Nach so viel Trübsinn die erfreulichen Meldungen aus dem Ergebnis des heutigen Wahltages – die natürlich Spuren von Unsachlichkeit, unangemessener Ausdrucksweise und schelmischer Heiterkeit enthalten können:
Uwe Schünemann, Innenminister mit zuweilen stark gestörtem Verhältnis zum Rechtsstaat, hat nicht nur sein Direktmandat verloren, sondern wird gar nicht mehr in den Landtag einziehen, obwohl er mit seinem fünften Platz auf der Landesliste eigentlich recht sicher drin war. Die CDU hat dermaßen viele Direktmandate mit ihren Kandidaten errungen, dass kein einziger Kandidat über die Landesliste in den Landtag kommt. Der Herr Nochinnenminister wird sicherlich andere Freizeitbeschäftigungen als die Verwandlung braunschwärzlicher Ideen in Innenpolitik finden.
Doris Schröder-Köpf, die mit ihrem Promibonus als Gesponsin des Hartz-IV-Bier-her-Puff-und-Nuttenkanzlers Gerhard »Putin ist ein lupenreiner Demokrat« Schröder den an sich sehr sicheren Wahlkreis Hannover-Döhren wegen ihrer Leistung des richtigen Heiratens zugeschanzt bekommen hat, hat es geschafft, diesen Wahlkreis deutlich zu verlieren. Es war der einzige Wahlkreis in Hannover, der für die SPD verloren ging. Möge die SPD dies bitte als Wink des Wählers mit dem Baseballschläger begreifen und sich möglichst schnell möglichst vollständig entschrödern – und möge Frau Schröder-Köpf in ihrem realitätsfernen Hirnkästchen unter der Frisur bemerken, dass dieser Verlust allein ihr geschuldet ist. Gruß an dieser Stelle auch an Sigrid Leuschner, die genau diesen Wahlkreis zwei Mal hintereinander sicher gewonnen hat¹ vorher für die SPD in diesem Wahlkreis antrat, bevor er (mutmaßlich nur wegen der Presse- und Kamerawirkung dieser Person) der Frau Schröder-Köpf übergeben wurde.
Die NPD Niedersachsen hat bei ihrer Agitation im Weltnetz wirklich alles gegeben und sich sogar der Dienste eines Stummeltextkanalanbieters aus den VSA bedient, aber aus völlig unverständlichen Gründen hat das nicht für ein beachtliches Ergebnis gereicht.
Qualitätsjournalisten übten sich in der Wahlberichterstattung angesichts des wirklich knappen Ausgangs mit Phrasen wie »Fotofinish« oder »ein sehr spannender, aufregender Wahlabend«. Die naheliegende Frage, warum sie im Ressort Politik arbeiten und nicht im ihren Charakter näherliegenden Sporte, haben sie sich weder gestellt noch gestellt bekommen und deshalb auch nicht beantwortet. Journalismus ist eben nichts weiter als ein Vehikel zur Entpolitisierung der Menschen.
Das Wahlergebnis ist gar nicht so überraschend wie überall getan wird. Die CDU erreicht 21,38%, die SPD 19,36%, die FDP kann sich mit 5,88% gerade über die 5-Prozent-Hürde retten, die Grünen sind mit 8,14% sicher darüber, die Linke ist mit 1,84% eine bedeutungslose Splitterpartei, die sonstigen Parteien teilen sich 2,79% der Stimmen der Wahlberechtigten in Niedersachsen. Klarer Wahlsieger sind trotz leichter Verluste im Vergleich zur letzten Landtagswahl die Nichtwähler mit ihren immer noch robusten 40,6%, die damit ihre Erfolgsgeschichte im Schatten der allgemeinen Politikerverdrossenheit fortsetzen.
Die Menschen, denen erzählt wird, dass so eine Wahl irgendeine Bedeutung hätte, werden keine besondere Änderung wahrnehmen. Etliche werden morgen schon wieder die inoffizielle Hymne der CDUSPDFDPGRÜNETC auf den Lippen haben, dieses Apparates, dessen gewählte Vertreter die alternativlosen Entscheidungen der Ausbeuter, Vampire und Besitzenden verkünden und sich dafür gut bezahlen lassen. Willkommen in der Kryptokratur!
¹Nachtrag: Der sachliche Fehler, dass Frau Leuschner die letzten beiden Male ihren Wahlkreis Hannover-Döhren gewonnen hat, ist durchgestrichen. Danke SvOlli! (Verpeilt!)