Was ist los? Sind Computer so viel teurer geworden? Sind Festplatten so viel teurer geworden? Ist der Datentransfer übers Internet inzwischen schneller als die lokale Datenablage? Oder gibt es sonst einen Vorteil – einmal abgesehen vom bequemeren Zugriff auf persönliche Daten durch Polizeien und Inlandsgeheimdienste? Durch bessere Unterstützung des Cloud-Computings könnten laut Studien Unternehmen in der EU im Jahr 2020 in diesem Bereich bis zu 220 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften. Wie aus ihrer Sicht solche verbesserten Bedingungen aussehen sollten, hat die EU-Kommission jetzt in einem Strategie-Dokument dargestellt. Wo zum Henker soll dieser Umsatz herkommen? In der EU leben rund 500 Millionen Menschen, und jeder von denen soll 440 Euro Umsatz für cloud computing erzeugen? Welcher verlogene Kaufmann hat solche Phantasiezahlen den Spezialexperten aus der EU-Kommission erzählt? In meinem inneren Ohr höre ich das schon das leise Ploppen der demnächst platzenden Blase…
Kommentare
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Bio am 27.9.2012 um 19:53
Ein Problem? Oder schlau?
Bei Google ist das alles weitgehend kostenlos. Die Docs wurden vor kurzem zu Drive usw….
Wenn ich hierbei an den Stallman denke, finde ich den Gedanken »not always on« gar nicht mal so verkehrt. Zumindest als erzieherrlisch kann es daher kommen
Bei uns im Büro, da laufen sie gleich wie ein aufgescheuchtes Eichhörnchen herum und rufen »DAS INTERNET GET NICHT MEHR!«…. Total :crazy: wie abhängig diese Typen schon sind.
Und wer muss es fixxen? 8)
Christian am 28.9.2012 um 19:41
tl;dr: Die Zahlen passen schon, weil alles ehemalige Outsourcing heute Cloud genannt wird.
Ich halte die Zahlen für sehr realistisch, ohne Blase und ohne irgendwas. Allerdings muss man ein paar Sachen ins richtige Verhältnis setzen:
1. Das sind keine zusätzlichen 440 Euro, das sind 440 Euro die sich verlagern von einem Anbieter zum anderen. Wenn jemand auf den Kauf von Microsoft Office Pro für 350 Euro verzichtet und sich statt dessen für das gleiche Geld Office 360 anmietet, sind 350 Euro in die Cloud gewandert ohne, dass irgendjemand mehr verdient oder mehr bezahlt hätte.
2. Unter den Begriff »Cloud« fallen alle möglichen Sachen. Wenn ich heute bei einem stinknormalen Hoster eine Schrank miete, dort 20 Server, einen Switch und eine Firewall reinschraube, habe ich meine »private Cloud«. Früher haben wir das Outsourcing genannt, heute fließt das gleiche Geld in sogenannte »private Clouds«, die jemand anderes für mich betreibt.
3. Schnelle, redundante Internet-Verbindungen oder auch private Leitungen sind extrem günstig geworden, die letzten Jahre. Vor fünf Jahren hätte ich gesagt, eine private 1 GigE-Leitung von München nach Nürnberg zur RZ-Kopplung wird niemand freiwillig bezahlen wollen. Heute könnte ich mir das privat leisten, wenn ich Verwendung dafür hätte.
4. Die wirtschaftliche Lage wird auch nicht besser. Deshalb gilt Kosten vor Datenschutz. Zwei Accounts für die gesamte Kundendatenbank bei Salesforce anzumieten ist in den Unternehmen akzeptiertes Risiko und so viel billiger als eine eigene CRM-Software zu betreiben, dass die Firmen gelegentliche Ausfälle und Datendiebstähle akzeptieren.
Allerdings gebe ich Dir recht, dass die europäische Cloud-Blase vermutlich platzen wird weil bis die EU-Kommission erklärt bekommen hat, was Cloud ist und welche Varianten es gibt (Cirrus, Cumulus, Status, …), dann über die Förderung und die notwendigen Kriterien (natürlich sollen möglichst nur ehemalige Staatskonzerne und überteuerte Consultingklitschen was abgreifen dürfen) entschieden hat und irgendwann sogar was passiert, ist der Rest der Welt längst etabliert.
Nachtwächter-Blah » »[…]Bei den Unterlagen handelt es sich um Ber… am 28.9.2012 um 20:07
[…] da. Und. Werden immer mehr und größer. Nötigenfalls »zieht« man es sich halt aus der Wolke, bei Tante G00gle und Konsorten…. Don’t be evil und so…. 1984, ACLU, Cloud, […]