Hier will jemand das Hauptproblem der Piratenpartei ausgemacht haben – mangelnde Zeit.
Im Grunde nicht ganz falsch, aber m.M.n. leider zu kurz, zu eingeengt gedacht, denn das Zeitproblem existiert unabhängig von Parteigrenzen und über diese hinaus generelle in der Politik und bei den Politikern und das nicht erst seit den Piraten.
Die heutige Gesellschaft dreht sich um einiges schneller als noch vor ein paar hundert Jahren. Damalige einstige Herrscher hatten Wochen, Monate, sogar bis zu Jahre Zeit wichtige Entscheidungen zu treffen und zu überdenken. Ein »Herrscher« der Gegenwart hat weder diese Zeit, noch die allumfassende Kenntnis über die moderne Welt, die nötig ist. All zu oft treten dann deshalb diese so genannten Experten auf den Plan und all zu oft geschieht dass dann im Geheimen.
Meiner Meinung nach ist das Problem der Piratenpartei, wie bei jeder anderen Partei auch, die Politik selbst, die gar nicht im Stande ist, in der modernen und schnelllebigen Gegenwart die Zeit zu finden, um sich allumfassend zu bilden und zu informieren, um immer gerechte Entscheidungen für das Allgemeinwohl treffen zu können. Man nennt das dann, glaube ich, Lobbyismus und Klientelpolitik – mal davon abgesehen dass der Begriff Partei im Grunde das Allgemeinwohl schon ausschließt und dies m.E. all zu oft nur ein Feigenblatt der Machtausübung ist.
d∆]V[∆x am 23.4.2012 um 22:53
Aah, du sprichst mir so aus der Seele. Ich denke auch schon seit längerem, dass Politik ein Teil des Problems und nur sehr selten ein Teil der Lösung ist. Dieser hierarchische Politzirkus passt einfach nicht mehr in die gegenwärtige Zeit, in der alles im Fluss ist und sich ständig verändert. Strukturen wie Anonymous scheinen meines Erachtens vor allem deshalb so erfolgreich zu sein, weil sie eben nicht auf Machtspielchen basierende Hierarchien einfordern, sondern Ad-Hoc-Entscheidungen für den jeweiligen Moment ermöglichen. Die Piraten versuchen mit Liquid Democracy wenigstens ansatzweise, eine ähnliche Entscheidungsfindung zu etablieren. Natürlich sind sie nicht frei von den etablierten und erlernten Verhaltensweisen wie Sexismus und Intoleranz, schließlich wir sind alle Kinder unserer Eltern und Umgebung.
Generell können mich die bisherigen »Vereine« allesamt nicht so richtig überzeugen. Die Piraten sind auf dem Gebiet der Politik zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer in finsterster Nacht. Selbst in Bürgerbewegungen – die ja eigentlich zusammen für eine Sache kämpfen sollten – finden Machtkämpfe untereinander statt, die jeder Pavianhorde zur Ehre gereichten.
Jetzt hätte ich beinahe geschrieben: »Bevor die Menschheit ihr Primatenverhalten aufgibt hat sie den Namen ›Menschheit‹ nicht verdient«, aber das wäre dann vielleicht doch ein bisschen zu aufgesetzt XD
Bio am 25.4.2012 um 19:28
@ daMax