Heute mal eine Frage an alle Programmierer mit einem bisschen Web-Erfahrung: Was kostet eigentlich eine im Internet verfügbare, von Lesern durchsuchbare Liste staatlich finanzierter Äpps in der Programmierung? Ratet mal!
Hmm. Eine SQL-Tabelle mit den Äpps. Wenn man es ganz gut macht, zu jeder Äpp noch eine Versionstabelle mit 1:n-Beziehung zur Äpp-Tabelle, ist aber vermutlich für diesen Zweck gar nicht nötig, weil ja niemand Interesse an veralteten Äpps haben wird. Aber gut, machen wir auch noch, weil es ist ja dummes Geld, also das Geld anderer Leute, das von Beamten ausgegeben wird – und denen kann man immer Archivfunktionen als etwas Wichtiges verkaufen, die wissen halt auch nicht, was ein Backup oder ein SQL-Dump ist. Dann brauchen wir ein Backend für die Datenpflege. Mit Anmeldemöglichkeit, also eine weitere Tabelle für Benutzer (mit einem Feld für die Berechtigungen). In einem Anfall vorbildlichen Designs gibt man den Äpps noch eine Kategorisierung mit Stammdaten aus einer weiteren Tabelle. Macht vier Tabellchen. Und ein Backend mit den Modulen Anmeldung, Abmeldung, Neueingabe, Suche, Neue Version anlegen, Äpp löschen. Stammdatenpflege. Eventuell müssen wir eine bestehende Liste von Äpps noch importieren, diese wird behördentypisch in Excel vorliegen, also werden wir die aus Excel als CSV exportieren und dieses CSV mit einem kleinen Perlskript in unsere Datenbank schaufeln. Schließlich brauchen wir noch ein ansprechendes Webfrontend für die Nutzer (gern auch mit einem bisschen AJAX, man ist ja modern) und eine Dokumentation, die geschrieben werden muss.
Hmm! Lassen wir den Webkram unseren langsamsten PHP-Developer in unverschämten dreißig Tagen schreiben (in Wirklichkeit machts der Praktikant oder Azubi, der ein paar Groschen dafür bekommt und sich das Geld für seinen Lebensunterhalt vom Jobcenter holt) und nehmen dafür hundert Euro pro Stunde, das macht 24.000 Euro. Das Design der Website macht unser Designexperte in zehn Tagen (in Wirklichkeit… ach, hatte ich schon), kommen noch mal 8.000 Euro drauf. Für die Analyse und das Datenbankdesign nehmen wir nochmal zehn unverschämte Tage zu 8.000 Euro, und schließlich noch ein Benutzerhandbuch für die Behördenmitarbeiter zu ebenfalls 8.000 Euro – dann haben wir dem Staat für eine an sich beinahe triviale Programmierung fast 50.000 Euro leichtverdientes Geld abgenommen. Gut, dass staatliches Geld so dumm ist, dass man dermaßen hohe Preise nehmen kann…
Das ist doch eine solide Rechnung, die ziemlich genau den üblichen Zuständen entspricht.
Nein, ist sie nicht! Die Entwicklung einer derartigen Anwendung durch Fraunhofer hat die Lächerlichkeit von rd. 260.000 Euro gekostet, und dazu kommen natürlich noch nicht weiter absehbare Folgekosten. Da sind eure Steuergelder bei der Arbeit!
Wie es bei Projekten aussieht, die ich nicht mehr einfach so in ein paar Minuten erfassen kann, kann ich mir jetzt immerhin vorstellen.
Bio am 9.1.2013 um 19:57
Tzja, das ist halt das Frauenhofer! Die haben sich doch den Heiligenschein patentieren lassen.
cassiel am 10.1.2013 um 09:00
»Mit anderer Leute Leder ist gut Riemen schneiden.«