Das könnte man doch über jedes staatliche Großprojekt der letzten zehn bis zwanzig Jahre schreiben: Es ist teuer und nutzlos…
Monatsarchiv Februar 2011
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Nachtwächter
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Sacht mal, ihr da bei Heise, ist noch alles knusper bei euch?
Aha, ich verstehe. Der so genannte »ePerso« ist also unsicher, weil er auf den »verseuchten PC« angewiesen ist, wo es so böse Keylogger und allerlei Malware gibt. Und wenn er mit dem Händi zusammenarbeitet, gibt es das Problem nicht, weil so ein »Smartphone« ja kein bisschen anfällig ist? So meint jedenfalls euer Teaser-Schreiberling, und das reizt schön oben auf eurer Startseite das Zwerchfell. Es gibt ja überhaupt keine Malware auf diesen Händis, bei denen man nur noch peripher ans Telefonieren denkt, nicht? Ich finde gerade den Link nicht wieder, aber vor noch gar nicht so langer Zeit habe ich von einem ganzen Botnetz aus Händis gelesen. Es ist auch völlig undenkbar, dass es gezielte Malware-Programmierungen für Händis geben wird, um an die für Kriminelle sehr lukrative Möglichkeit zu kommen, mit der Identität eines anderen Menschen Geschäfte machen zu können, nicht? Nee, das werden die viel zu schwierig finden, da denken die gar nicht mal drüber nach. Weil so ein Händi ja so unglaublich viel sicherer als jeder PC ist. Der dann auch gleich mal als »verseucht« deklariert wird, platt und pauschal – zugegeben, für einen gewissen und viel zu großen Teil der Windows-Installationen stimmts ja auch, und diese Bloatware namens AusweisApp (guter Kandidat für einen maximal bescheuerten denglischen Mischmasch-Namen) läuft zurzeit gar nicht auf anderen, von ihrer Architektur her weniger anfälligen PC-Betriebssystemen. Einmal ganz abgesehen von den billigen Kartenlesern, die so massenhaft unters Volk gebracht wurden und die gleich mit der ausbeutbaren Designschwäche daher kommen, kein PIN-Pädd zu haben, so dass die über die PC-Tastatur eingegebene PIN schon mit ganz normalen Trojanern mitgelesen werden kann. Und dieser Seuche des PC steht das blütenreine Händi gegenüber, vollends sicher.
Ich weiß ja nicht, ob euer Teaser-Schreiberling gerade einen kleinen Hirnausfall hatte, oder ob der gewohnheitsmäßig jede Presseerklärung unkritisch abtippt. Von der normalen Drecksjournaille erwarte ich ja schon gar nichts anderes mehr, aber dass Heise bei einem fachlichen Thema so ins Klo greift, das überrascht mich denn doch.
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Nachtwächter
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Ist denn heute Bullshit-Tag? Scheint so. »Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat vor Cyber-Angriffen im Internet gewarnt. Ungefähr alle zwei bis drei Sekunden gebe es einen Angriff auf das deutsche Internet – von Privaten, von Staaten, vom wem auch immer, sagte de Maizière im Gespräch mit der Zeitung ›Die Welt‹. Das deutsche Regierungsnetz werde etwa vier- bis fünfmal am Tag angegriffen« – ähm, Herr Bundesminister, woher wissen sie das eigentlich? Da haben sie mal den Admin gefragt, was? Und der Admin kennt das gesamte »deutsche Internet«. Ach, das haben sie der Springerschen Welt erzählt, denn ist ja »gut«… Da wollten sie jetzt nur ein bisschen trommeln für ihre Agenda auf der
WehrkundetagungSicherheitskonferenz. Da können sie sich einfach drauf verlassen, dass die Freunde von der Springerschen Speichellecker-Journaille alles abschreiben, was ihnen ein CDU-Sprecher sagt und dass die daraus schöne, angstausbreitende Schlachtzeilen machen, die so unendlich nützlich sind. Weil Angst gefügig macht.Herr Bundesminister, ich verrate ihnen mal was: Das kleine Serverchen, für das ich hier verantwortlich bin, ist wohl mit dem »deutschen Regierungsnetz« in seiner Attraktivität für Kriminelle und anderes hinterhältiges Pack kaum zu vergleichen. Und trotzdem, auch ich kann an jedem Tag, an dem ich mal einen Blick auf die Server-Logs werfe – ja, so etwas muss ich manchmal tun – mehrere Angriffsversuche feststellen, und ich gehe davon aus, dass es an jedem Tag so aussieht. Diese gehen in ihrer Intensität vom Kinderkram bis hin zu recht ernsthaften Versuchen. (Und nein, einen einfachen Port-Scan werte ich gar nicht erst als Angriff – wer den so direkt macht, ist auch nicht besonders gewieft.) Es gab sogar schon erfolgreiche und direkt gezielte Angriffe, drei böse Defacements und eine sehr schwere dDoS-Attacke. Das alles auf einen völlig unbedeutenden Server, der am Internet hängt. Von daher bin ich ob der Harmlosigkeit der von ihnen genannten Zahlen wirklich ein bisschen erstaunt. Das klingt fast, als wollten sie es dramatisch klingen lassen, haben es aber wegen ihrer Ahnungslosigkeit und ihrer Unlust, mal jemanden zu fragen, der sich damit auskennt eher verharmlost. Ganz so, wie diese vielen Elaborate des Genres science fiction, die versuchen, die Größe des Alls mit gewaltigen Zahlen wiederzugeben, aber die genannten Zahlen passen noch ganz gut ins eigene Sonnensystem und sind eher mickrig. Eben das, was rauskommt, wenn man unreflektiert Zahlen rauspustet.
Kommen Sie, Herr Bundesminister, ich verrate ihnen jetzt auch noch ein ganz geheimes Admin-Geheimnis: Jeder Server, der permanent mit dem Internet verbunden ist, ist ein Opferrechner. Obs einem gefällt oder nicht. Der Server bietet eben dem Internet gegenüber gewisse Dienste an, sonst wäre es ja sinnlos, und in diesem großen Netzwerk gibt es immer etliche Leute, die dann ihre Versuche machen, so etwas als Einfallstor zu benutzen. Teils einfach aus technischem Spieltrieb, teils mit kriminellen Absichten. Oft ohne Erfolg, und manchmal erfolgreich. Wenn erfolgreich, denn oft ohne nennenswerten Schaden, und manchmal mit. Da kann man nicht viel gegen tun. Klar, man macht Backups und sieht zu, dass ein Angreifer möglichst wenig verwertbare Daten mitnehmen kann, wenn ein Zugriff auf Daten möglich wird, aber das ist nicht viel. Man kan nur aufmerksam bleiben und versuchen zu verstehen, auf welchem Stand diese vielen Gegenübers aus dem Netz sind. Aber wenn man das versucht, wenn man sich zum Beispiel die aktuellen Exploits verschafft, um zu schauen, wie dicht gegen diese Angriffe der Server ist, um den man sich da kümmern muss, und um gegebenenfalls weitere Absicherungen zu erproben und einzusetzen, denn ist das in der gegenwärtigen Rechtslage der BRD illegal. Es ist die classe politique, die in der BRD jeden kriminalisiert, der sich um eine leidlich sichere DV im Internet bemüht. Von daher, Herr Bundesminister, empfinde ich den von ihnen aus ihrem Mund in die Mikrofone der Journaille gesetzten Unsinn mit offensichtlich ausgedachten Fakten als besonders schamlos und niederträchtig. Aber diese Schamlosigkeit und Niedertracht fügt sich prächtig in alles, was ich von ihresgleichen seit vielen Jahren zu diesem Thema gewohnt bin und was mich nur noch zu einer einzigen Antwort treibt: Plonk! GASMOP!
Einmal ganz davon abgesehen, dass ich es sehr begrüßen würde, wenn Kriege in Zukunft nur noch relativ unblutig als »Cyberwars« ausgetragen würden und nicht so, wie es zurzeit die Bundeswehr an der deutsch-afghanischen Grenze tut.
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Nachtwächter
Manche Helden der Straße scheinen zu glauben, dass sich alle Situationen des Verkehrs und des Privatlebens durch Betätigung des Signalhornes lösen lassen. Wenns nicht funktioniert, versuchen sies einfach nochmal, nur länger und nervender.
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Was ist das denn schon wieder für eine Hirnfick-Aktion: »Ich verspreche, niemals illegal einen Film herunterzuladen, gäbe es eine legale Alternative, die folgenden Kriterien entspricht […]« – nun, bei mir sähe ein derartiges Versprechen etwas anders aus. Ich kann versprechen, dass ich niemals illegal einen Film herunterladen werde und auch niemals legal meine Sinne mit diesem Input kitzeln werde, so lange ich beim Vorbeigehen an aktuellen Kinoplakaten eine Mischung aus Langeweile und Übelkeit verspüre und so lange ich immer wieder einmal ein paar Jahre nach der ersten Vermarktung der Filme irgendwo bemerke, dass »modernes« Kino vor allem bedeutet, Inhaltsleere und absurde Handlung mit überreich dargebotenen Effekten zu verwürzen. Im Gegensatz zur Übelschrift bei Golem handelt es sich beim Kopieren der meisten Machwerke nicht um ein »stehlen« (idiotisches Propagandawort schlechthin, Kopieren ist ein fundamental anderer Vorgang als Entwenden), sondern um ein Aufsammeln von Müll, der davon leider nicht weniger wird. Nee, da mach ich mir lieber meinen eigenen Film…
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Nachtwächter
Noch so ein durchgeballerter Suchbegriff: »anleitung um seine seele zu verkaufen« – nun, das ist sehr einfach. Setz dich vor die Glotze; verwechsele die allgegenwärtige Werbung mit deinen Bedürfnissen; halte den Rand dessen, was du verstehst, für die Grenze des Universums; glaube fest an das Evangelium des Konsumismus und geh immer eifrig shoppen; orientiere dich stets an Anderen; nenn das Freiheit, nenn das Individualität, nenn das Menschlichkeit! Und buckele dein ganzes Leben dafür, dass du das unbegrenzt weiter machen kannst. Wenn du dich selbst verkaufst, geht die Seele von allein mit.
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Suchbegriff des Tages: »wo sehe ich was für einen wert meine homepage hat« – bei eBay, wenn du sie versteigerst.
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Was mir gerade jemand gesteckt hat: Bei Jamendo sind die Leute immer noch genau so zuverlässig und haben die Technik so im Griff, wie ich es noch von damals gewohnt bin. Von mir gibt es da zum Beispiel immer noch – einige Jahre später – Zombie-Playlisten in der Datenbank, die einen nicht mehr existenten Künstler und ein längst gelöschtes Album abbilden. Sind die Progger bei Jam-Endo bei ihrem SQL-Kurs nicht bis zum DELETE gekommen? Hat die Datenbank keine RI mit ON DELETE CASCADE, wenn ein Künstler gelöscht wird?
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Sogar die Niedersächsische Landesmedienanstalt hat eingesehen, dass die moderne Ersatzreligion des Konsumismus das Christentum verdrängt hat und speist lieber ein Kauf-alles-leer-Programm für Frauen als einen christlichen Fernsehsender ins analoge Kabel ein. Schön, wenn auch jemand wie ich mal lesen darf, dass der Glotzkabelabhängigen nur noch Scheiße geliefert wird. (Selbst das Englisch-Programm von Al Dschasira wäre mir noch lieber als diese beiden »Alternativen«, wenn ich glotzen wollte.)
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Wie sitzt es sich eigentlich in der ersten Reihe? »In Kairo bekämpfen sich Anhänger und Gegner Mubaraks – bei der ARD regnet es derweil ›Rote Rosen‹, im ZDF kocht Alfons Schuhbeck. Die großen öffentlich-rechtlichen Sender lassen sich von welthistorischen Momenten nicht aus der Ruhe bringen« – na denn ist man ja gut »unterhalten« und lässt sich ebenfalls nicht aus der Ruhe bringen.
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Wo kommen eigentlich diese tollen Fotos her, mit denen dubiose Anbieter um Sympathie für ihre Angebote buhlen? [via]