Die Leute sind ja immer so auf die jeweils aktuellen Hypes im Internet fixiert, dass sie die vorherigen Hypes ganz schnell vergessen. Wo alles auf das Fratzenbuch schaut, wer weiß da noch vom früheren Bullshit namens »Second Life«. Die waren mal so groß und so wichtig und jeder musste dort vertreten sein, weil das ist Zukunft und Interaktivität und überhaupt… und jetzt müssen sie mal eben ein Drittel der Belegschaft rausschmeißen.
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Nachtwächter
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Und in Linden werden alte Texte gefunden, die immer noch irgendwie passen. Obwohl das hirnfickende Geschwafel vom »Lindenpark« längst verstummt ist, obwohl nur ein großer Schrotthaufen zurückgeblieben ist.
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Na, da will ich mal hoffen, dass die Stadt Hannover für die massive Gesundheitsgefährdung der Menschen in Hannover zur Rechenschaft gezogen wird…
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Gucke mal, Guhgell nimmt die eindeutige ID aus dem Chrome-Browserdings raus.
Ach ja, erinnert ihr euch noch, mit welchen Zumutungen Guhgell diesen Browser einführen wollte? Gut, dass es Alternativen gibt.
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Vorhersagen und Prognosen liest man am besten anderthalb Jahrzehnte später. Zum Beispiel die messerscharfe Analyse von Clifford Stoll aus dem Jahr 1995, die uns erklärt, warum das Internet scheitern wird (Link in englischer Sprache).
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Leiche des Tages: Huch, das Bloggen ist tot. So oft, wie es schon für tot erklärt wurde, muss es eh ein Wiedergänger gewesen sein. Und tot ist etwas ganz anderes…
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Suchbegriff des Tages: »bundesadler auf website nutzen« – ist im Prinzip kein Problem, wenn dir diese Nutzung genehmigt wurde. Die Genehmigung zu bekommen, das ist ein Problem. Den Antrag kannst du beim Bundesverwaltungsamt, Abteilung II, Referat II B 4 stellen. Und noch ein bisschen mehr von mir kannst du in diesem uralten Text lesen…
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Link zur Mitternacht: Zehn vernachlässigte und niemals in die breite Aufmerksamkeit gerückte Nachrichten des Jahres 2009
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Wisst ihr, was der gesamten Musik auf Jam-Endo drohen könnte: Das digitale Vergessen. Es war ja ursprünglich einmal so richtig gut angedacht bei Jam-Endo (das hat mal als eine blaugefärbte Website und als ein ziemlich brauchbares Projekt begonnen, bevor es in Redesign, technische Stümperei und unfassbare Scheiße abglitt), denn die Musik sollte vor allem über BitTorrent verteilt werden. Großartig gedacht ist das, weil es die Last der fetten, hochqualitativen Downloads von einem zentralen Serverpark nimmt (es bleibt genug Last mit dem Vorhören übrig) und weil es die Verteilung der Musik generell unabhängig von einer zentralen Infrastruktur macht und der Struktur des Internet als Netzwerk generell gleichberechtigter Computer in kreativer Weise Rechnung getragen hatte. Einmal ganz davon abgesehen, dass es in meinen Augen ein wichtiger Gegenpol zur pauschalen Kriminalisierung des Filesharings durch die Contentindustrie und die ihr allzu hörige classe politique gewesen ist.
Leider blieb es nicht lange dabei. Denn mit einem dezentralen Zugriff auf die Inhalte geht ja auch ein gewisser »Kontrollverlust« einher, und der ist völlig unerwünscht, wenn man jene kurzsichtigen und dummen Geschäfte machen will, die einige Menschen in ihrer geldgeilen Blindheit für das Geschäftsmodell des Internet halten. Deshalb kam es irgendwann zum zusätzlichen Angebot eines Downloads über klassisches HTTP von den Jamendo-Servern, und der mögliche Download über BitTorrent wurde immer mehr zu einem zusätzlichen Angebot, das recht stiefmütterlich behandelt wurde und immer weniger funktionierte, weil es einfach keine Seeds mehr gab. Der heutige Stand dieser ursprünglich guten Idee ist, dass Seeds recht regelmäßig nicht vorhanden sind, dass also die ursprüngliche Idee der Distribution CC-lizenzierter Musik über BitTorrent vollständig aufgegeben wurde. An ihre Stelle ist eine später geschaffene Abhängigkeit von den zentralen Download-Servern bei Jam-Endo getreten.
Wenn die Jamendo-Site demnächst verschwindet (und danach sieht es aus), denn sind alle dort einst zugänglichen Werke in das digitale Vergessen gefallen, wenn die jeweiligen Musiker sich nicht jeder um einen anderen Kanal für die Verteilung ihrer Musik kümmern. Jam-Endo ist das jetzt natürlich ziemlich gleichgültig, wenn das alles in das digitale Vergessen fällt. Mit dem Verschwinden von Jam-Endo wird alles verschwinden. Und genau das ist so gewollt. Abhängigkeit wurde als Grundlage für gute Geschäfte angesehen, und jetzt wird Abhängigkeit der Grund für das vollkommene Verschwinden.
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Und hier der Jamendo des Tages (ich schaue diesem Laden echt gern beim Verrecken zu): »Das mit der Informationspolitik der Jamendo-Verantwortlichen ist einer der Hauptknackpunkte der Kritik an ihnen…« – was für eine Neuigkeit! Das ist nun wirklich nichts Neues, dass man als Jamendo-Nutzer oder gar Künstler plötzlich vor vollendeten Tatsachen in irgendeinem Bereich gestellt wird, keine Ankündigung vorher, kein begleitendes Wort dazu, man soll einfach nur die Fresse halten und das alles hinnehmen. Wird einem ja immer so verkauft, als sei es nur zum Besten. Das muss man glauben. Auch wenn die hingestrokeltete Dreckssite hinten und vorne nicht funktioniert, und das schon seit mind. anderthalb Jahren. Und natürlich soll man als Künstler weiterhin seinen Content zur Vermarktung zur Verfügung stellen. Kenne ich selbst alles noch viel zu gut, so frisch, als wäre es erst gestern gewesen. Stirb, Jamendo, stirb! Aber schnell. Leider laufen da immer noch zu viele naive Deppen herum, die entweder blind, von Selbsthass zerfressen oder hoffnungslos gläubig sind, dass es sich einmal ändern könnte. Statt Jamendo zu retten, lasst uns etwas Besseres und von Vornherein Nichtkommerzielles und mit nur geringem finanziellem Aufwand Verbundenes schaffen (so dass man es im Zweifelsfall auch über ein Spendenmodell finanziert bekommt). Hier bin ich, ein bisschen was (neben komischer Musik machen) kann ich auch noch. Aber allein mache ich gar nix mehr.
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Brüller des Tages: Man braucht es nicht und trotzdem wird es wie verrückt gekauft…
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Jamendo des Tages: Während Jam-Endo uns das erbärmliche Lied vom Tod spielt, bricht bei den Jamendo-Nutzern der totale Realitätsverlust aus. Wenn das dem Standard eines Jamendo-Nutzers entspricht, denn kann ich der Plattform nur ein schnelles Ende wünschen.
Ja, es ist schon beachtlich, dass man dort im Forum so merkwürdig beflissen ist, mit der Idee eines »paid content« – wohlgemerkt, für Inhalte, die von Menschen kostenlos gegeben werden – zu kokettieren. Aber man mag es in seinem Realitätsverlust denn doch nicht so nennen, und so spricht man lieber davon, dass ein Nutzer eben in Zukunft zwölf Euro im Jahr spenden müssen sollte, als ob eine »Spende« dieser Art noch etwas mit dem Begriff der Spende zu tun hätte. Immerhin, was das für ein Hirnriss ist, wird noch bemerkt.
Und als ob die Foren von Jamendo nicht schon voll wären mit aktiven Threads, in denen von den vielen zehntausend Nutzern mal gerade die üblichen fünfzehn Leute diskutieren, ist jetzt noch ein ganz toller neuer Thread mit dem Titel Was können wir Künstler tun, um Jamendo zu retten aufgemacht worden, dessen Eingangspost eine beachtliche Blindheit des Postenden beweist; ich gebe den Müll, der zeigt, wie das Web 2.0 zur Idiotie 2.0 führt, hier mal etwas flapsig und mit Anmerkungen wieder:
»Jamendo ist einmalig in seiner Form […]« – klar doch, es gibt nirgends anders das Geschäftsmodell, aus kostenlos von Nutzern zur Verfügung gestellten Inhalten ein Geschäft zu machen. In welchem Internet bewegst du dich?
»[…] da haben wir Künstler die Möglichkeit, unsere Musik weltweit vorzustellen, wo wir woanders keine Chance hätten […]« – schon klar, es gibt keine andere Möglichkeit, seine Musik »weltweit vorzustellen«. Ich verstehe. Du kennst das Internet noch gar nicht, oder? Da kann nämlich jeder so richtig unabhängig von gewissen kommerziellen Anbietern mit relativ wenig technischen und finanziellen Aufwand seine Inhalte reinstellen, und tatsächlich werden die dann auch von anderen Menschen wahrgenommen. Sogar meine kleinen Seiten werden von so vielen Menschen wahrgenommen, dass es manchmal den hier verwendeten Server an den Rand seiner Leistungsfähigkeit bringt. Und meine Musik gibt es schon seit einem guten Jahr außerhalb von Jamendo. Das hat sogar einen weiteren Vorteil für mich und für alle anderen Menschen, nämlich den, dass die Technik funktioniert.
»[…] Aber wie es scheint hat die Krise den Weg auch hier hin gefunden, um das mal so zu nennen. […]« – was meinste wohl, warum Jam-Endo vor etwas über einem Jahr auf einmal Layer-Ads über die Inhalte gelegt hat? Schlimmer kann man das, was man als Hauptsache auf der Seite anpreist, gar nicht mehr entwerten. Einfach Reklame drüberpflastern und so durch die Überlagerung klar machen, worauf es gerade ankommt. Nämlich auf Cash. Um jeden Preis. Scheißegal, was dabei auf der Strecke bleibt. Hat wohl trotzdem nicht gereicht, was? Kann ich verstehen, denn ich bin damals nicht der einzige gewesen, der gegangen ist, wohl aber vielleicht der lauteste und angesichts der erstickenden Kälte des damaligen Moderators wütendste.
»[…] Könnte man nicht mal darüber nachdenken eine kleine einmalige Gebühr zu zahlen pro Album das man veröffentlichen will, davon könnte dann auch ein Teil für die CC Lizenz sein. Durch die Pro Lizenz besteht ja die Möglichkeit Geld zu verdienen. […]« – wenn du wirklich glaubst, dass man für einen zur Verfügung gestellten Lizenztext Geld bezahlen sollte, denn lass dich ruhig von jedem dahergelaufenen Betrüger abzocken.
»[…] Vielleicht würde sich dadurch auch die Qualität der Musik verbessern. […]« – schon klar, Qualität entsteht dadurch, dass einer Geld übrig hat. Allein dieser eine Satz lässt einen Blick in Abgründe des »Denkens« zu, von denen man sich nur schaudernd abwenden möchte.
»[…] Statt Masse mehr Klasse. […]« – ja, mit der Masse wäre es wohl dahin, wenn Menschen dazu gebracht werden sollten, für ihre kostenlos zur Verfügung gestellten Werke auch noch Geld zu bezahlen, damit sie jemand anders besser vermarkten kann. Wenn nur noch Leute mit diesem Dummdenk übrig bleiben, ist auch eine gewisse »Klasse« entstanden. Und was für eine!
»[…] Oder eine jährliche Account Gebühr was andere schon vorgeschlagen haben. Man sollte darüber nachdenken was sinnvoller wäre. […]« – na, immerhin sprichst du von einer »Gebühr« und nicht von einer zwangsweise eingeforderten, jährlichen »Spende«. Das deutet auf gewisse cerebrale Restfunktionen hin, die bei Jam-Endo inzwischen rar zu sein scheinen. Aber wer wird denn gleich doppelt ablegen und Geld dafür bezahlen, dass er einem kommerziellen Verwerter die Vermarktung seiner Werke erlaubt? Na? Jemand mit einem funktionierenden Gehirn wohl eher weniger.
»[…] Meiner Meinung nach könnte eine solche Gebühr den Künstler auch ein gewisses Mitspracherecht geben… […]« – Du bist noch nicht lange dabei, was? Wie man bei Jam-Endo mit noch so berechtigten Anregungen der Künstler vorgeht, habe ich damals selbst erlebt, und gestern und heute habe ich beim Überfliegen des Forums bemerkt, dass die gleichen Fehler, die einem vor anderthalb Jahren schon zu Scheiße nervten, noch immer unbearbeitet sind und die Menschen zu Scheiße nerven. Irgendeine Mitsprache der Musiker ist bei Jam-Endo niemals erwünscht gewesen, das ging alles nach dem Motto »Ich Chef, du nix und halt die Fresse«, und zwar manchmal in sehr schroffen Ton. Wenn du mir das nicht glaubst, lies doch einfach mal in Ruhe in den älteren Forenthreads.
»[…] Wir müssen uns allen bewusst sein wieso die meisten von uns hier bei Jamendo sind und nicht bei einem großen Label! […]« – Ich bin mir sehr bewusst, warum ich nicht bei einem großen Label bin. Weil ich die damit verbundene Enteignung meiner marginalisierten Werke nicht will. Und genau das ist auch der Grund, weshalb ich nicht bei Jam-Endo bin.
»[…] Noch ein Punkt, die Idee von Jamendo war gratis und legal Musik zu downloaden. […]« – nein, das war nicht die Idee von Jamendo. Der freie Zugriff auf Inhalte aller Art ist vom frühesten Tag an die grundlegende Idee des World Wide Web, und die zusätzliche Idee (nicht nur) Jamendos war es, auf dieser technischen Grundlage ein Geschäft damit zu machen, dass man Künstler an sich bindet und über diverse Geschäftsmodelle (zunächst Reklame, später weitere Programme) Geld mit den Inhalten anderer Menschen erwirtschaftet.
»[…] Wer zahlen muss überlegt sich ob er dann nicht woanders Musik kauft. […]« – nein, es gibt tatsächlich noch Orte im Internet, an denen es freie Musik gibt. Die heißen allerdings nicht Jam-Endo.
»[…] Eine Plattform wie diese sollte zum größten Teil selbsttragend sein. […]« – darum geht es gar nicht, sie soll Profit abwerfen, den Kapitalgebern ihre Investition zurückgeben und später die Betreiber gut leben lassen. Alles andere ist nachrangig. Die machen das nicht wegen der »ewigen Blumenkraft«, die machen das für Geld.
»[…] Natürlich gibt es bestimmt noch Hunderte von anderen Lösungen und Ideen. […]« – aber ganz sicher gibt es die, und keine von denen hat mehr etwas mit Jam-Endo zu tun.
»[…] Ein kleiner Denkanstoß.« – puh, wenn so das Denken aussieht, denn will ich die Gedankenlosigkeit gar nicht mehr kennenlernen. Ich habe gerade den idealen Nutzer vom Jam-Endo der Zukunft vor mir gesehen, mit völliger Gleichgültigkeit gegenüber seinem eigenen Werk und unfassbarer Bereitschaft, anderer Leute geschäftliches Risiko mit seinem Geld zu tragen, ohne dafür etwas einigermaßen anständiges zurückzubekommen – wie zum Beispiel einen adäquaten Umgangston von Seiten der Administratoren von Jam-Endo; ein Umgang mit wichtigen Informationen, der dazu führt, dass man von der Krise Jam-Endos nicht erst aus der allgemeinen IT-Presse lesen muss oder auch nur ein in seinen Grundfunktionen brauchbares technisches System zu bekommen. Schade, C.J.R., dass ich deine Mailadresse nicht habe, sonst würde ich dich mal anmailen, dass du einen ganz großen Lottogewinn in Spanien gemacht hast und dir eine Vorleistung nach der anderen rausleiern. Die richtige Dummheit, die man braucht, um zum Opfer eines solchen Betruges zu werden, die hast du ja.
Und wenn ich gleich darauf lese, dass andere es »nicht für die schlechteste Idee halten«, eine von Künstler dafür zu zahlende Gebühr zu verlangen, dass sie ihre Werke zur Vermarktung durch einen Dritten zur Verfügung stellen (natürlich gibt Jam-Endo den Künstler auch mind. die Hälfte ab), denn kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln.
Wer als Musiker noch ein bisschen Geld loszuwerden hat: Ich nehme auch gern gute Musik an. Bitte immer zusammen mit einer 10-Euro-Note einschicken. Auch größere Scheine möglich. Vielen Dank!