Noch haben wir ja nicht das Leistungsschutzrecht, noch darf ich ja die Überschriften von Heise Online zitieren – denn es ist die Überschrift, von der ich einen geradezu krankhaften Lachanfall bekam: SPD auf der Suche nach der ›guten Netzpolitik‹. Na, dann sucht mal schön!
(Ach ja, wenn dieses Leistungsschutzrecht in Kraft tritt, ist das Blah natürlich weg. Löschen geht ja immer erfreulich einfach. Warum? Weil 50 Prozent seiner Substanz ein Verstoß gegen dieses so genannte »Recht« sind. Hier gibt es jede Menge verlinkter Zitate mit kurzer, oft galliger Stellungnahme. Wenn ich das alles durchlösche, bleibt fast nichts mehr. Das hat das Blah übrigens mit ernsthafteren Blogs gemein. Zum Beispiel ist so etwas wie das Bildblog nicht mehr betreibbar und verschwindet aus dem deutschen Parallelinternet. Das wird die Verleger bestimmt freuen. Was bleibt, sind Katzenfotos, die Gartenzwerge des BRD-Internet.)
Bio am 16.6.2012 um 13:45
Wieso dicht machen? Das Blah ist doch nicht kommerziell. Keine Werbung und auch kein Spende-Button.
Nachtwächter am 16.6.2012 um 14:18
Ich habe auch schon einmal um Spenden gebeten, und bei meinen Alben kann man weiterhin spenden. Die Einzelheiten, was »kommerziell« ist, werden im Zweifelsfall erstinstanzlich in der Hamburger Dunkelkammer verhandelt – denn der für Websitebetreiber nachteilige fliegende Gerichtsstand in Internetsachen bleibt natürlich in der BRD weiterhin bestehen. Das einer Bitte um Spenden vergleichbare »Flattr« soll unter dem Blendwort des »Micro-Bezahldienstes« ausdrücklich für die Beurteilung »gewerblich« ausreichen.
Außerdem ist das so ein rhetorischer Trick der CDUSPDFDPGRÜNETC: Die sprechen und presseerklären immer von »gewerblich«, schreiben dann aber »von gewerblichem Ausmaß« in die Gesetzes- und Verordnungstexte, die zum geltenden Recht in der BRD werden. Und das wird dann von den Anvergewälten der Contentindustrie und von den oft folgsamen Richtern nicht so verstanden, dass Geld mit einem Angebot im Internet verdient wird, sondern dass es die gleiche potenzielle Reichweite wie ein gewerbliches Angebot erreicht. Nun, so eine Website ist potenziell in der ganzen Welt verfügbar, und das wird dann zum »gewerblichen Ausmaß« hindefiniert. Diesen Trick haben sie zum Beispiel bei der angeblichen »Deckelung« von Abmahngebühren gemacht, da steht nicht »gewerblich«, sondern »gewerbliches Ausmaß« drin. Mit der Folge, dass weiterhin Mondgebühren für dreieinhalb Minuten Musik aus der aktuellen Tonne der Contentindustrie eingefordert werden können.
Und was da im Referentenentwurf zum Leistungsschutzrecht drinsteht, ist so vorsätzlich schwammig gehalten, dass sogar ein Link ohne Zitat problematisch wird. Die meisten Websites der Journaille denken ja an Tante Guhgell und sehen zu, dass die Überschrift in der URL auftaucht. Das wäre bereits so ein »schutzwürdiger« Text, der explizit unter die Regelung fällt. Sogar Wicked Media Deutschland sieht nach ein paar Tagen Nachdenken ein Problem mit dem Weiterbetreiben der Wicked Pedia.
Das einzige, was mich freut: Guhgell wird vermutlich – wie damals in Belgien – keinen Cent zahlen, sondern ganz einfach keine Presseerzeugnisse mehr verlinken und alle aus dem Index löschen. Dann können diese ganzen Baumbestempler-Gutsherren mit ihrem Lobbyapparat mal sehen, wie unbedeutend ihr Anteil am Web in Wirklichkeit ist.
Bio am 16.6.2012 um 14:37
ok. was übrig bleibt ist abwarten. aber wenn das wirklich so kommt, dann kann so gut wie jedes kritische blog dicht machen. ausser halt tagebücher ohne bezug auf irgend etwas anderes und wenn dann wirklich verlinkung strafbar wird, dann kann man auch gleich alles abschalten.
Nachtwächter am 16.6.2012 um 15:32
Die im Bundestag haben halt alle diese Netzpolitik-App.