Epic Fail des Tages: Golem, nach Selbstbeschreibung Lieferant der IT-News für Profis, fordert seine Leser dazu auf, einen wirksamen Schutz gegen Schadsoftware aus dem Internet auszuschalten. [Siehe auch hier! Und dann gibts die Schadsoftware auch noch etwas indirekter.] So nach dem Motto: Tragt ihr mal ein bisschen Risiko, das schadet uns nicht und ist gut für unser Geschäft mit der Reklame. Über eure gepwnten Rechner werdet ihr dann zwei Tage später in einem unserer Artikel informiert, und an Identitätsmissbräuchen, Betrugsgeschäften und manipuliertem Online-Banking habt ihr noch wochen- und monatelang sinnlose Nacharbeit mit unappetitlichem und nervlich aufwühlendem Schriftverkehr.
Hey, Golem (und natürlich auch Heise und t3n und so weiter, denn die werden das demnächst auch alle mal versuchen), ihr seid eine prächtige Realsatire, wenn ihr eure Leser zum Reduzieren der Browsersicherheit auffordert.
Aber ich kann euch einen Vorschlag machen, wie solche Aufforderungen an die Leser überhaupt erst diskutabel werden. Hostet eure Reklame einfach selbst, statt sie… moment, mal in den Quelltext schauen… über sechs verschiedene externe Reklameanbieter in eure Seiten einbetten zu lassen! Denn tatsächlich hätte ich zu euch beim Golem (und natürlich auch bei Heise, bei t3n siehts bei mir schon etwas anders aus) deutlich mehr technisches Vertrauen als zu jedem Reklamevermarkter. Mir hätte ein einziger Fall gereicht, in dem Reklamevermarkter freiwillig oder unfreiwillig zu billigen und willigen Gehilfen der organisierten Kriminalität geworden sind, um jedem zu empfehlen, dieses unnötige Einfallstor für Angriffe auf den Computer zu schließen. Und es gab mehr als einen derartigen Fall. Also hostet eure Scheißreklame einfach selbst und nehmt Stellung dazu, damit es überhaupt ernsthaft in Erwägung gezogen werden kann, auf euren Webseiten Schutzvorrichtungen abzuschalten! Dank HTTP 1.1 keep-alive
kann das sogar zur Folge haben, dass es eure Site nicht mehr so sehr ausbremst; dass sie mit einem wirksamen Adblocker also nicht nur sicherer, sondern auch gefühlt viermal so schnell ist. Aber so seid ihr einfach nur lächerlich.
Und erzählt mir nicht, dass eine populäre Website wie Golem Probleme damit hat, gut zahlende Werbepartner zu finden, die sich auf eine derartige Lösung einlassen! Golem ist nicht irgendein Blog, das noch ein paar Klickercents aus seinen Lesern saugen soll, sondern eine durchaus respektable Leistung, deren Beliebtheit nicht von ungefähr kommt. (Na ja, außer manchmal…) Solltet ihr feststellen, dass eine gewinnorientierte Website einfach nicht so zu betreiben ist, dass sie den erforderlichen Profit abwirft, geht ihr eben den Weg jeder gescheiterten Unternehmung. Euer Businessplan ist – scheiß auf das pseudomoralische Gelaber, mit dem ihr Menschen zum Abschalten von Sicherheitseinstellungen bringen wollt – nicht das Problem eurer Leser, sondern nur euer Problem. Ich würde auch nicht einen Blumenkohl kaufen, den ich gar nicht essen will, sondern gleich nach dem Kauf wieder wegwerfe, nur weil mich der Gemüsehändler mit seinen geschäftlichen Problemen volljammert. Wenn euch gar keine andere Monetarisierung als die Vergällung eurer Inhalte mit Reklame einfällt, wenn ihr eure Inhalte auf Grundlage dieser Idee zu einem Köder macht, der die dummen Fischlein an den Angelhaken der Werber locken soll, tja, dann kann es halt passieren, dass die dummen Fischlein sich als etwas zu intelligent für diese »Geschäftsidee« erweisen und das Geschäft deshalb scheitert. So ist das. Punkt.
cassiel am 13.5.2013 um 13:23
Was erwartest du von jemandem der »Betriebswirtschaftslehre … mit den Schwerpunkten Industrielles Marketing Management und Wirtschaftsinformatik« studiert hat?
—
Wer nichts wird, wird Wirt.
Wer gar nichts wird, wird Betriebswirt.
usw.
cassiel am 13.5.2013 um 13:56
Das Echo im Golem-Forum ist eindeutig:
http://forum.golem.de/kommentare/internet/ in-eigener-sache-bitte-schalte-deinen-adbl ocker-aus/noscript-wie-konfigurieren/73032 ,3351589,3351589,read.html#msg-3351589
Golem.de ist nicht mal wie zeit.de in der Lage statische Werbung ohne diesen JavaSCript Overhead einzublenden.
Da kann man »Redet mit uns!« golem.de nur zurufen: Hört Ihr mal zur!
Orry am 13.5.2013 um 16:13
Wow, EPIC FAIL! Geht’s noch ’ne Nummer größer? Und dann wieder rumjammern, wenn irgendein Politiker davon redet, dass die Leute im Internet alles kostenlos haben wollen.
Adblocker deaktivieren? am 13.5.2013 um 17:10
[…] bleiben” sind nicht die Ausnahme, es wird jedoch auch (ebenfalls nicht ohne guten Grund) auf Sicherheitslücken hingewiesen – und Werbung, die das Lesen des Aufrufs unmöglich […]
Bio am 13.5.2013 um 17:10
So sieht das aus. Werbung ist geistiger Dünnpfiff und Psychomanipulation der übelsten Sorte. So übel, dass die Leute glauben, es wäre gar nicht so übel. Manipulation ist nur eine, wenn man sie nicht erkennt.
Dass in diesem System die Niederträchtigkeit als etwas gutes angesehen wird, das liegt an der permanenten Gedankenkontrolle schon von Kindesbeinen an. Immer schön bücken vor den Herren und nur die Fresse halten. Du musst das schon einsehen, dass andere bestimmen (wollen), was du dir auf den Bildschirm holst ähhhmmm sie dir auf den Bildschirm drücken. Ansonsten bist du halt nicht solidarisch und ein gaaaanz pöser Schmarotzer!!!! Wer da schmarotzt, das sollte man aber schon mal in frage stellen!! Wer sein Lebensunterhalt auf so üble Weise bestreitet, in dem er mir Zeug auf den Rechner schickt, das ich gar nicht haben will, über den Anschluss den ICH bezahle, welches mir auch noch mein Hirn ficken soll, der ist ein Parasit der besonderen Art!
Kostenlos, dass ich nicht lache! HaHa! Immer wieder das BLöD gelalle. Wenn keiner die KOSTEN der Anschlüsse zahlt, dann kann Golem und alle anderen dicht machen! Die gibt es doch nur, weil es Leser gibt, die eben die KOSTEN für die Anschlüsse bezahlen. Mannnn Mannn, das Parasitentum der so genannten Content-Anbieter kennt anscheinend keine Grenzen.
Sollen sie halt die Seite dicht machen, für Leute mit aktiven Add-Blocker. Mir wurscht! Das wird ein Spass, zuzusehen wie sie sich selbst ins Knie ficken *rofl*
Nachtrag:
Muuuuuuhhhhhaaaaaaaaaahhhhhhhhhh der Spiegel. »Für sie ist SPIEGEL ONLINE kostenlos«
Vom Strom hab ich ja noch gar nicht angefangen, aber gut liebes Spieglein. Wer bezahlt denn meinen Strom? Wer bezahlt denn meinen Rechner? Wer bezahlt denn meine Zeit, den Rechner in Schuss zu halten? Du liebes Spieglein?
Bio am 13.5.2013 um 17:17
Aber mal etwas Konstruktives. Macht doch einfach einen kostenlosen Login, für die Leute die euch unbedingt lesen wollen unter der Voraussetzung, dass sie keine Add-Blocker nutzen dürfen. Ansonsten gibts halt ne Abo-Gebühr o.ä.
Wie das würde euch Leser kosten? Ach… kann schon ganz schön hart sein, so ein Realitätscheck.
Aber wartet halt noch ein paar Jahre und heult solange eure Leser voll. Dann wird eh das »ganze« Internet verkommerzialisiert sein und ihr bekommt dann evtl. auch nen managed service bei der Drosselkom
foobarbaz am 13.5.2013 um 17:31
Puh, 30 Sekunden und ich hab Schädelweh von der Optik hier. Sorry, ne.
Gruß!
Michael am 13.5.2013 um 17:42
Greift da eigentlich die Störerhaftung oder gilt die nur bei Urheberverletzungen?
FM am 13.5.2013 um 17:45
Bei Heise war das schon (letztes Jahr im Sommer?), daß zeitweise oben ein Bild auf eine »persönliche Nachricht« von Kuri eingeblendet wurde, in der um Deaktivierung des Adblockers gebeten wurde.. was einige Kommentatoren dazu verführte, eine Regel zum Blocken dieses Bildes zu posten, oder empfahlen, doch in Zukunft ein Bild des bettelnden Kuri mitanzuzeigen, ähnlich der Wikipedia mit Jimmy Wales.
Bio am 13.5.2013 um 17:51
Ach noch etwas, Damit es richtig nervt. Damit kann man auch die Werbegülle aus dem Feedreader seiner Wahl verbannen
HostsXpert für Windows
U.A. hier gibt es Block-listen
Nachtwächter am 13.5.2013 um 18:34
@Michael: Die Frage nach der Störerhaftung ist interessant. So weit ich weiß, gibt es für Schadsoftware durch eingeblendete Ads in der BRD noch kein Urteil – aber ich bin kein Jurist, und mir kann da gut was entgangen sein. Wenn es da wirklich noch kein Urteil gibt, wurden entweder alle derartigen Ermittlungen eingestellt, oder es ist noch nicht ein einziges Mal so zur Anzeige gebracht worden. Die Fakten sind ja ansonsten recht überschaubar, und ein Grundsatzurteil der Marke »Die Website mit der Werbung ist Mitstörer, der Betreiber ist für die Inhalte auf seinen Seiten verantwortlich« würde das Reklamegeschäft mit großen Risiken behaften – nicht so sehr wegen der Computersabotage, wo der Betreiber argumentieren kann, dass er selbst getäuscht wurde, sondern wegen der Regressforderungen der Betroffenen (oder ihrer Versicherunge und Banken) an den Mitstörer. Ein paar tausend Mal der Schaden eines Internet-Betrugsopfers, das kann richtig teuer werden. Auch, wenns nur teilweise bezahlt wird.
Aber ich habe so einen Verdacht, dass die Mitstörerhaftung vor BRD-Gerichten im Zweifelsfall zwar für jemanden wie mich gelten würde, für ein größeres kommerzielles Angebot jedoch nicht…
Nachtwächter am 13.5.2013 um 18:37
@foobarbaz: Das Layout hier ist mehr für schnelles Blahen, für die Notdurft des Bloggens gemacht – und bei etwas längeren Texten hirnt es, ich weiß.
Nachtwächter am 13.5.2013 um 20:28
Die Titanic hat auch was gehabt…
Bio am 13.5.2013 um 21:14
HaHa geil! Du hast es geschafft – schwups ab in den Reader mit der Titanic
AdBlocker. Entschuldigung. | Free Coffee am 14.5.2013 um 19:05
[…] Und dann die Werbung im Internet. Auf jeder Seite blinkt es und auf einigen Seiten tönt es sogar aus dem Lautsprecher, weil irgendein virtuellen Kundenberater meint, mir sein Produkt empfehlen zu müssen. Der redaktionelle Inhalt geschweige denn Usability stehen schon gar nicht mehr im Vordergrund, möchte man meinen, wenn man sich im WWW ohne AdBlocker bewegt. Oben und rechts animierte Banner, der Hintergrund im grellen Blau, passend zum Werbepartner. Wenn ich Glück habe ein PopUp, das – wenn ich es schließen will -mich zu einer anderen Seite weiterleitet. Und zwischen den Absätzen dezente Texte und bunte Bilder – der natürliche Feind des Leseflusses. Und nicht zu vergessen der Sicherheitsaspekt. […]
AdBlocker. Entschuldigung. | Free Coffee am 14.5.2013 um 19:14
[…] Und dann die Werbung im Internet. Auf jeder Seite blinkt es und manchmal tönt es sogar aus dem Lautsprecher, weil irgendein virtueller Kundenberater meint, mir sein Produkt empfehlen zu müssen. Der redaktionelle Inhalt geschweige denn die Usability stehen schon gar nicht mehr im Vordergrund, möchte man meinen, wenn man sich im WWW ohne AdBlocker bewegt. Wo man hinschaut animierte Banner, der Hintergrund im grellen Blau, passend zum Werbepartner. Wenn ich Glück habe noch ein PopUp, das – wenn ich es schließen will – mich zu einer anderen Seite weiterleitet. Und zwischen den eigentlichen Absätzen dezente Texte und bunte Bilder – der natürliche Feind des Leseflusses. Nicht zu vergessen der Sicherheitsaspekt. […]
Nachtwächter-Blah » Ich habe mich ja vorgestern in gewohnter Blahigk… am 15.5.2013 um 11:13
[…] habe mich ja vorgestern in gewohnter Blahigkeit über die Aktion einiger Medien der Contentindustrie ausgelassen, ihre […]
Nachtwächter-Blah » Golem schaut mal nach, wie das mit ihrer Schalt-… am 12.6.2013 um 13:05
[…] schaut mal nach, wie das mit ihrer Schalt-doch-bitte-für-unser-Geschäft-dei nen-Browser-unsicher-Kampagne gelaufen ist: So manch einer hat uns auf Probleme mit bestimmten Anzeigen hingewiesen, die uns gar […]