Es gab gestern übrigens einen Terroranschlag in Großbritannien. Warum der nicht auf den Titelseiten der Angstnachrichtenmagazine steht, groß und blutig und einschüchternd, um die Hirne der Leser weichzuklopfen, bis man sie auslöffeln kann? Warum das keinen Brennpunkt im BRD-Staatsfernsehen gab, mit pseudosachlichen Reportern, die sich in Tatortnähe fliegen lassen und dort filmen lassen, wie sie in Tatortnähe die Meldungen der Agenturen verlesen, immer wieder unterbrochen von »Internetvideos«, die möglichst viel von der Gewalt zeigen und von Interviews mit »Experten« aller Art? Ganz einfach, weil er nicht in die gegewärtige Erzählweise der Phobokraten passt. Es ist nämlich eine Nagelbombe vor einer Moschee explodiert, und zwar schon zum zweiten Mal innerhalb dreier Wochen. Hätte ein fundamentalistischer Moslem irgendwo einen erfolgreichen oder gescheiterten Mordanschlag gemacht, dann wäre die Berichterstattung natürlich ganz anders geworden. So etwas wie den Überwachungsplaneten kann man nämlich nur Leuten verkaufen, die vor lauter Angst dumm geworden sind.
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Nachtwächter
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Nachrichten sind schlecht für dich, und wenn du damit aufhörst, sie zu lesen, wirst du glücklicher. Nachrichten sind schlecht für deine Gesundheit, sie führen zu Angst und Aggressivität und sie behindern deine Kreativität und deine Fähigkeit, gründlich zu denken. Die Lösung? Hört damit auf, Nachrichten zu konsumieren. Das ist mal eine Ansage vom Guardian! Und es kommt noch besser. Wer gut Englisch lesen kann, sollte mal dem Link folgen. Ich weiß gar nicht mehr, was ich daraus noch als kleines Appetithäppchen zitieren sollte, weil alles so treffend ist. Nehmen wir mal dieses Beispiel von contentindustriell erzeugten Realitätsverlusten:
Nachrichten führen dazu, dass wir mit einer vollkommen falschen Abbildung [wörtlich: Karte] von Risiken im Kopfe herumlaufen. Terrorismus etwa ist überbewertet. Chronischer Stress ist unterbewertet. Der Zusammenbruch von Lehman Brothers ist überbewertet. Staatliche Verantwortungslosigkeit ist unterbewertet. Astronauten sind überbewertet. Krankenschwestern sind unterbewertet.
Der ist aber auch so richtig gut:
Aus den gut 10.000 Nachrichtenmeldungen, die du in den letzten zwölf Monaten gelesen hast, benenne nur eine, die es dir ermöglicht hat, eine bessere Entscheidung über eine ernsthafte Angelegenheit deines Lebens, deiner Karriere oder deines Geschäftes zu treffen, weil du sie konsumiert hast. Tatsache ist: Der Konsum von Nachrichten ist irrelevant für dich.
Nachtrag: Den Text gibt es auch in guter deutscher Übersetzung in Essayform zum freien Dowmload. [via]
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Fail des Tages: Das dänische Fernsehen entschuldigt sich dafür, dass es einen Screenshot aus »Assassin’s Creed« in einem Bericht über den Krieg in Syrien verwendet hat. Und jetzt fühlen sich die Qualitätsjournalisten vom dänischen Fern-Sähen – jemand hat dort das Bild einfach irgendwo… ähm… im Internet gefunden und hielt es für Damaskus – daran erinnert, dass man die Bildquellen doch mal überprüfen sollte. Kann man sich gar nicht ausdenken…
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Apropos Meldungen ohne Neuigkeitswert: Wenn ein Pfaffe jahrelang die Kinder durchficken kann, hat das auch keinen Neuigkeitswert mehr. Es ist leider normal. So normal, dass der oberste Vertuscher und Schwurbellügner der weltweit größten Organisation von sexuell absonderlichen Menschen demnächst im Bundestag reden darf.
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Wenn die Tagesschau über Fukushima berichtet, ist es mit den Fakten nicht so weit her. Nicht einmal mit den einfachsten Fakten. Als ob es noch nicht übel genug wäre, es wird beim quasistaatlichen Fernsehen übertrieben, dass es nur so weh tut; beinahe, als wollte man sachlich wie die Tagesschau klingen und dabei bescheuert wie die RTL-News sein. Die »Hirnschmelze« auf Twitter und in vielen Blogs, die ich in den letzten Tagen beobachten konnte, ist bei derartigem input aus »Qualitätsmedien« gar nicht so überraschend. [Dank an SvOlli für den Link]
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Kurz verlinkt: […] die Illusion einer Meinungsvielfalt in den Medien
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Na, wollt ihr Journalisten im Fernsehen werden, so richtig viel gesehene Qualitätsjournalisten, die lauter knallharte Fakten so richtig kameraobjektiv in die Wohn- und Wahnzimmer tragen? Denn lernt mal, wie man so einen Nachrichtenbeitrag produziert. [via]
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Link zur Mitternacht: Zehn vernachlässigte und niemals in die breite Aufmerksamkeit gerückte Nachrichten des Jahres 2009
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Wen muss ich eigentlich Geld in den Arsch stecken, damit alle Agenturen und in der Folge alle Zeitungen und Sender über so ein neues Produkt – zum Beispiel so einer Grabbelplatte mit einem Apfel drauf – so ausführlich in den Nachrichten berichten, als hätte so ein ganz normales und an sich auch nicht besonders innovatives technisches Produkt einen echten Nachrichtenwert. Über eine neue Waschmaschine oder einen staubsaugenden Heimroboter berichtet doch auch keiner.
Nachtrag: Danke Fefe! Ich dachte schon, ich wäre weit und breit der einzige, der sich über diesen ganz offensichtlichen Hirnfick aufregt.
Nachtrag Zwei (lustig):: Hey, das ist doch alles nur geklaut, Äppel!!!1!
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Hui, Ulrich Wickert (früherer Tagesthemen-Sprecher in der ARD) fleddert mal in der FAZ eben das, woran er jeden Tag selbst mitgewirkt hat – Zur großen Meldung für jede einzelne Bombe: »Sollen wir es Voyeurismus, Sensationsgier, Bombenjournalismus nennen? Nein, vermutlich ist es viel schlimmer. Hier wird aus einer völlig falsch verstandenen Chronistenpflicht gesendet. Niemand quält sich, den Automatismus, mit dem Bomben in die Nachrichten gelangen, zu hinterfragen.«, zur Information über die politische Entwicklung nach der letzten Wahl: »Es fehlt offenbar an einem Verständnis für die politische Grundversorgung.«, zum 9. November (gut, dass ich keine Glotze habe): »Der Sendeplan musste eingehalten werden, damit nach der ›Tagesschau‹, in der die Rede von Angela Merkel live gesendet werden konnte, die Schnulze ›Geld, Macht, Liebe‹ pünktlich die Zuschauer anlockte«. Ich sage ja immer, dass ARD und ZDF mit ihrem Nachrichtenbetrieb inzwischen völlig ungeeignet sind, um sich auch nur oberflächlich zu informieren, dass dort nur noch Tittitainment und künstliche Aufregung verbreitet werden, aber das Ulrich Wickert das einmal sagt, hätte ich nie gedacht. Allerdings befürchte ich, dass das auch nichts ändern wird und dass man einfach so weiter machen wird, mit dem typisch deutschen »Muss ja…« auf den Lippen. Und diese Scheiße, die müssen wir alle zwangsweise fianzieren.
Nachtrag: Für die Tagesschau nimmt Kai Gniffke im Blog dazu Stellung, kommentierbar und zurzeit eher mit Zustimmung der Kommentatoren für die Kritik Wickerts…
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Die Heute-Nachrichten des ZDF reagieren mit einer Nachrichtensperre auf das Desaster für die BRD, das heute mit der Verkündigung der ersten Hochrechnungen begonnen hat:
Quelle des Screenshots: Phoenix