Im Jahr 24 nach Orwell sollen die Kindergärtner im Vereinigten Königreich jetzt Meldung erstatten, wenn die Kinder unanständige Wörter in den Mund nehmen. Damit man diese Kinder »unter Kontrolle stellen« kann. Wenn sie etwa mal »Igitt« sagen, weil ihnen das Essen nicht schmeckt. Oder wenn sie ihren Rassismus zeigen, indem sie ihren Hund »Blackie« nennen. Schließlich kann man gar nicht früh genug damit beginnen, den Menschen eine Schere in den Kopf zu pflanzen.
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Bio am 8.7.2008 um 19:29
und die behörde nennt sich auch noch kinderschutzbehörde loooooooooooool
cassiel am 8.7.2008 um 19:35
Mit der Trivilisation der jungen Staatssklaven kann eben nicht früh genug begonnen werden.
Nachtwächter am 8.7.2008 um 20:46
Eine gewisse Entwarnung gibt es beim Alarmschrei, auch wenn eine Entwarnung gar nicht zum Namen dieses Blogs passen will…
Bio am 8.7.2008 um 21:57
gewisse entwarnung is gut. für mich ändert sich da im grunde nix. oder bin ich da nur zu doof?!
Nachtwächter am 8.7.2008 um 22:40
Zum Glück gibt es noch einen kleinen Unterschied zwischen einer behördlichen Verordnung und einem unverbindlichen Buch voller geisteskranker Ideen. Schlimm bleibt es trotzdem. Deswegen auch nur eine »gewisse« Entwarnung…
Bio am 8.7.2008 um 22:50
axo… dann hab ich das ned ganz verstanden dass es »nur« um ein buch geht…. danke für die aufklärung….
Sebastian am 8.7.2008 um 23:51
Warum glauben alle so blind ergeben der Berichterstattung des Telegraph, obwohl das Berichtete doch ganz offensichtlich keinen Sinn ergibt?
Bio am 9.7.2008 um 00:34
was versthst du denn unter blind ergeben glauben ?
steht hier nicht auch die gewisse entwarnung u.d.g. ?
Nachtwächter am 9.7.2008 um 04:25
Tja, so ist das mit den Links. Setzt man einmal seinen Link zu schnell auf eine nicht so »gute« Story, denn kann das schon einmal daneben gehen.
Aber tatsächlich fand ich diese haarsträubende Story im gegenwärtig ablaufenden gesellschaftlichen Prozess völlig »möglich«. Und das sagt auch etwas, und wahrscheinlich nicht nur etwas über meine zu leichtfertige Bereitschaft, berichtete Dinge zu glauben. Dass das nicht nur mir so geht, zeigt mir, dass ich mit meinem tiefen Misstrauen und meiner unheilbaren Verdrossenheit gegen alles »Politische« der Jetztzeit nicht so ganz allein bin.
Sebastian am 9.7.2008 um 09:26
@Bio: Ja, mit dem Link hast du Recht. @Nachtwächter: Das Misstrauen ist wohl angebracht, aber sollte meiner Meinung nach gleichermaßen der Presse gelten. Ich finde es schlimm, wenn ich im Netz herumsuche, und sehe, wie viele die Story weiterverbreiten, ohne dass auch nur einer sich vorher mal schlau macht. Wie ich schon schrieb, wenn da laut Telegraph ein »Maßnahmenkatalog veröffentlicht« ist, dann kann man sich den doch mal ansehen. Es erschreckt mich, dass das keiner macht, dass so ein fadenscheiniges Geschreib genügt, um alle nach den Fackeln und Heugabeln greifen zu lassen. Wenn man sich vor Augen hält, dass das Buch über 300 Seiten hat, kann man sich ausrechnen, wie selektiv es zitiert ist. Ich bin sicher, für die Sache mit dem »Igitt« gibt es eine rationale Erklärung. Dass es so in dem Buch steht, wie es berichtet wird, glaube ich schlicht nicht, weil das einfach zu schwachsinnig wäre.
Nachtwächter am 9.7.2008 um 15:35
Zu Sebastian: Das ist ein psychologisch hoch interessantes Phänomen, dass vielleicht sogar ein neues Licht auf »das Bloggen an sich« wirft. (Ich bin ja nicht allein damit gewesen.) Ich will mal versuchen, es aus meiner Sicht zu beschreiben. Natürlich ist diese Beschreibung jetzt noch unvollkommen und »aus dem Bauch heraus«, ich werde es aber in den nächsten Tagen gründlicher beobachten und einen längeren Text darüber schreiben.
Wenn ich auf einen dieser Ausflüsse des gegenwärtigen Wahnsinnes stoße, ist es mein erster Impuls geworden, mich darüber bloggend auszulassen. Diese Reaktion gibt meiner Bedrückung eine gewisse »Abfuhr«, verschafft mir also emotionale Erleichterung. Darüber hinaus ist sie sehr einfach in der Durchführung, vor allem in diesem »Blah«-Blog hier, der vorsätzlich für quickes Schreiben entworfen ist. Tatsächlich ist es – unter Verzicht auf gehobenen Stil und einem Mindestmaß an Sorgfalt – so leicht, dass es zur Mühelosigkeit geworden ist. Etwas mehr Mühe würde es hingegen machen, zu den quick abgesonderten Kürzsttexten ein wenig zu recherchieren. Wenn ich auf diese Meldung reingefallen bin, dokumentiere ich damit, dass ich beim Bloggen hier den Weg der geringsten Mühe gehe, um mir eine seelische Erleichterung (und damit auch eine Abwehr des mich prägenden, bedrückenden Gefühles) zu verschaffen.
Dazu gesellt sich eine andere Vorgehensweise, die wohl auch für viele Blogger typisch ist. Ich lese verschiedene Quellen fast ausschließlich mit Hilfe eines Feed-Aggregators. In meinem Fall sind das neben den üblichen Quellen (Heise etc.) vor allem gewisse Blogs, die ich aus dem einen oder anderen Grund für gut und lesenswert halte – und das sind nicht nur »seriöse« Blogs, sondern neben eher künstlerischen Blogs auch einiges aus dem Randbereich der allgemeinen Paranoia. (Einige andere Quellen ohne Feed lasse ich mir mit ein paar selbstgehäckten Skripten automatisch zusammenfassen und als Mail zustellen.) Doch die Auflistung in einem Aggregator ist auch eine gewisse Entwertung, aus dem Schreiben der Einzelnen wird eine maschinelle Zusammenstellung, die den schreibenden Einzelnen in einem technischen Prozess untergehen lässt. Allein diese technische Präsentation führt durch die Reduktion auf »den Content an sich« zu einer gewissen Kälte und Sorglosigkeit, über die ich mir offenbar nicht immer im ausreichenden Maß bewusst bin. Und wenn sich diese Kälte und Sorglosigkeit mit einer strukturlosen Leichtigkeit des Bloggens verbindet, die zudem eine emotionale Erleichterung verschafft, denn wird sie allzuleicht ein arger Mangel an Sorgfalt, der noch ärger wird, wenn er sich mit viel Ärger über den gegenwärtigen Prozess in der Gesellschaft verbindet. Gerade dort, wo ein gemeldetes Ereignis ein gleißendes Schlaglicht auf Zustände zu werfen scheint, die mir als der Grund für die tägliche Lähmung und Beklemmung in meinem Leben erscheinen, bin ich offenbar zu wenig bewusst, um diesem unbewussten psychischen System hinter dem scheinbar eigenem Schreiben etwas willentliche und bewusste (und damit immer auch mühsame) Geistestätigkeit entgegenzusetzen – und einfach mal die Plausibilität meines Geschreibsels zu überprüfen.
So ungefähr sieht bei mir der irrationale Anteil dieser merkwürdigen »Erfolgsstory« einer Falschmeldung aus. Ich gehe vorsichtig davon aus, dass es bei anderen Bloggern und in vielen Redaktionen sehr ähnlich abgelaufen sein muss, aber das ist natürlich eine unbelegte Annahme, die nur in meiner eigenen Reflektion wurzelt.
Ich werde jedenfalls versuchen, mir solche psychischen Abläufe in Zukunft bewusster zu machen. Auch hier, in diesem »Blah«-Blog, in dem ich praktisch keinen Anspruch auf besondere Qualität verfolge. Und wenn ich es intensiv genug versuche, denn wird es mir auch gelingen.
Bio am 9.7.2008 um 17:17
ok ich sag auch nochwas dazu…….
zuerst einmal zum schluss….. du musst es nur tun und wollen, dann wird das auch was
nun zu meinem kommentar auf die falschmeldung.
). aus diesem vertrauen hweraus lass ich mich evtl. etwas blenden und obwohl ich die verlinkungen von ihm meisst auch nachlese oder zumindest überfliege, war bei mir auch der umstand dass ich sowas durchaus für, im bereich der realität betrachte, dh. ich den menschen eigentlich alles (schlechte) zutraue. ich muss aber auch gestehen dass ich für mein persönliches leben oder für den gegebenen zeitpunkt viele dinge nicht als soooo wichtig erachte, dass ich stunden der recherche opfer. denn dann, man möge mir glauben, wäre ich 24/7 dmit beschäftigt und dabei rede ich jetzt nicht von nur dieser meldung.
ich lese nicht viel in blogs. eigentlich nur regelmässig beim nachtwächter und er ist auch jemand dem ich vertraue (nicht blind
es mag ja sein dass man sich darüber aufregt wenn man sowas einfach so hinnimmt, aber die ist zum teil auch etwas unreflektiert und schliesst die realitäten der anderen weitgehend aus.
nicht zuletzt, und das betrifft den oben genannten gegebenen zeitpunkt und die wichtigkeit, bin ich der überzeugung, wenn etwas mehr raum in meinem sein benötigt, dann wird es das auch bekommen. und dazu kam ja auch die gewisse entwarnung. welche mir auch wieder zeigt dass das vertrauen in nachtwächter kein hirngespinnst ist und dass es somit mehr raum in meinem sein gefunden hatte. so wie jetzt.
sicherlich ist es eine schwäche der blogspäre sich untereinander zu lesen und oft nicht die quellen, wegen eigener überzeugung oder dem vertrauen in den / die schreiber, zu hinterfragen oder zu lesen, aber ich persönlich halte dies für ein eher kleines übel und denke nicht dass alle den ganzen tag nur stuss schreiben.
letztendlich kann manm auch seine schwächen eingestehen und auch solche meldungen wiederrufen, oder wie geschehen eine gegendarstellung schreiben.
greetz greetz
Sebastian am 11.7.2008 um 00:13
Dass man in der Lage ist, bei einem zweiten Blick auf einen Sachverhalt die erste Deutung zu revidieren, auch wenn sie noch so gut zu passen schien, ist doch das Wichtigste. Und leider nicht selbstverständlich. Ich war hier mit meinem Ärger offensichtlich an der falschen Adresse, wie solcher Ärger ja oft den falschen trifft, nämlich gerade den, der zuhört.
Im Grunde ging es mir ja ähnlich wie dir, Nachtwächter. Du sahest in dieser Geschichte die Zuspitzung von Entwicklungen, die du auch unabhängig von dieser speziellen Story wahrnimmst und für die du aus welchen Gründen auch immer ein Sensorium hast. Aufgrund der Dinge, mit denen ich mich beschäftige, habe ich wohl ein gewisses Sensorium für Rechtspopulismus und eine bestimmte Sorte von schlampigem Journalismus, so dass die Geschichte für mich von vornherein faulig roch. Sie wirkt viel zu sehr wie maßgeschneidert für PI, passt zu gut ins Strickmuster, um wahr zu sein.
Eine Frage der Ausrichtung der Aufmerksamkeit.
Euch allen eine gute Nacht.
Bio am 11.7.2008 um 01:03
danke dir auch sebastian.