Ach, ich habe doch vor ein paar Wochen schon einmal etwas zum »Webmaster Friday« geschrieben, obwohl ich das sonst nicht tue. Und jetzt wird schon wieder so eine tolle Frage aufgeworfen. »Was sollte ein guter Blog bieten« ist die Frage, bei der ich erstmal kringelnd vor Lachen auf dem Boden gelegen habe.
Warum die Heiterkeit? Vielleicht, weil die Leute, die erst später auf dem Zug aufgesprungen sind und sich nun in vermarktender Definitionshoheit üben, allesamt »der Blog« schreiben? Mitnichten. Sondern weil die Antwort auf die naive Frage so einfach ist: Ein gutes Blog sollte… ähm… Inhalte bieten. [Ums klar zu sagen: Ich verstehe mein unentwegtes Geblahe hier keinesfalls als »gutes« Blog, sondern eben als unentwegtes Geblahe…]
Aber natürlich kam meine spontane Heiterkeit zu früh, denn der übergeordnete Begriff ist »Usability«, was ich als Freund der schwerfälligen und deutlichen deutschen Sprache lieber als »Benutzbarkeit und Brauchbarkeit für Menschen« sage und denke. Und in diesem Kontext geht es dann um »Features«. Das kann man völlig losgelöst von der einen Sache betrachten, die ein »gutes Blog« nun einmal als unbedingtes Erfordernis bieten muss, also von den Inhalten, und das machen einige Leute auch. Nicht nur das, sie bloggen auch noch so – und achten dabei sorgfältig auf Keywords und »dekorieren« ihr entbehrliches Machwerk mit allerlei Ads, die mühelose Kohle in die Kasse spülen sollen.
Und in diesem Zusammenhang habe ich tatsächlich etwas zu sagen. Für Blogs und den darin verbauten Frickelkram gilt: Weniger ist mehr. Ich bin immer wieder einmal erschrocken über Blogs von Privatleuten, aber auch informativ gemeinte Blogs zu technischen und gesellschaftlichen Fragestellungen, die aufgebläht wie die Portalseite einer mittelgroßen Lokalzeitung geraten sind und einen mit einer Navigation beeindrucken, die angesichts der davon marginalisierten Inhalte eher lächerlich wirkt und – wenn sie schon bei mir so wirkt – viele Leser eher von den Inhalten trennt. Von der Phalanx eingetteter »social buttons«, die übrigens keine kleinen »Buttons« im gewöhnlichen Sinne des Wortes sind, sondern schwergewichtige, in JavaScript realisierte Tracking-Wanzen kommerzieller datensammelnder Unternehmen und die jede Website erheblich ausbremsen können, einmal ganz abgesehen. Wer sich so etwas in der Hoffnung auf »mehr Traffic« [Wozu eigentlich?] in sein Blog klebt, braucht sich nicht zu wundern, wenn der Effekt tendenziell eher gegenteilig ist.
Das Konzept eines Blogs ist Einfachheit und Unmittelbarkeit. Eine chronologische Liste verlinkbarer Mitteilungen, schlicht nach Schlagwörtern und Kategorien aufgeschlossen. Wer mehr will oder braucht, betreibt kein Blog, sondern ein richtiges CMS, um seine Inhalte – ja, darum geht es immer – in einer besser nutzbaren und navigierbaren Form darzubieten. Das ist mit Aufwand, also mit zusätzlicher Zeit und Mühe verbunden, aber manchmal nötig. Ein Blog bedarf dieses Aufwandes nicht. Was ein Blog braucht, kann jede heutige Blogsoftware in der Grundausstattung: RSS-Feeds, Schlagwörter, Kategorien, Kommentare, Trackbacks. Daran ist kaum etwas zu verbessern, es ist eher zu überlegen, ob im Rahmen des Blogs alles nötig ist. [Im Blah werden zum Beispiel keine Kategorien für die Navigation genutzt.] Ich habe hier tatsächlich nur ein Plugin für eine bessere Usability verbaut, und das ist Search Everything, denn die standardmäßige WordPress-Suche saugt, und ich halte aus meinen üblichen Paranoia-Gründen nichts davon, jede Suche über die Datenkrake Google umzuleiten, wenn doch alle Inhalte lokal in einer Datenbank vorliegen.
Ein ideales, benutzerfreundliches und brauchbares Blog wäre eines, in dem nichts mehr entfernt werden könnte. [Auch Design ist übrigens wichtig, denn es macht ein Blog intuitiv wiedererkennbar. Es sollte aber nicht im Vordergrund stehen.] Und generell ist eine ideale Benutzerschnittstelle – für jede Software – eine, die gar nicht vom Benutzer bemerkt wird, weil sie ihm nie im Wege steht, wenn er das tut, was er eben tun möchte. Entscheidend sind bei einem Blog allein die Inhalte, und bei jedem anderen Element im Blog sollte die Frage gestellt werden, ob es Menschen darin unterstützt, Inhalte zu finden und wahrzunehmen. Darauf kann keine allgemein gültige Antwort gegeben werden; ein dadaistisches Blog wird zu sehr anderen Entscheidungen kommen als ein Blog über die Haltung von Kleintieren…
fritz the cat am 2.9.2011 um 18:16
»[…]denn der übergeordnete Begriff ist »Usability«, was ich als Freund der schwerfälligen und deutlichen deutschen Sprache lieber als »Benutzbarkeit und Brauchbarkeit für Menschen« sage und denke. […]«
sagen und denken, aber anscheinend nicht schreiben.
»[…]Ich habe hier tatsächlich nur ein Plugin für eine bessere Usability verbaut[…]«
*fg*
Anonymous am 5.9.2011 um 20:42
»das blog« ist purer manierismus für leute, die tee mit abgespreiztem kleinen finger trinken und es für cool halten, ohne socken in uralten 5-euro turnschuhen herum zu laufen.
ein guter blog zeichnet sich durch knackige inhalte sowie eigenen stil aus und keineswegs durch unbelegte, dafür aber gewagte thesen und ellenlange, belehren wollende, in besserwisserwisserischem ton gehaltene tapeten seitens des seiteninhabers aus aus.
ein blogger sollte ein freundlicher geduldiger gastgeber sein, sonst kann er sich das ganze geschreibsel sparen und weiter im eigenen saft schmoren. axo und nochwas: blogwart ungleich webmaster. das ist einfach lächerlich.
mahlzeit.