Wofür man bei der GEZ seine Kopfsteuer Zwangsgebühr zum Erhalt eines Mediums von gestern zahlt: seriöse Milieustudien […] die ein höheres Tempo und Emotionalisierungspotential als herkömmliche Formen besäßen – jaou, endlich wachsen ZDF und RTL zu einem einzigen großen Loch voller »Dokusoap«-Gülle zusammen! Und den »Anspruch« gibts in Gazillionen von Nischenkanälchen.
Nachtrag: In den Kommentaren…
Anonymous am 3.1.2011 um 02:13
»Medium[s] von gestern«
.. und nun denkste, biste auch noch mediensachverständiger mit propheteneigenschaften..
welches wurde denn schon mal abgeschafft? !!
Nachtwächter am 3.1.2011 um 05:30
Na, denn will ich dem anonymen Kommentator, der hier meint, zu meinem Selbstbild gehöre Prophetie und institutioneller Sachverstand, doch mal ein langen Kommentar zu einem kurz getippten Wort geben.
Die Wertung »von gestern« ist schon aus einer Sicht »von morgen« getippt, zugegeben – sie ist angesichts der Zumutung vor allem betont und beabsichtigt gallig gemeint. Aber das Zeitalter des Rundfunks geht dem Ende entgegen, oder, im wahrscheinlicheren Falle, der Rundfunk einer erheblichen Wandlung.
Das liegt am hohen technischen Aufwand dieses zentral organisierten Mediums. Der Betrieb einer Rundfunkanstalt ist ja keine Kleinigkeit, sondern erfordert ein recht hohes Maß an Infrastruktur, deren Betrieb mit laufenden Kosten verbunden ist. Ein Teil dieser Kosten sind technische Kosten. Diese zerfallen einerseits in Kosten, die bei der Produktion der »Inhalte« anfallen, und andererseits in Kosten, die durch den ständigen Betrieb von Sendeanlagen selbst dann noch irgendwie reingeholt werden müssten, wenn gar keine »Inhalte« mehr produziert würden.
Bei der Produktion der »Inhalte« lässt sich sparen, und das geschieht auch. Und zwar nicht nur bei irgendwelchen Vermarktern von meist eher minderpreisigem Hollywood-Gammelfleisch wie etwa Pro Sieben. Auch das gesamte Nachmittagsprogramm der ARD ist mit seiner Betonung von klimpervoll-affektivem Soapopera-Psychomüll und seinen »tollen« Einblicken in den Betrieb zoologischer Gärten vor allem erkennbar als ein Versuch, mit möglichst geringem finanziellen Aufwand noch genügend Zuschauer(innen) an sich zu binden, um die Reklame dazwischen – die das eigentliche Programm ist – vermarkten zu können. Vom ZDF will ich gar nicht erst reden, das Programm dieser Anstalt ist zum größten Teil völlig ungenießbar. [Hinweis für Leseunwillige: Dies ist eine völlig subjektive Wertung, ohne Begründung verabreicht…]
Diesem hohen technischen Aufwand steht eine schwindende Reichweite gegenüber. Dieses Wort ist von mir nicht technisch im Sinne der Ausbreitung elektromagnischer Wellen gemeint. Von der Zeit und Aufmerksamkeit, welche die Zielgruppe »potenzieller Zuschauer« zur Verfügung hat – diese ist natürlich begrenzt – wird immer weniger für den »Genuss« dieser Darbietungen aufgewändet. Dies liegt zum einen an der Diversifizierung der »Fernsehlandschaft« [Bitte jetzt nicht dieses eine Wort rauspicken, ich hab gerade keine Lust, ein besseres zu suchen…]. Es ist jedem »normal lebenden« Menschen ohne weiteres möglich, seine Lust an der Unterhaltung durch Rundfunk aus einer gewaltigen Auswahl von Angeboten zu befriedigen, und wie die an den Häuserwänden erblühenden Schüsseln gerade in den ghettoisierten Stadtteilen der Städte zeigen, wird davon auch gern Gebrauch gemacht. Die beschränkte Aufmerksamkeit, die von Menschen für den Rundfunk aufgewändet wird, verstreut sich also über ein groß gewordenes und noch wachsendes Angebot. [Übrigens ziehe auch ich die BBC World News der Tagesschau vor, wenn ich aus einem Fernsehempfänger allgemeine Nachrichten haben möchte.] Zum anderen wird ein Teil dieser beschränkten Aufmerksamkeit für andere, inzwischen zur Verfügung stehende Medien aufgewändet, die übrigens erst am Anfang ihrer Entwicklung stehen und deren heutige technische Nutzung vielleicht schon in fünf Jahren rückblickend etwa so archaisch wirken mag, wie es heute beim Rundfunkempfang mit einem Diodenempfänger der Fall ist. Bei aller »Prophetie«, die mir hier zugesprochen wird – ich weiß nicht einmal, was die nächsten fünf Jahre des Internet bringen werden.
Bei der Nutzung des Internet machen die Menschen eine Beobachtung, aus der sie etwas lernen, auch ohne, dass ihnen das völlig bewusst werden muss. Es gibt ein Konzept, das aus den technischen Grundlagen des Rundfunks stammt, das aber auf dem Kontext der technischen Grundlagen des Internet absurd ist: Das Konzept der Sendezeiten. Schon beim Radio – als dieses noch hörenswert war und nicht aus entnervend dudelnder Funktionsmusik [Siehe obigen Hinweis für Leseunwillige] bestand und beim Fernsehen haben Menschen diese technische Beschränkung zu umgehen gesucht; und der Videorekorder ist wohl eines der häufigsten Geräte in den Haushalten neben der Glotze geworden – ein tolles Geschäft, das wegen eines technisch bedingten Mangels des Mediums möglich wurde.
Wenn ein Medium technische Einschränkungen mit einem hohen finanziellen Aufwand kombiniert, ist sein Ende absehbar – auch für Leute wie mich, die auf dem »dritten Auge« eher etwas blind sind. Die gegenwärtigen, recht hilflosen politischen Versuche, auf den Rückgang angemeldeter Fernseher mit einer Ausweitung der Zwangsgebühr für die Nutzbarkeit des… ähm… quasi-staatlichen Rundfunks zu reagieren, mit einer Ausweitung, die sich erst auf die Allgemeinheit der Computertechnik [selbst ein Commodore 64 kostet zurzeit eine Gebühr für den »Rundfunk«, und das ist schon sehr absurd] erstreckte und die jetzt gar zu einer Haushaltsabgabe wird, kann man durchaus als ein frühes Zeichen dieses Endes sehen, und ich sehe das so.
Bleibt noch eine Frage: Welches Medium wurde schon einmal »abgeschafft«?
Nun, »abgeschafft« ist nicht ganz der richtige Begriff – aber erledigt haben sich durch technische Fortschritte schon etliche Medien, zuweilen sogar in sehr schnellen gesellschaftlichen Prozessen. Kennt noch jemand den »Telefonrundspruch«, also den drahtgebundenen analogen Rundfunk der ganz frühen Pionierzeit? [Vor allem in gebirgiger Gegend mit ihren oft schwierigen Empfangsbedingungen eingesetzt.] Einst meißelte man Botschaften in Stein oder ritzte sie in Holz, um sie zu transportieren – aber der technische Fortschritt drängte diese Form der Kommunikation in eine Nische zurück, weil Tontäfelchen und später das Papier mit weniger technischen Einschränkungen und geringerem technischen Aufwand daher kamen. Das handbeschriebene Papier war über Jahrhunderte der Hort des Wissens und die Grundlage des nicht-unmittelbaren [also: eines Mediums bedürfenden] Gedankenaustausches, bis jemand diese Idee hatte, Buchdruck mit beweglichen Lettern zu machen, um die Reichweite des geschriebenen Wortes relativ [zum Scriptorium] preisgünstig und schnell zu erhöhen, was ein bis heute nachhaltiges Erfolgsmodell ist. Ein Medium wird nicht abgeschafft, es wird irrelevant, wenn ein besseres Medium für einen bestimmten Zweck verfügbar ist. [Dass vernetzte Computer für viele Zwecke immer noch kein besseres Medium als Papier sind, kann man leicht beim Vorbeigehen an eine größere Buchhandlung feststellen, aber auch in diesem Punkt würde ich keine Prognose für die Zukunft wagen. Als Nachschlagewerk ist der Computer um Welten überlegen, und wenn sich die Form des Gerätes anpasst, wie etwa diese Pädd-Rechner, und wenn sich eine gute Möglichkeit zum Notieren und zum Anfertigen von Lesehilfen aller Art hinzugesellt, denn kann das schnell auch ein geeignetes Lesegerät werden.] Das allein oder gemeinsam gesungene Lied als Transportmittel für allgemeine Wünsche und Gedanken ist nahezu vollständig von der Knopfdruck-Reproduzierbarkeit des Tonträgers abgelöst worden – ich komme aus einer singenden Welt, und finde mich in einer Radio, Tonträger und MP3s hörenden Welt wieder, ein Wandel, der in einer einzigen Generation und weitgehend unbemerkt [na klar, es gibt noch Arbeitervereine, Kirchen und Gesangsvereine, aber das sind eher marginale Erscheinungen] über die Bühne ging und nur von individueller Bequemlichkeit und Ökonomie getrieben wurde. Die meisten Menschen sind nicht einmal über einen solchen Wandel bewusst, und dennoch geschieht er in einem… ähm… überpersonalen Prozess. [Hinweis für Lesefaule: noch so eine Chiffre, die man zerreißen könnte…]
Und es geschieht, obs einem gefällt oder nicht. Es gibt regelmäßig Menschen, denen jeder Wandel zuwider ist, genau so, wie es Scharlatane gibt, die in jedem noch so kleinen Wandel Erwartungen eines allgemeinen Wolkenkuckucksheims für die ganze Menschheit sehen und das als »Experten« gern überall verkünden, wo sie dafür bezahlt oder doch wenigstens gehört werden. Gewarnt wird immer, und zwar fast ausschließlich von jenen, die wegen der Bequemlichkeit oder wegen des Profits ganz gut mit dem vorherigen medialen Apparat leben konnten – es waren vor allem Schriftsteller und [oft politisch links stehende] Intellektuelle, die niemals müde wurden und werden, vor den Gefahren und vor der allgemeinen Verdummung nebst Untergang des Abendlandes [Hinweis für Leseunwillige: ganz billiger rhetorischer Trick] wegen des Fernsehens, der Popmusik, der Comicheftchen, des Computers, der Computerspiele, des Internet, der Suchmaschinen und fragmichnichtwas gewarnt haben; Leute, denen es nicht behagen konnte, dass ein Teil der beschränkten freien Aufmerksamkeit für jene mediale Welt verloren ging, in der sie sich ganz gut eingerichtet hatten und haben. Ja, wenn diese Leute wegen ihrer Beherrschung des zuvor gebräuchlichen Mediums genügend gesellschaftlichen Einfluss akkumuliert haben, denn kann ein Medienwechsel sogar zu erheblichen gesellschaftlichen Verwerfungen führen, bis hin zu dreißig Jahren Krieg. Das freilich, das liegt nicht an den Medien, sondern am festen Willen einer privilegierten Klasse, ihre schwindenden Privilegien um jeden Preis zu erhalten, koste es, was es wolle.
Langer Rede kurzer Sinn: Das Fernsehen ist morgen ein Medium von gestern. Und meine erste Forumulierung war ein bisschen zu knapp. Aber das hier heißt ja auch, wie oben zu lesen steht, »Blah«…
Daywalker am 3.1.2011 um 10:22
ich denke, der begriff rundfunk wird im weiteren verlauf der menschheitsgeschichte umgedeutet und die wahre bedeutung vergessen werden – wie mit so vielen worten. und. der anfang dazu ist schon getan.
papa san am 3.1.2011 um 14:16
Immer wieder das Übliche: Der Wunsch ist der Vater deines Gedanken und durch Tatsachen nicht gedeckt.
Zunächst einmal benutzt du das Wort »Rundfunk« teilweise nicht richtig, teilweise nicht konsistent.
Da oben hätte es natürlich heissen müsse, welches moderne Massenmedium denn abgeschafft wurde. Nun – keines. (Und handschriebene Bücher waren keines.) Zwar wurde die Schallplatte erst durch die MC, dann durch CD und DVD ersetzt, doch kann man das unter techische Weiterentwicklung der Speicherung von Musik zusammen fassen. Zwar wurden einige moderne Massenmedien eher zu Randerscheinungen, aber letztlich gibt es sie alle noch.
Das Radio wurde tot gesagt, als das TV aufkam und »die Zeitung« mit der Ausbreitung als Massen zugängliches Medium des Internet. Nichts davon ist geschehen. Wer das »glaubt«, sollte sich eines Reality-Checks unterziehen. Nur weil du vielleicht kein Radio hörst und keine Zeitung liest, existiert es trotzdem als Massenmedium.
Von dem von Dir behaupteten Untergang sind Rundfunk und Fernsehen allerdings weit entfernt. Für die These >>Das Fernsehen ist morgen ein Medium von gestern«, bringst du in der dir eigenen Art nämlich entweder keinen Beleg oder einen zurecht gepfriemelten.
Und wieder benutzt du ein Wort aus dem eigentlichen Sinnzusammenhang gerissen, was wieder einmal zeigt, dass du da halb gares verarbeitest. Die Reichweite von »TV« an sich ist ohne Belang, sie wird sozusagen nur »mit« gemessen. Denn die Reichweite »misst« die Senderanteile. Du hingegen meinst offensichtlich die Nutzungszeiten. Aber es ist keineswegs so, dass da irgend etwas sinken würde und zwar beides nicht. Das TV ist ein reifes Medium, Zuschauerzahlen, Nutzungszeiten und Reichweiten gehen keineswegs zurück, sondern bewegen sich seit Jahren in etwa auf dem selben Level.
Damit ist die Begründung für deine Wünsch-dir-was-These in der Tonne und mit ihr die These. Damit wiederum ist dein ganzer Artikel unnütz – jedenfalls fast. Denn er kann zum wiederholten Mal immerhin noch als schlechtes Beispiel dienen: Erst die Fakten, dann eine Meinung. Und nicht umgekehrt.
Was übrig bleibt, ist deine vollkommene Selbstüberschätzung, zu allem und jedem etwas gehaltvolles sagen zu können. Die Realität ist aber, dass du von vielem davon weder Ahnung hast noch sie dir mangels Sorgfalt und Handwerkszeug verschaffst. Und das ist dann regelmässig fremdpeinlich.