraglos klar: Wer wirklich bloggen will und wer in seinem Blog etwas aus seiner eigenen Persönlichkeit – ganz unabhängig von den jeweils bestehenden Anforderungen des Werbegeschäftes – schreiben will, der sollte nach dieser einen und inhaltlich unmissverständlichen Ansage um blog.de einen wirklich großen Bogen machen, wenn er über die Nutzung eines kostenlosen Blogdienstes nachdenkt. Und wer schon dort ist, sollte seine Entscheidung wohl auch besser überdenken – schließlich ist das Befüllen eines dort liegenden Blogs keine Ehe, sondern etwas, was sich leicht beenden lässt.