Als das mit den Web-Zwo-Nulldiensten losging, war eines der Worte im allgemeinen Bullshit-Bingo, das so überall zu lesen war, das Wort »Konvergenz«. Allerlei verschiedene dieser Nulldienste sollten über offene APIs und Standards Daten austauschen können. Das war aber einmal und ist heute vergessen. Ein kleines, von vielen kaum bemerktes Indiz dafür ist es, dass das Zwitscherding in seiner neuen Website keine RSS-Feeds mehr anbietet – wäre ja schade, wenn man nicht im zukünftigen Twitter läse und die Werbung verpasste, mit der man dort demnächst zugeballert werden wird. Das Fratzenbuch ist ein weiterer Anbieter, der das mit der »Konvergenz« auf einmal gar nicht mehr schätzt – und deshalb gar nichts davon hält, wenn man seine »Freunde« zu diesem zurzeit von den Lemmingen so hochgejubelten Guhgell Doppelplusgut exportieren kann. Damit die, die sich jetzt vom Fratzenbuch verabschieden, noch einmal zum Abschluss bemerken, von was sie sich da eigentlich verabschieden.
Schlagwort Facebook is Evil RSS
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Nachtwächter
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Nachtwächter
Fratzenbuch des Tages: Auf einem Ändräut-Händi will die neue Fratzenbuch-Äpp vollständigen Zugriff auf die SMS-Funktionen; also versenden (natürlich im Namen und auf Kosten des Händi-Besitzers), lesen (natürlich mit möglicher Weitergabe der Inhalte übers Internet ans Fratzenbuch) und verändern (natürlich mit der Möglichkeit, Spuren eines Missbrauchs dieser Privilegien durch die Fratzenbuch-Äpp zu verschleiern). Na, ihr Fratzenbuch-Lemminge, merkt ihr jetzt wenigstens irgend etwas?! Aber nein, ihr habt ja noch nicht einmal etwas gemerkt, als damals bei der Synchronisation mit eurem Händi das gesamte Adressbuch ohne deutlichen Hinweis ans Fratzenbuch gegeben wurde und als das Fratzenbuch damit munter in eurem Namen rumgespammt hat. Nee, da habt ihr sogar weiter überall fürs Fratzenbuch Reklame gemacht, habt die Tracking-Buttons des Fratzenbuches in jede eurer Websites reingebaut, habt alles mögliche exklusiv übers Fratzenbuch gemacht und jeden ausgeschlossen, der diesem Tracker, Spammer und Datensammler nicht mitmästen wollte. Nee, ihr werdet gar nix mehr merken.
Habt ihr euch eigentlich schon einmal gefragt, was der angenommene Börsenwert des Fratzenbuches bedeutet? Wo dieser »Wert« herkommt? Da gibts ja keine Hallen, Produktionsanlagen, Grundstücke, sondern nur einen Serverpark, eine Software und eine datenmäßig durcherfasste Nutzergemeinschaft, die diese Software erst wertvoll macht. Teilt mal diese absurden hundert Milliarden Dollar Börsenwert durch die angenommene Anzahl aktiver Nutzer! (Die vielen Karteileichen, die dadurch entstanden sind und entstehen, dass das Fratzenbuch einem nicht gerade deutlich macht, wie und wo man seinen Account löschen kann, sie sind nicht so viel wert.) Die abgeschätzten 500 (oder mehr) Dollar, die ihr dann rauskriegt, sie sind der Wert eures täglichen und totalen Web-Zwo-Nulligen Datenstriptease für das Pack, das mit diesen Daten etwas anfangen will. Das verschenkt ihr an ein Unternehmen, das euch verachtet. Jeden Tag aufs Neue. Und euren Bekanntenkreis verschenkt ihr gleich mit. Ist ja alles so toll da. Hey, Leute, verglichen mit Fratzenbuch-Nutzern ist mir der Judas Iskariot aus der Bibel richtig sympathisch, der hat wenigstens selbst noch dreißig Silberlinge dafür eingesackt, dass er Jesus verkauft hat…
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Nachtwächter
Was hat uns denn allen noch so richtig gefehlt? Was haben wir schlimmer vermisst als das tägliche Brot und die aufgehende Sonne? Richtig, einen spezieller Browser fürs Fratzenbuch, den mussten wir so grausam missen. Noch mehr Überwachung beim Surfen, noch mehr Datensammelei, noch mehr Ausverkauf menschlicher Beziehungen, noch mehr Fratzenbuch. [Danke!]
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Nachtwächter
Hey, Datenschützer! Wenn ein Laden wie das Fratzenbuch über Jahre hinweg systematisch Daten über die sozialen Beziehungen von Menschen und ihre Interessen sammelt und mit seinem verkackten (und von den fratzenbuch-lobotomierten Lemmingen auch total bedenkenlos überall im Internet eingebauten) Like-Button das gesamte Internet in seine ganz persönliche User-Tracking-Engine umbaut, denn hört man ja nicht so viel von euch. Dass das Fratzenbuch systematisch auf private Adressbücher von Mobiltelefonen zugegriffen hat, um personalisierte und in praktisch allen EU-Staaten illegale Spamwerbung mit den auf diese Weise gewonnenen Mailadressen zu machen – die spammen beim Fratzenbuch ja auch intern mit gefälschten Absenderangaben, das passt also, sind halt Spamsäue – war euch bislang auch so was von egal, zumindest habt ihr daraus keine tollen Presseerklärungen gemacht und keine breit rezipierte Beunruhigung in die Medien gespielt. Aber wenn jetzt einmal ein paar der Fratzen im Fratzenbuch mit einer Software zur Fratzenerkennung durchgescannt werden, damit den Fratzen Namen zugeordnet werden können – was ich im Vergleich zu den sonstigen Zumutungen voller Orwellness im Fratzenbuch beinahe ein bisschen harmlos finde – denn seid ihr aufgeschreckt, weil das jetzt auf einmal ganz plötzlich und ganz schlimm und gar nicht mehr so abstrakt ist wie der ansonsten ganz gewöhnliche Seelenverkauf im Web Zwo Null. Da merken jetzt nämlich auch ein paar mit abstrakteren Gedanken nicht so beschäftigte Nichtexperten, in was für ein geringfügig verspätetes 1984 das alles führt, was da sie jeden Tag so freudig mitmachen. Da müsst ihr jetzt natürlich ein bisschen Handeln simulieren, ich verstehe schon, mit leichtem Zischgeräusch ein bisschen heiße Luft ablassen und morgen schon, wenns wieder vergessen und für alle gewohnt geworden ist, alles weiter laufen lassen. Wie immer halt… ist ja alles ganz schlimm, so langs in der medial gerichteten Aufmerksamkeit ist. Danach eben nicht mehr so.
Und während das Fratzenbuch seine Daten noch aus dem persönlichsten Bereich des menschlichen Lebens in großen, gut recherchierbaren und sicher teuer an alle Hirnficker, Reklamefuzzis, professionellen Lügner und sonstigen Interessierten dieser Welt verkauften Datensammlungen akkumuliert, wird man hier in der BRD als unbedeutender Blogblaher kriminalisiert, weil bei einem recht wirksamen und deshalb auch beliebten Spamschutz mal eine IP-Adresse an einen Server in den USA übermittelt wird; und man muss, wenn man dieses Akismet nutzt, mit der Gefahr der üblichen, politisch gewünschten und juristisch legalen Willkür gewisser auf Massenabmahnungen spezialisierter Anwaltsklitschen leben und das gar nicht so kleine, damit verbundene Kostenrisiko in Kauf nehmen. Aber ohne Spamschutz hat man halt das andere Risiko, dass man für die von hochkriminellen Spammern gesetzten Links in seinen Kommentaren haftet, und das kann auch empfindlich teuer werden oder sogar mal zu äußerst willkürlich von der Staatsvergewaltschaft beschlagnahmten Servern führen. Wisst ihr, ihr staatlich bestellten »Datenschützer« und sonstigen Feigenblätter vor dem totalen Ausverkauf allen Menschlichen, ihr könnt mich alle mal dort küssen, wo die Sonne nicht hinscheint. Ich halte von euch gar nichts mehr. Weil mir am Datenschutz wirklich etwas liegt.
Nachtrag: (eben erst gelesen) Seit heute ist diese Sache dann richtig abgerundet worden: Deutschland ist nun das Land, in dem Google Fassaden verpixelt, aber Facebook Gesichter erkennt…
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Nachtwächter
Wie beim Fratzenbuch üblich, wird so ein »Feature« aktiviert, ohne dass die Nutzer darüber auch nur informiert werden. Welches Feature? Na, die Gesichtserkennung, die es ermöglichen soll, Personen auf hochgeladenen Fotos in den Profilen automatisch zu identifizieren und zu benennen. Tolle Sache, genau das richtige für die übliche Portion Orwellness im Web-Zwo-Null.
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Nachtwächter
Ach, weil ich das Zwitscherding schon hatte, will ichs Fratzenbuch nicht vergessen, denn dort beim Fratzenbuch hat man irgendwie festgestellt, dass man mit Leistung allein nicht gegen den Mitbewerb ankommt, und deshalb musste halt eine Agentur dafür bezahlt werden, ein paar kritische Berichte über Guhgell in die Medien zu bringen. Bitte beachten: Es gibt zumindest Agenturen, die so ein »Geschäft« anbieten, und vermutlich gibts auch genug Massenmedien, die mundgerecht servierten Content sofort in ihren redaktionellen Teil übernehmen. Erzähle mir keiner was über irgendeinen Journalismus oder gar eine Unabhängigkeit!
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Nachtwächter
Fratzenbuch des Tages: »[…] woher weiß denn der E-Mail-Anbieter, dass diese E-Mail-Adresse für die Anmeldung bei Facebook verwendet wurde und welche Daten dort damit verknüpft sind? Und: Weiß umgekehrt der Benutzer eigentlich, dass sein Gesicht und sein voller Name jedem gezeigt werden, der eine E-Mail an ihn schreibt? (Raten Sie mal. Das Abmelden dauerte dann gute zwei Wochen.)« [via]
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Nachtwächter
Ich hätte ja Lust, den Blah jetzt in Nachtwächter-Book umzubenennen.
Nachtrag: Am besten…
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Nachtwächter
Fratzenbuch-Hinweis des Tages: Welche rechtlichen Konsequenzen das Einbetten dieses Like-It-Klickdings in eine Website haben kann und was man in seine Hinweise zum Datenschutz so ungefähr reinschreiben muss. Das macht aber kaum jemand, obwohl da ein saftiges Bußgeld kommen kann. Unbedingter Lesebefehl für jeden, der diesen Button drin hat und seinen Lesern zumutet!
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Nachtwächter
Was mich persönlich sehr freut, ist das Verfahren, das gegen das Fratzenbuch wegen seiner unverschämten Datensammlei eröffnet wird. Ich hoffe, dass im Verlaufe dieses Verfahrens auch thematisiert wird, dass das Fratzenbuch mit Spammethoden für seine leicht verzichtbare, beziehungsverkäuferische Dreckssite wirbt – und dass das zu einer weiteren, deftigen Strafe führt. Das Fratzenbuch ist längst eine Pestbeule des Internet geworden.
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Nachtwächter
Ein sehr fundierter und ausführlicher Text zum Fratzenbuch, bei dessen Lektüre mir alles vergangen ist.