Wie die Leute bei der GEMA heute noch ticken, wird manchmal erahnbar, wenn man einen Blick zurück wirft: 1953 etwa gab es noch kein Internet, und damals war das Tonbandgerät der erklärte Feind.
Die Industrie preist in ihren Werbeprospekten die vielen Verwertungsmöglichkeiten der Geräte, insbesondere aber die Möglichkeit zum Mitschneiden von musikalischen Rundfunksendungen und Schallplattenübertragungen an. Die Geräte sind im freien Handel als Einzelgeräte und auch als Kombination mit Rundfunkempfangsgeräten erhältlich. Jeder Besitzer eines solchen Gerätes ist daher in der Lage, sich gewissermaßen ein Band-Archiv nach eigenem Geschmack anzulegen…
Diese schreckliche Dystopie der Rechteverwerter musste natürlich mit allen Mitteln verhindert werden. Einschließlich dieser verlogenen Desinformation, die damals von diesen »Urheberrechtsexperten« auf die Schallplattenhüllen gestempelt wurde, dass es verboten sei, eine Tonbandkopie von den Platten zu machen.
Eigentlich haben wir seitdem nichts Neues. Zwar eine Menge neuer technischer Möglichkeiten, aber immer noch die gleiche gierige Geste der Rückständigkeit und Technikverhinderung, die sich GEMA nennt. Selbst die Totalüberwachung ist keine neue Idee:
Auf Grund der beim Erwerb des Apparates aufzustellenden Verpflichtungserklärung werden die Eigentümer und Benutzer von Magnetophonen bekannt sein – bei jedem Neubezug des Tonträgers werden sie wieder bekannt werden. Ihr Gesamtverhalten müßte beobachtet werden, und gegen jede unerlaubte Handlung wäre tunlichst sofort einzuschreiten
Gute Nacht, Deutschland. Die GEMA macht das Licht aus!
fritz the cat am 23.4.2012 um 10:12
tzja… die kopierindustrie halt….
solange es dem otto-normal-bürger nicht möglich war »etwas« zu »vervielfältigen« war alles in ordnung.
… an ihren tonträgern wird man sie erkennen!
Max am 23.4.2012 um 11:34
Das Faszinierende ist ja, dass man eigentlich nur die technischen Geräte austauschen müsste, und man hätte dieselbe Diskussion wie 60 Jahre später. Das hat mir grad wirklich nochmal die Augen geöffnet. Liebe GEMA, warum geht in anderen Ländern, was hier zum Ruin der Kunst führt?
hustinettebär am 23.4.2012 um 12:11
wenn man selbst urheber ist und davon lebt, sieht man das urheberrecht und die verwertungsgesellschaften in deutlich anderem licht. abgesehen davon sind privatkopien ja erlaubt.
fritz the cat am 23.4.2012 um 17:08
die sache ist doch die. im zeitalter der digitalen information (digital steht hier für die form in der die daten in maschinen gespeichert und von maschinen verarbeitet werden. der mensch begreift das ganze trotzdem noch immer analog) verschwimmt immer mehr und verschwindet zunehmend die grenze zwischen produzent und konsument. das produzieren bzw. herstellen der daten (richtiger wäre datenträger) ist nicht länger auf eine minderheit gut betuchter beschränkt – ein einfacher kopiervorgang in einem computer reicht aus um daten herzustellen, respektive zu vervielfältigen. ein begriff der hierbei von bedeutung ist, ist »der prosument«. dies beziehe ich auf den reinen reproduktionsprozess von einer vorlage, nicht das erstellen der vorlage selbst. nur auf grundlage der sehr begrenzten möglichkeit der vervielfältigung mit hilfe von oft teuren und komplizierten technischen prozessen konte sich eine verwerterindustrie entwickeln. wären die einfachen reproduktionsmethoden schon von anfang an present gewesen, würde diese verwerterindustrie heute so wohlmöglich garnicht existieren.
nicht nur bei den digitalen medien sieht man dies, auch z.b. bei der energiegewinnung mit z.b. fotovoltaik bzw. solartechnik. auch hier verschwimmen die grenzen vom energie-produzent (die man uns kindergartenhaft und neusprechanalog als versorger eintrichtert) und energie-konsument.
alvin toffler beschieb diesen clash, das aufeinandprallen von inovationswellen schon 1980 in seinem buch »die zukunftschance (the third wave)«.
man stelle sich nur mal vor, jeder hätte zu hause ein kraftwerk in form einer brennstoffzelle und bräuchte nur noch wasser reingiessen und die elektrolyse zur gewinnung des wasserstoffs würde über solarenergie gespeist.
ein alptraum für die herrschenden strukturen unserer ach so humanen und modernen gesellschaft.
Links 2012-04-23 | -=daMax=- am 23.4.2012 um 17:50
[…] Der Nachtwächter hat ein GEMA-Pamphlet aus dem Jahre 1953 ausgegraben und es ist schon frappierend zu sehen, wie sich die "Argumente" von damals mit denen von heute […]