»Tolle« Idee von Opera, einfach im Opera-Browser die Browser-GUI zu deaktivieren (aber nicht einmal irgendwie rauszunehmen, einfach nur nicht mehr verfügbar zu machen und den ganzen Code im Binary drinzulassen, als obs noch nicht genügend Bloat auf der Welt gäbe) und das dann als »Wir bringen unseren Mailclient jetzt als eigenständige Anwendung raus« pressezuerklären. So langsam wirds bei Opera echt ein bisschen rottig. Ich befürchte ja fast, dass der Laden demnächst gekauft wird und dass es sich gerade um die Vorbereitungen handelt…
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Cloud des Tages: Winzip 17 mit jeder Menge Funktion, die man kaum jemals vermissen würde, wenn es sie nicht gäbe… tja, und jetzt auch gleich mit Cloud-Upload. Meine Prognose: Winzip 18, spätestens aber die 20, kommt mit eigenem Browser und kann als vollwertiger Desktopersatz verwendet werden (Standardeinstellung nach der Installation, versteht sich), wenn man sich nicht daran stört, dass die Dateien nebenbei in eine stark formalisierte Beschreibungssprache übertragen und in den Weltraum gefunkt werden, um auf diese Weise einen aktiven Beitrag zur Suche nach außerirdischen Intelligenzen zu leisten.
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Ich kann natürlich niemanden daran hindern, Ubuntu 12.10 »Quantal Quetzal« zu installieren, aber ich würde davon abraten, wenn es sich irgend vermeiden lässt.
Weil ich ja doch ein paar Leute kenne, die die Ubuntu-Distri nutzen, habe ich es mir in einer virtuellen Maschine mal kurz angeschaut. Der Upgrade vom dort zuvor installierten Ubuntu 12.04 LTS ging wie gewohnt problemlos vonstatten, und nach einem Reboot hatte ich ein unbrauchbares Betriebssystem vor mir. Arbeitete 12.04 mit den vorherigen Einstellungen der VM selbst mit dem Unity-Desktop noch halbwegs flüssig, zeigte mir schon die erstaunliche Dauer des Bootvorganges des Queer Quetzal, dass da irgendwas fürchterlich moppelig geworden ist. Beim Versuch, ein Programm im Dash zu starten, hatte ich eine nach jedem Tastendruck eine Latenz von etwa einer Sekunde, bis das Zeichen auf dem Bildschirm erschien. (Und ja, die Guest Additions für die Virtual Box waren installiert.)
Ein paar Reboots später hatte ich der virtuellen Maschine statt einer CPU zwei CPUs und statt 800 MiB fette 2 GiB gegeben, um ein zwar lahmarschiges, aber an sich erträgliches Arbeitstempo unter Ubuntu 12.10 zu haben. Die Latenz nach einem Tastendruck ging etwa auf eine achtel Sekunde herunter, was sich fast so anfühlte wie damals mit einem Terminal an einen Server… nur, dass ich gerade auf einer Kiste arbeitete, die ich direkt bediente. Auch das Starten des Firefox dauerte nur noch etwas länger als sieben Sekunden, und wenn ich dann eine URL in die Adresszeile eingab, »freute« ich mich über die lustige Latenzzeit beim Tippen. Kurz gesagt: Auch mit 2 Gigabyte RAM und 2 CPUs (Taktrate auf dem Host-Rechner der virtuellen Maschine: 2 GHz) fühlte sich das gesamte System träge, fett und lahmarschig an. Und nein, da wurde nicht geswapt, die Swap-Partition langweilte sich. Das System war auch ohne ausgelagterten virtuellen Speicher so ätzend langsam.
Eine anschließende Überprüfung möglicher Fehlerquellen zeigte mir unter anderem, dass der Prozess compiz, der nichts weiter tut, als diese ganzen kleinen, sinnlosen Effekte im Unity-Desktop zu realisieren, allein 400 MiB RAM (im Laufe der Nutzungszeit noch steigend) belegte. Der ungefähre Speicherabdruck einer laufenden Browser-Instanz ist ein ganz wuchtiger Brocken dafür, dass einem an allen Ecken und Enden Zucker in die Augen gestreut wird. Angesichts der Erfahrung, die einem dafür in Wirklichkeit gewährt wird, wäre freilich ein anderer optischer Eindruck viel angemessener als dieses sinnlose (und auch mit 2 GiB RAM, 2 CPUs und 3D-beschleunigter Grafik immer noch ruckelige) Ein- und Ausblenden von Menüs und Fenstern.
Wie gesagt: Wer will, kann es sich gern geben. Für die eventuell auftretenden Probleme stehe ich diesmal allerdings nicht mehr zur Verfügung. Es sieht übrigens so aus, als würde meine Erfahrung auch gerade an anderen Orten gemacht. Aber immerhin, dafür bekommt man wenigstens Adware zusammen mit dieser Krüppelscheiße installiert.
So, und jetzt bloß schnell von Canonicals Beglückungsideen abwenden und diesen Müll vergessen! Das ist bestimmt alles eine ganz große Verschwörung, damit damit gestrafte Menschen in ein paar Tagen das unsägliche Windows Acht gar nicht mehr so schlimm finden…
Nachtrag: Ich bin jetzt verschiedentlich darauf hingewiesen worden, dass ein Upgrade nun einmal eher zu Fehlern neigt als eine Neuinstallation. Da frage ich mich allerdings, was das für eine Denke ist. Soll jemand, der sein Ubuntu auf den neuesten Stand bringen will, wirklich alle sechs Monate für eine Neuinstallation plattmachen? Da könnte man ja fast schon Windows NT 4.0 nehmen… obwohl… nee, das »hielt« meist keine sechs Monate. Übrigens hat auch Golem tolle Worte zum Quälenden Quark… ach nee… Quantal Quetzal gefunden, die für sich selbst sprechen: Der Unity-Desktop hat zwar fast keine optischen Macken, reagiert allerdings träge. Dafür sieht er immer besser aus. Hauptsache, ordentlich Zucker in die Augen, damit arbeiten können muss man ja nicht mehr. Man kann ja einfach mal etwas anderes machen. Zum Beispiel, sich stattdessen ein gutes Buch bei diesen Verramscher bestellen, der in einer in den Desktop eingebauten Adware aufdringlich beworben wird.
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Ja, der Firefox ist wirklich ziemlich bloatig geworden. Inzwischen ist er dermaßen fett und aufgebläht, dass man ihn auf einem 32-Bit-Windohs nicht mehr linken kann, weil der Linker dann mehr als drei Gigabyte [!] Speicher benötigt. Drei Gigabyte! Na, die werden schon ein paar Mittel finden, diese geradezu erstickende Beschränkung zu erweitern. Jedenfalls eher, als dass sie mal ein bisschen in diesem Irrsinnsprojekt aufräumten und sich Gedanken über ein Ende dieses Bloats machten.
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WordPress-Zitat des Tages: »Da die gesamte WordPress-Installation auf dem Server bereits 89MB in Anspruch genommen hatte und der Speicherplatz auf 100MB begrenzt war, wurde das Limit nun auf 200MB erhöht« – jaou! Das ist Bloat!
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Die ganz tolle Nachricht des Tages verdanken wir dem Firefox. Denn Firefox Sieben (!) wird vielleicht endlich ein bisschen sparsamer mit RAM umgehen und mir (und allen anderen Menschen) dann vielleicht keine 740 MB virtuellen Speicher dafür wegknabbern, dass er ein paar HTML-Seiten rendert und darstellt.
Manchmal denke ich ja, dass man die Entwickler jeder Software einfach damit bestrafen sollte, dass man sie zwingt, ihre Elaborate auf einem auch nur fünf Jahre alten, für damalige Verhältnisse normal ausgestatteten Rechner zu benutzen und mindestens drei Monate lang zu erleben, wie qualvoll die von ihnen produzierte Bloatware sein kann. Hey Leute, ich benutze zum Beispiel Linux, weil Rechner viel zu schade zum Wegwerfen sind!
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Ein Weg führt immer zu einem Ziel, und die Auswahl vieler verschiedener Wege führt eher in die Verzweiflung. Oder so: »Heute ›kommt‹ Debian/GNU Linux, eine der bekanntesten Linux-Varianten, auf 44 bis 53 CDs […] über 29000 Software-Pakete. Das bedeutet, daß es für fast jede erdenkliche Aufgabe in Linux eine Vielzahl von Lösungsmöglichkeiten gibt, nur meist keine, die wirklich ausgereift ist« – und wer mit Liferea RSS-Feeds lesen will, muss wegen der Paketabhängigkeiten die thailändische Sprachunterstützung mitinstallieren lassen. Der Pinguin ist ganz schön fett geworden, und widerspenstiger wird er auch jedes Jahr ein bisschen mehr…
[Disclaimer: Ich bin Debian-GNU/Linux-Benutzer, würde es aber wirklich nicht jedem empfehlen…]
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Bloatware des Tages: Die Ausweis-App (oh nein, ich mache den modernen, reklamescheppernden Unfug mit der BinnenMajuskel für irgendeinen Technikschrott nicht mit).
Diese Schrottware hat also höhere Systemanforderungen als ein voll aufgeplusterter, moderner Browser (auch manchmal schon bloatfox genannt) oder ein ausgewachsenes Office-Paket (das naturgemäß aber eine Menge Platz auf der Platte braucht, um installiert werden zu können). Für einen doch sehr geringen Funktionsumfang. Wer hat euch bei der BR Deutschland so einen Schrott verkauft?!
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Man kann die gleiche Funktionalität eines Programmes, nämich die Ausgabe eines kurzen Textes, in drei verschiedenen Versionen der ausführbaren Datei haben – mit einer Dateigröße von 510 KiB, mit einer Dateigröße von einem Megabyte oder auch mal in unter einem Kilobyte.
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Na, wenn ich schon so nett gefragt werde, was mir dazu einfällt, dass Microsoft für sein Spaces jetzt auf WordPress setzt, denn kann ich mich ja gar nicht mehr zurückhalten…
Hey, das ist doch sehr passend!
Wir Älteren erinnern uns: Im Jahre 1998 hat Microsoft, der damalige Quasimonopolist auf dem Desktop – heute kommt ja immerhin ein gutes Sechstel der Zugriffe auf dieses blahvolle Blog von Nicht-MS-Systemen, aber damals war so etwas wirklich marginal – also, 1998 haben die bei Microsoft eine Vision gehabt. Und die sind damit nicht etwa zum Psychiater gegangen, sondern die haben das für die wirklich wahre Wahrheit gehalten und ihre Entscheidungen daran ausgerichtet. Die Vision haben sie wohl bekommen, als sie die ersten FORMs in Websites und die damals noch so ärmlichen Möglichkeiten von JavaScript gesehen hatten, und da haben sie gleich gedacht, das könnte die Zukunft!!!ELF! der Benutzerschnittstelle sein. Und dafür bräuchte man dann ja gar kein MS Windows mehr, denn so ein
NutscrapeNetscape, der lief ja auf recht vielen Betriebssystemen.Wäre ja zu dumm gewesen, wenn das die Zukunft!!1! gewesen wäre und wenn plötzlich niemand mehr die Produkte von Microsoft gebraucht hätte – aus Freude wurden diese Produkte ja doch eher selten eingesetzt, eher schon aus so einer Hassliebe heraus. Jedenfalls bei denen, die nichts anderes kannten und das alles für »normales Computern« hielten, bei jemanden, der auch andere Systeme kannte, blieb allein der Hass als wesentliche Emotion. Deshalb tat MS das, was MS besonders gut konnte und kann; deshalb erzeugte MS künstliche Abhängigkeiten.
Ja, 1998: Da wurde die kränkeste Idee der gesamten Firmengeschichte Microsofts mit aller Marktmacht unter Erbringung maximalen Denkverzichts durchgedrückt. Der Internet-Browser sollte kein Stück Software mehr wie jedes andere sein, sondern ein »integraler Bestandteil des Betriebssystemes«. Damit der IE auch so aussah, als ob er das wäre, hat MS die wirklich einigermaßen gelungene Benutzerschnittstelle von Windows 95 einmal komplett so durchgefrickelt, dass sie mit dem damaligen Internet-Explorer gerendert wurde. Das war zwar auf damaligen Rechnern ein bisserl träge, führte zu vielen »Arbeitspausen« wegen der gehäuft auftretenden blauen Bildschirme, erforderte für damalige Verhältnisse auch recht viel RAM und machte die Auslagerungsdatei immer wieder mal zum halbminütigen Kratzkonzert, aber dafür hat es aus Benutzersicht auch nicht den geringsten Mehrwert gehabt. Diese Channel-Leiste, mit der sich die Menschen Reklame auf dem Desktop hätten holen können, hat damals jedenfalls höchstens ein Masochist als Mehrwert empfunden. Und dass das Dateimanagement jetzt ein bisschen bunt und »webbig« wurde, gehörte auch zu den eher verzichtbaren Effekten. Damit auch jeder
dieses Virusdie neue Version kauft, gabs die übliche monströse Werbekampagne. In grasgrün, himmelblau und margeritenweiß, mit dem claim »Lassen sie die Maus frei« – denn man sollte auch plötzlich nur noch einmal klicken. Jeder, den ich damals kannte, hat den gewohnten Doppelklick eingestellt.Tja, damit die Leute den (damaligen) IE auch als Browser verwendeten, hatte Microsoft einiges an Vorsorge geleistet. Zum Beispiel hatte dieser tolle Browser ein ganz besonders tolles Alleinstellungsmerkmal: Er war zu nichts kompatibel und hat beinahe alles auf seine sehr eigene Art gemacht. (Einiges zugegebenermaßen auch gut.) Sicherheit und Internet? Ach, Scheiß drauf! Websites kann man es auch erlauben, direkt und ohne Sicherheitsnetz Software auf den Rechner des Surfers zu übertragen und auszuführen! JavaScript? Das DOM erfindet man einfach zum größten Teile neu. Dann noch ein paar HTML-Tags einführen, die nur der IE kennt, und dann ein CSS-Boxmodell einführen, das für jeden nach Plattformunabhängigkeit strebenden Gestalter ein ordentlicher Kopfschmerz ist und das durch die Jahre weiterführen. Dazu noch tolle Software wie
FronPageFrontPage in die Welt schmeißen, damit auch möglichst viele Leute Websites bauen, die eben vor allem mit dem IE wie gewünscht aussehen, und auch ja nicht vergessen, die ganze andere Software wie etwa Excel und Word um HTML-Exporte anzureichern, die vor allem die speziellen IE-Features ausnutzen, damit auch raseschnell windeseil ganz viele Websites in der Welt sind, die man besser mit einem IE betrachtet, wenn man etwas sehen will. Dann noch einen Proxy-Server auf den Markt schleudern, der einen besonderen Handshake mit einem Browser benötigt, den eben nur der IE hinbekommt und der jedem anderen Browser einfach nur einen Stinkefinger hinhält. Und immer schöne Wörter im Marketing benutzen. Zum Beispiel, dass eine Anwendung, die nur mit dem IE funktioniert, eine Web-Anwendung ist. Boah, war das Ding benutzerverachtend!Lange scheints her zu sein, aber die damaligen Fehlentscheidungen hängen MS bis heute wie ein Klotz am Bein. Diese Idee, für eine so einfache Aufgabe wie die Verwaltung eines Dateisystemes einen voll aufgeplusterten Webbrowser zu verwenden, erinnerte mich schon damals an meine Testumgebungen für größere Anwendungen. Ich kann mich zum Beispiel daran erinnern, dass ich einmal eine Anwendung zur Verteilung von Inhalten in einer Testumgebung zum Laufen gebracht habe, die in dieser Testumgebung beim Testen nur Dateien aus einem Verzeichnis in ein anderes Verzeichnis kopierte – aber hierfür einen FTP-Server, einen Webserver, einen Applikationsserver, eine serverseitige Java-Anwendung, eine Oracle-Datenbank und eine Handvoll in Perl geschriebener Hilfsskripten benutzte. Ein solcher Aufwand zum Kopieren von Dateien ist ähnlich absurd wie die Verwendung eines fetten Internet-Browsers für einen einfachen Anwendungsfall, nämlich die halbwegs benutzerfreundliche Präsentation des Dateisystems und die Bearbeitungsmöglichkeiten im Dateisystem. Bis heute verwendet Windows dafür den IE, und das Ganze sieht inzwischen so »webbig« aus, dass es eine ganze Reihe von üblen Malware-Sites gibt, die einem unbedarften User damit überrumpeln, dass sie einen Virencheck vortäuschen und ihm zum Download der »Antivirensoftware« auffordern. Auch so manches arge Sicherheitsproblem aus der jüngeren Windows-Geschichte dürfte mit dieser unnützen Komplexität in Verbindung stehen. Und dass immer noch Leute da draußen einen IE6 benutzen, liegt nicht etwa daran, dass sie so gern alte, fehlerhafte Software benutzen und jeden Cracker dieser Welt auf ihrem Rechner einladen wollen, sondern daran, dass sie ihn auch öfter mal benutzen müssen, weil nur damit so genannte »Internet-Anwendungen« aus dieser Zeit laufen.
Gut, was hat das mit WordPress zu tun? Oder mit MS Spaces? Also mit dieser Geschichte? Eigentlich nichts, außer vielleicht, dass hier zusammenwächst, was schon seit langer Zeit zusammenstrebt.
WordPress ist eine Blogging-Software. Und Bloggen ist an sich eine ganz einfache Tätigkeit: Der Blogger verfasst einfach einen neuen Eintrag. Diese Einträge werden eventuellen Lesern in chronologischer Ordnung präsentiert, vielleicht noch um eine Handvoll weiterer Auszeichnungen wie Schlagwörter und Kategorien ergänzt. Wenn man das einmal so nüchtern betrachtet, ist darin nichts, was eine besondere Komplexität in der Software erwarten ließe.
Nun, auf dem Rechner, auf den ich diesen Text schreibe, habe ich auf einer Speicherkarte eine lokale Version meiner Homepage zur Verfügung, die in ihrem Kern ein WordPress ist und so gut wie keine Plugins enthält. Wenn ich in diesem Verzeichnis mal ein »find . -name "*.php" -o -name "*.js" | xargs cat | wc -l« absetze, stelle ich fest, dass es sich um 192649 Zeilen PHP- und JavaScript-Code handelt, um diese so einfach scheinende Aufgabe zu bewältigen – in ca. sieben Megabyte Programmcode. Das ist eine Menge!
Kein Wunder, dass so ein Webserver, auf dem ein WordPress läuft, unter Last manchmal ganz schön »durchatmen« muss – schließlich muss das mod_php diese Codemenge bei jeder Anfrage erstmal verdauen. Dieses Blahblog hier, es wäre ohne Caching mit >WP Super Cache gar nicht mehr benutzbar und hätte bei Zugriffsspitzen Antwortzeiten von einer halben Minute, so dass sich die ganzen Webserver-Prozesse ansammelten und dabei auch unerhört viel virtuellen Speicher in Beschlag nehmen würden. (Das hatte ich schon, bis hin zu regelrechten Ausfällen, und deshalb gibt es hier Caching. Auch virtueller Speicher ist nicht unbegrenzt.)
Und dieser ganze Bloat für die Verwaltung einer chronologisch sortierten Sammlung von Inhalten! Also für etwas, was sich im Prinzip (und unter Verlust eines gewissen Komforts) auch mit einem als CGI-Skript verwendeten Shellskript erledigen ließe!
Ja. Aber es ist ja auch deutlich mehr als ein Shellskript. Dieses einfache Ding, das Bloggen ausmacht – das Verfassen eines neuen Postings – sieht unter WordPress für den Benutzer so aus:
Im Screenshot sichtbar sind: Ein aufgeblähter WYSIWYG-Editor für den Beitrag, ein einfaches Textfeld für einen Anriss des Beitrages, ein Texteingabefeld zum Hineinkopieren von Trackback-URIs, eine Ansicht der elementaren Beitragseigenschaften (Zeitpunkt der Veröffentlichung, Sichtbarkeit, Status), die nach einem Klick natürlich auch bearbeitet werden können, eine Anwahlmöglichkeit der Kategorien des Beitrages, ein Texteingabefeld für die Schlagwörter, das über AJAX Vorschläge zur Ergänzung macht, wenn man mal nicht schnell genug tippt, eine Angabemöglichkeit für benutzerdefinierte Felder zu diesem Beitrag, auf der linken Seite das größtenteils eingeklappte Menü (aufgeklappt bekomme ich davon einen epileptischen Anfall, deshalb ist es zu), dessen Unterpunkte sich schön über JavaScript aufklappen und einklappen lassen. Oben gibt es noch einmal zur Verwirrung der Benutzer ein ebenfalls über JavaScript realisiertes Schnellwahl-Menü für die wichtigsten Dinge (Neuer Post, neue Seite, Kommentarverwaltung, Upload, Übersicht über unfertige Texte), weil offenbar mal jemanden aufgefallen ist, dass so etwas in diesem Wust kaum noch gefunden werden kann. Auch kann man sich, wenn man überhaupt noch auf diese Idee kommt, einen hübschen Hilfetext anzeigen lassen, der in kurzen Worten erläutert, wofür das alles gut sein soll – einschließlich des Hinweises, dass man die Elemente einzeln verstecken und auch umordnen kann. Nicht mehr im Screenshot sichtbar sind die Kommentareinstellungen, die Angabe des Autors und die Versionsverwaltung zum Artikel. Sichtbar, aber doch ein bisschen versteckt sind die Schaltflächen über dem Beitragseditor, mit denen sich Dateien über eine Flash-Anwendung hochladen und Bilder sogar ein bisschen bearbeiten lassen – ich habe vor ein paar Monaten schon gespottet, dass WordPress 3.5 wohl einen in Flash und JavaScript nachprogrammierten GIMP und ein komplettes Videoschnittsystem enthalten werde. Hoffentlich liest das jetzt kein WP-Entwickler mit.
Wenn ich diesen Beitragseditor hier im Browser lade (vom lokal installierten Entwicklungs-Webserver, also ohne Netzwerk dazwischen), benötigt das mit einem leidlich aktuellen Firefox auf einem 2GHz-Rechner ca. acht Sekunden, und auch nach dem Laden fühlt sich das ganze Ding sehr träge an. Der Bloat ist unfassbar! Der Webserver-Prozess reißt über 60 MiB an sich. Und das alles für das einfache Ding, das Bloggen ausmacht – für das Verfassen eines neuen Postings.
Ich muss mich »nebenbei« um ein paar Blogs kümmern, an deren auch andere, technisch weniger versierte Menschen mitschreiben. Diese Menschen hassen mich, seit ich nach dem letzten Sicherheitsloch auf die aktuelle Version upgraden musste – die zuvor dort verwendete Version 2.0.x hatte zwar ihre rauen Kanten, aber sie war wegen ihrer unmittelbar verständlichen Navigation auch für »normale« Menschen durchschaubar, benutzbar und flott. Sie war so beschaffen, dass man sie auch noch mit einer schmalbandigen Verbindung oder auf einem betagten Rechner verwenden konnte, was beides keine seltenen Anwendungsfälle waren, denn viele der Autoren sind arm. Seit dem Upgrade liegen ein paar Projekte am Boden – ich bin auch keine Schreibmaschine, und ich kann auch den jetzt erforderlich gewordenen, ständigen Support nicht leisten. In WordPress meint das Wort »Benutzerschnittstelle« oft, dass sich der Benutzer geschnitten hat, wenn er denkt, dass die Software ihm zu dienen hat.
Aber hey, dafür kann man jetzt mehrere Blogs mit einer Installation verwalten. Oder seine hochgeladenen Bilder nach dem Upload im Browser zurechtschneiden. Oder YouTube-Videos und Flickr-Bilder einbinden, wenn man denn die Schaltfläche findet, mit der man die dafür zuständige Schaltfläche einblendet. Gut, die Suchfunktion im Blog, die saugt immer noch wie unter WordPress 1.5, trotz der Datenbank mit fettem Volltext-Index im Hintergrund; ja, wenn man nach »Gier« sucht, findet man auch die »Regierung« und die Ergebnisse sind einfach nur chronologisch absteigend geordnet, ohne dass Überschriften eine besondere Gewichtung bekämen. Es gibt ja Guhgell, wir durchsuchen doch alle unsere eigenen Seiten mit Guhgell, auch wenn diese eine Suchfunktion haben. Und hey, dafür kann man WordPress sogar als kleines CMS verwenden. Klar kann man auch ein großes CMS nehmen; so ein installiertes Joomla hat nicht halb so viel Bloat, geht viel schonender mit den Serverressourcen um und ist auch nicht mehr so viel schwieriger zu verstehen als diese ehemalige Blogsoftware namens WordPress, aber hey, WordPress ist so gut und toll und modern und einfach! Das nehmen alle, das muss man einfach nehmen!
Ja, wenn WordPress und Microsoft jetzt ein kleines bisschen zusammenwachsen, denn wächst wirklich zusammen, was zusammen gehört – der Traum von der Weltherrschaft durch Programmierung und die Verachtung der Anwender.
Oder, um es mit Microsoft zu sagen: »[…]we were particularly interested in what WordPress.com is doing. They have a host of impressive capabilities – from a scalable platform and leading spam protection, to great personalization and customization« – wenn MS schon von Skalierbarkeit spricht…
[Disclaimer: Ich benutze kein einziges Produkt von Microsoft, aber WordPress vergällt mir immer wieder einmal einen Tag meines Daseins. Um mir das Bloggen mit WordPress-Blogs überhaupt noch einigermaßen erträglich zu gestalten, habe ich schon etliche kleine Hacks gemacht. Dieses Posting habe ich zum Beispiel offline mit meinem Lieblingseditor geschrieben und sende es mit meinem Progrämmchen wpcmd an das Blahblog. Wenn ich nicht so viele kleine (und bewährte) Hacks in meine WordPress-Projekte gesteckt hätte, denn wären es schon keine WordPress-Projekte mehr. Erinnert das an die »Argumente«, warum jemand bei Microsoft-Software bleibt? Na, so ein Zufall!]
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Ich bekomme gerade einen Eindruck davon, wie übel es mit WordPress wirklich geworden ist. Es reicht ein Blick auf die Dateigrößen der veröffentlichten Versionen. Als ich mit dem Bloggen angefangen habe, da waren es gerade 500 KiB, und wenn ich jetzt eine aktuelle WordPress-Version runterladen will, dann werden es 2,6 MiB. Features, die ich nutze, sind in dieser Zeit kaum hinzugekommen, aber dieser ganze Ballast, der meiner Meinung nach besser in (mitgelieferte) Plugins gehört. Mal schauen, ob WordPress 3.1 oder gar schon 3.0 an der 3 MiB-Grenze knabbern wird…
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Ach, und wo ich gerade über WordPress abjauche, dieses Ding, das Feature auf Feature stapelt und immer fetter wird, aber so manchen Bug für drei Jahre völlig unbearbeitet lässt und auf den St. Nimmerleinstag schiebt: Das Ding mit den Pingbacks (im Gegensatz zu den Texturize-Problemen ein geradezu trivialer Bug, der nur eine Änderung in einer Zeile erforderte) ist auch noch nicht gefixt. Na ja, hauptsache, WordPress wird fetter und fetter und lahmer und lahmer, die Bugs wird dann schon keiner mehr bemerken. Hat jemand Lust auf einen Fork?