Warum hat die Website lebensmittelwarnung.de eigentlich keinen RSS-Feed? Soll man da jeden Tag draufschauen? Ist die »Raketentechnologie« RSS eine Überforderung für eine Bundesbehörde? Und andersherum: Warum gibt es für jede Warnung eine Mitteilung auf dem Zwitscherdingens? Ich meine: Ein einziger Fiepser, der tendenziell in vielen Fällen untergeht – zumal es auch Leute geben soll, die einen Teil der 24 Stunden des Tages mit etwas anderem verbringen, als den Stummeltexten beim Zwitscherdings Aufmerksamkeit zu schenken.
Kurz: Eine in diesem Kontext für die Menschen nützliche, wenn auch nicht mehr ganz so frische technische Schnittstelle wird nicht angeboten, dafür wird mit gewissem Aufwand auf der anderen Seite eine für die Menschen tendenziell eher nutzlose, aber durch so richtig viel Web-Zwo-Nullhype modern wirkende Schnittstelle implementiert. Diese technische Entscheidung hat jemand getroffen, der keine Ahnung hat und sich deshalb für eine bloße Modetorheit entschieden hat.
Totholz am 6.6.2012 um 23:09
Schreib doch mal eine Mail an poststelle@bvl.bund.de (>>Impressum) und guttenberge diesen Artikel an sie. Auf die Antwort bin ich auch gespannt (Krieg ich mit – Nachtaechter-RSS machts möglich…)
Nachtwächter am 6.6.2012 um 23:51
Gute Idee… *tacker tacker tacker absend*
Betreff: Technische Frage zu lebensmittelwarnung.de
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe soeben mit einer gewissen Verwunderung bemerkt, dass die Website unter http://www.lebensmittelwarnung.de zwar für jede neue Warnung eine Mitteilung über den kommerziellen und proprietären Microblogging-Dienst »Twitter« erzeugt, aber dass auf der anderen Seite diese Warnungen nicht in benutzerfreundlicher Weise über den etablierten und mit vielen Hilfsmitteln und Softwarelösungen zugänglichen Webstandard eines RSS-Feeds zur Verfügung stehen.
Diese technische Entscheidung befremdet mich.
Zum Glück für uns alle ist die Situation in der Bundesrepublik ja so, dass Rückrufe von Lebensmitteln wegen gefährlicher Qualitätsmängel ein eher sporadisches und häufig lokal begrenztes Ereignis sind. Um so wichtiger erscheint mit das Angebot unter lebensmittelwarnung.de, das derartige Warnungen aufschließt und in leicht erfassbarer Weise zur Verfügung stellt.
Nun scheint es mir aber gerade wegen der insgesamt hohen Qualität der Lebensmittel in der Bundesrepublik eher unwahrscheinlich, dass gewöhnliche Menschen auf die Idee kämen, eine solche Warnseite jeden Tag aufzurufen.
Ein RSS-Feed schüfe eine Schnittstelle zu diesen Meldungen, die von interessierten Menschen in ähnlicher Weise genutzt werden könnte, wie sie ihre E-Mail nutzen – die meisten frei verfügbaren E-Mail-Clientprogramme bieten eine direkte Möglichkeit zum Abholen und Lesen eines RSS-Feeds. Darüber hinaus gibt es natürlich auch spezielle Software für diesen Zweck. Die Meldungen kämen also mit vergleichsweise geringem technischen Aufwand direkt bei den daran interessierten Menschen (und natürlich auch Journalisten etc.) an. In meinen Augen ist dies eine nahezu ideale Lösung, die zudem auf die Nutzung proprietärer, unter Datenschutzaspekten möglicherweise bedenklicher kommerzieller Angebote verzichtete.
Der »Twitterfeed« ist hingegen eher weniger geeignet und kann in meinen Augen bestenfalls als eine Ergänzung dienen. Die meisten Menschen haben in den 24 Stunden des Tages andere Dinge zu tun, als ihre Aufmerksamkeit auf einen Strom von »Kürzsttexten« zu richten, so dass auch für viele »Follower« (zurzeit sind es 2.774) die dort gegebenen Warnungen unbemerkt untergehen.
Auf diesem Hintergrund frage ich mich, wieso die Entscheidung getroffen wurde, eine technisch sinnvolle, relativ leicht zu implementierende und offenen Webstandards folgende Schnittstelle zu den Warnungen nicht zu zur Verfügung zu stellen, während auf der anderen Seite eine Schnittstelle angeboten wird, die zwar einer gegenwärtigen Mode im Web folgt, aber für den intendierten Zweck einer solchen Warnseite eher sinnlos ist.
Vielleicht können sie mir ja diese Frage beantworten. Ich bin einfach nicht darauf gekommen, welche Gründe zu einer solchen Entschidung geführt haben können. Es kann sich jedenfalls nicht um die Verhinderung einer Archivierung vorhergehender Warnmeldungen handeln, denn eine solche Archivierung lässt sich auch jetzt im Browser bequem im Menü »Datei« und dem Punkt »Speichern unter« manuell oder Hilfsmitteln wie wget oder curl automatisierbar erledigen. Zudem haben sie klassische Archivierungsdienste (wie etwa WebCite oder die WaybackMachine des Internet-Archivs archive.org) nicht in einer robots.txt ausgeschlossen. Über diesen Punkt hinausgehend kann ich beim besten Willen keinen sachlichen Grund erkennen, warum ein RSS-Feed nicht zur Verfügung steht.
Über eine Antwort würde ich mich freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Elias Schwerdtfeger
Totholz am 7.6.2012 um 00:47
Exzellent! Da bin ich echt auf die Antwort gespannt. Beeindruckt bin ich auch von dem diplomatischen Ton, der auf eine seriöse Antwort hoffen lässt (vor dem Hintergrund des sonst hier vorherrschenden, durchaus geschätzen, aber nicht für offizielle Stellen annehmbaren Tons). Diesen Ton möchte ich aber keineswegs kritisieren. Da ja sonst soviel schöngeredet wird, ist der derbe, manchmal grenzwertige Kontra-Ton eine (wenn auch nur gelegentliche), erfrischende wohltuende Abwechslung. Ich weiß es dann schon in meine eigene (gemäßigtere) Sprache zu übersetzen. Also immer nur weiter so….! .mrgreen:
Nachtwächter am 7.6.2012 um 01:11
Ich möchte doch zu gern eine Antwort lesen…
Nachtwächter am 7.6.2012 um 15:43
Hui, 15.40 Uhr und noch keine Antwort, nicht mal eine Eingangsbestätigung. Die scheinen bei der »poststelle« aber viel zu tun zu haben. Oder haben die jetzt die Mail zu der Klitsche weitergeleitet, zu der sie ihre Website outgesourct haben und die sich dann so sehr über das »dumme Staatsgeld« gefreut hat? Na, dann sollen die mal hurtig sagen, warum die das für das ganze schöne Geld so undurchdacht gemacht haben.
cassiel am 7.6.2012 um 21:44
»Poststelle« sagt doch schon alles. Da wird alles ausgedruckt und per Rohrpost auf die Reise durch die Ämter geschickt. Wenn dann irgendein Sess… … äh … Beamter dann eine Antwort geschrieben hat, geht alles den gleichen Weg zurück. Vielleicht ist bis zum nächsten Venustransit dann eine Antwort da
Nachtwächter am 7.6.2012 um 22:38
Hmm, ob die beim Neubau in Berlin-Mitte wohl Rohrpost gelegt haben? Mal schauen, ob das jemand weiß.
Totholz am 8.6.2012 um 11:50
Eine artverwandte Problematik habe ich hier entdeckt: Geh mal auf heute.de und versuche für eine der Ticker-Meldungen eine passende URL zu finden (um drauf zu verlinken). Skriptverseuchte, URL-reduzierter Mist! Viel Spaß bei der Suche! Herr Nachtwächter, übernehmen Sie!
Totholz am 8.6.2012 um 12:07
Nachbemerkung: Die URLs existieren tatsächlich. Also Stopuhr raus und mitgestoppt. Wer findet die URL für eine gebührenfinanzierte Tickermeldung am schnellsten?
fritz the cat am 8.6.2012 um 12:55
heute.de als nachrichtenquelle?
Nachtwächter am 8.6.2012 um 13:26
Beim ZDF gibt es sowieso einen ganz neuen und innovativen Medienmix, und deren Website werde ich nach einer Begegnung nicht mehr freiwillig ansurfen.
Nachtwächter am 8.6.2012 um 13:28
Ach, apropos, Freitag 13.26 Uhr und immer noch keine Antwort – ich schätze mal, dass der größte Teil der Bundesverwaltung jetzt innerlich schon im Wochenende ist und dass da vor Montag nichts mehr kommen kann.
Nachtwächter am 12.6.2012 um 16:34
Dienstag, 16.33 Uhr, keine Eingangsbestätigung, keine Antwort. Die Poststelle scheint Post direkt zu löschen. Sehr kommunikativ.
Nachtwächter am 13.6.2012 um 16:53
Mittwoch, 16.51 Uhr, nix.
Nachtwächter am 14.6.2012 um 17:16
Ach ja, Donnerstag 17.15 Uhr… nix. So sehen also Transparenz und Kommunikation bei Bundesbehörden aus. Morgen ist schon wieder Freitag, da erwarte ich auch nichts.
Totholz am 15.6.2012 um 01:18
Bitte am Ball bleiben. Danke
Nachtwächter am 15.6.2012 um 01:27
Ich glaube, ich werde hier auch nächste Woche Donnerstag noch den gleichen monotonen Text reinschreiben – außer natürlich, ich werde unhöflich und frage noch einmal nach. Vielleicht hat ja jemand anders Lust…
fritz the cat am 15.6.2012 um 09:25
gibt das jetzt der blah running gag?
Nachtwächter am 15.6.2012 um 12:24
Oh, wider Erwarten habe ich meine Antwort bekommen. An einem Freitag. Nach nur einer einzigen Woche. Das Bundespräsidialamt hat jedenfalls schneller geantwortet, wenn ich da mal hingemailt habe – aber die haben ja auch »nichts Richtiges« zu tun.
Nachtwächter-Blah » Diese kleine Mail an das Bundesamt für Verbrauc… am 15.6.2012 um 12:37
[…] Diese kleine Mail an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherhet wurde heute morgen gegen neun Uhr beantwortet – da der Inhalt der Antwort auch den einen oder anderen Leser interessieren wird, sei er hier zitiert: Sehr geehrte Frau Schwerdtfeger, [sic!] […]
okay am 17.7.2012 um 08:38
Die Problematik ist auch schon länger bekannt: https://www.bvl.bund.de/DE/08_PresseInfoth ek/01_FuerJournalisten/01_Presse_und_Hinte rgrundinformationen/01_PI_und_HGI/Ruecksta ende/2011/2011_12_28_pi_bilanz_lebensmitte lwarnung_de.html?nn=1401122
Ich hatte auch schon kurz nach dem Start der Seite eine entsprechende Mail an die »Poststelle« geschickt und eine ähnlich lautende Antwort erhalten. Warum nach einem halben Jahr immer noch nichts passiert ist? Wer weiss das schon?