Wenn staatliche Stellen auf privaten Rechnern einen hingepfuschten Bundestrojaner mit Sicherheitslöchern so groß wie ein Scheunentor installieren, denn ist das den Datenschützern einfach nur scheißegal. Die fragen da nicht nach, sondern glauben einfach, dass schon alles seine Ordnung hat. Nur, falls jemand glaubt, dass die irgendwie unabhängig sind und die Interessen der Menschen vertreten. Die sind einfach nur dafür da, ein bisschen »gefühlten Datenschutz« zu erzeugen. Mehr nicht. Und mehr machen sie offenbar auch nicht.
Monatsarchiv Oktober 2011
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Nachtwächter
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Nachtwächter
Der neueste FUD von Microsoft: Andere Browser als der Microsoft Internet-Explorer sind unsicher, sagt Microsoft in einem Browser-Vergleich. Wer das für die Präsentation einer ergebnisoffenen Studie hält oder wer glaubt, dass es überhaupt den Namen »Studie« verdient hat, wird sich durch Anmerkungen auch nicht mehr zu Nachdenken bringen lassen. Der Rest der Menschheit ist mit Lachen beschäftigt.
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Das Interview des Jahres gibts beim Handelsblatt…
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Nur ganz kurz: Der Ex-Chef der Vorgängerfirma [von DigiTask] wurde einst wegen Beamtenbestechung verurteilt – was für eine Überraschung!
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Bevor ich jetzt noch ein bisschen plantschen gehe, meine Prognose: Die Leute, die den Bundestrojaner / Bayerntrojaner disassembliert und veröffentlicht haben und die Zeitungen, die Teile des Codes abgedruckt haben, werden gewiss bald einen bösen Brief wegen der Urheberrechtsverletzung bekommen…
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Da fragt mich doch gerade jemand, wie man seinen Klapprechner vorm Bundestrojaner schützen kann, wenn er beim Zoll etc. mal kurz mitgenommen wird. Für Linuxer ist es relativ einfach, eine komplett verschlüsselte Festplatte zu benutzen und bei jedem Booten die Passphrase einzugeben, wenn das vielleicht auch ein bisschen unbequem ist.
Wer ein anderes System verwendet, hat es nicht so leicht, Sicherheit herzustellen. Aber es ist immer noch möglich, die Manipulation durch einen Mitarbeiter des Zolls sicher zu erkennen. Einfach vor und nach der Abgabe des Klapprechners Knoppix von einer CD oder einem Datenzäpfchen booten, um die Festplatte untersuchen zu können, ohne das installierte System zu booten und damit den Inhalt der Festplatte zu verändern. Beide Male ein »dd if=/dev/sda bs=64M | md5sum« an der Kommandozeile absetzen und die beiden Ausgaben vergleichen (die erste am besten notieren). Wenn sich diese Ausgaben auch nur in einem einzigen Zeichen unterscheiden (der Unterschied ist in der Regel gravierend), wurde das Dateisystem der Festplatte mit Sicherheit von Zoll-Mitarbeitern manipuliert – mindestens wurde der Klapprechner hochgefahren, warum zum Teufel auch immer. Wenn das der Fall ist, am besten den Rechner gar nicht mehr hochfahren und die Platte zum CCC schicken, damit die Leute dort die Stasi-2.0-Software auch mal in installierter Form vor sich haben und nicht nach einer stümperhaften Löschung rekonstruieren müssen.
So lässt sich mit relativ geringem Aufwand die Installation einer Schadsoftware durch den Zoll wenigstens erkennen – und es kommt zu einer Dokumentation derartiger Übergriffe in persönliche Kommunikations- und Organisationsgeräte.
Und sollte der Zoll gewohnheitsmäßig jeden Rechner booten, den er in die Hände bekommt… na, wozu sollte er das tun, wozu zum schwefelkackenden Höllenhund?! Etwa, um ungeschützte Daten lesen zu können? Einen objektiven Grund, der das Booten eines Rechners im allgemeinen Falle erforderlich macht, gibt es bei der Kontrolle nicht. Es wäre auch schon wieder ein Politikum…
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Nachtwächter
Das kommt jetzt aber zeitlich günstig, dass es Brandanschläge gegen Züge der Deutschen Bahn gibt, gerade jetzt, wo das Vorgehen der Polizei mit gesetzwidriger Stasi-2.0-Software so ins Gerede gekommen ist…
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Der geleakte Bundestrojaner ist ein Bayerntrojaner. Und er wurde vom bayerischen LKA eingesetzt, obwohl er rechtswidrig war. Weil die Polizei in einem Polizeistaat wie der BRD eben einfach im »rechtsfreien Raum« operiert. Aber mein Lieblingszitat ist immer noch: »Insgesamt landeten so ungefähr 60.000 Bildschirmfotos in der Ermittlungsakte« – denn ich frage mich dabei unwillkürlich, ob die werten Polizeibeamten die Screenshots auch noch ausgedruckt haben.
Ach ja, wen packt man eigentlich so eine grundgesetzwidrige Stasiwanze auf den Rechner? Einem Terroristen? Mitnichten: »Erstens ging es in dem fraglichen Fall nicht um Terrorismus oder ähnlich schwere Verbrechen. Gegen den Beschuldigten wurde ermittelt, weil er bei einem IT-Unternehmen arbeitete, das Handelsplattformen für Firmen programmierte, die in Deutschland ordentlich zugelassene Psychopharmaka ins Ausland vertreiben. Der Vorwurf lautete auf ›gewerbsmäßige Ausfuhr von Betäubungsmitteln‹. Was darauf hindeutet, dass die legale wenn auch heikle Überwachung von Kommunikation auf Computern eher häufiger vorkommt und nicht nur bei ’schwerster Kriminalität‹, wie sie immer vom Bundesinnenministerium gerechtfertigt wurde«. Es kann tatsächlich schon reichen, wenn man Programmierer ist und Anwendungen für Firmen schreibt, die ihr Geschäft in einer Grauzone des Rechts machen, zum Beispiel beim Handel mit Medikamenten ins Ausland. Da braucht man nichts mit Kinderporno oder Al Kaida. Das wird gießkannenartig auch für eher gewöhnliche Ermittlungen eingesetzt. Und, lieber, liebe, liebes Mitbürger, Mitbürgerin und Mitbürge: Dein Innenminister ist ein schäbiger und schamloser Lügner, der einen von Rechtsstaat faselt, während er klammheimlich die Stasi 2.0 aufrichtet.
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Suchbegriff des Tages: »gimp xscreensaver« – ja, wenn du ein Xubuntu nimmst, denn geht Gimp nicht richtig, solange im Hintergrund der Xscrensaver darauf wartet, dass er ein bisschen unnützes Zeugs auf den Bildschirm bringen kann. (Habe ich selbst erlebt.) Zum Glück kann man im jetzigen Zeitalter hervorragend auf so einen Dummfug wie einen Bildschirmschoner verzichten und stattdessen einfach den Monitor nach einer gewissen Zeit der Untätigkeit ausschalten, was auch noch Strom und damit Geld spart. Wie, Xubuntu installiert trotzdem den Xscreensaver standardmäßig? Na, ist eben ein Ubuntu, da mags mans gern ein bisschen buntu…
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Wer jetzt immer noch nicht verstanden hat, was an dem gefundenen Bundestrojaner so übel ist: Dieses Video bringt es recht gut in dreieinhalb Minuten auf den Punkt. [Dank an P.]
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Hui, Fefe ätzt gegen die Piratenpartei und die wirklich ziemlich aussagelosen Statements der Frontköpfe dieser Partei zum Thema Bundestrojaner, aber so, dass man beim Lesen geradezu den etwas überharten, für die Mechanik bedrohlich klingenden Anschlag auf der Tastatur zu vernehmen meint. Ist schon ein bisschen mistig, wenn ausgerechnet in der jetzigen Situation der Eindruck entsteht, die Piratenpartei sei bereits im Etablissment angekommen. Wir haben doch in der BRD schon die Grünen…
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Kurzer Hinweis, weil ja bald schon jedes Antivirenprogramm den Bundestrojaner erkennen wird: Die Humanistische Union ruft alle Bürgerinnen und Bürger (insbesondere in Bayern) dazu auf, Ihre Rechner auf einen möglichen Befall durch den Online-Trojaner zu prüfen. Sie bittet Betroffene, sich vertrauensvoll an die Bürgerrechtsorganisation zu wenden. Rosemarie Will: »Um diesem Treiben ein Ende zu setzen, sind wir dringend auf Betroffene angewiesen, auf deren Rechnern der Trojaner ohne ihr Wissen installiert wurde. Wir sind bereit, mit Ihnen gemeinsam den Rechtsweg zu bestreiten.« Die Bürgerrechtsorganisation bietet Betroffenen finanzielle und juristische Hilfe bei entsprechenden Musterprozessen an. Alle diesbezüglichen Anfragen an die HU werden auf Wunsch vertraulich behandelt.