So, um meinen Standpunkt völlig klar zu stellen und dem trüben Thema... [quote]Nunja, alles klar, jetzt lasst uns mal wieder runterkommen...ich werde halt auch immer ein bissl patzig wenn man mir persönlich einen vorkoffert...also Schwamm drüber. Lasst uns mal sachlich diskutieren.[/quote] ...die passende Mischung aus Sachlichkeit und Gereiztheit zu geben, meine letzten Worte hierzu an Jamendo und alle an dieser Entscheidung beteiligten Menschen. [b]ERSTENS[/b] habe ich nichts generelles gegen Werbung, obwohl ich mir eine werbefreie Plattform sehr wünschen würde. Dieses hehre Ziel erscheint mir jedoch erst dann machbar, wenn mehr Menschen verstehen, was die Metabotschaft der neuen, dezentralen Medien des digitalen Zeitalters ist und deshalb bereit sind, frei zu nehmen und freimütig für das zu geben, was ihnen etwas wert ist. [b]ZWEITENS[/b] kommt mit gelayerten Ads, die den eigentlichen Inhalt überlagern, auch eine zweite Botschaft, die mir gar nicht behagt, ja, die ich widerwärtig finde. Die Reihenfolge, in der Dinge übereinander gelegt werden, spiegelt ja auch eine Priorität wider, zuoberst liegt das Wichtige, das andere Dinge überlagert. Von daher geht diese spezielle Werbeform gar nicht -- diese Aussage sagt aber nichts über andere Formen der Werbung, die etwas erträglichlicher sind, ohne damit erträglich zu werden. [b]DRITTENS[/b] sollte sich jeder, der über Geld durch gelayerte, mit JavaScript überrumpelnd gestaltete Reklame auch nur Gedanken macht, einmal Gedanken darüber machen, wie eine solche Werbeform in der wirklichen Welt aussähe. Wenn man zum Beispiel einen Supermarkt beträte, wo man gleich an der Eingangstür mit einer Mischung aus Überrumpelung und Gewalt in einem kleinen Raum gedrängt würde, um dort so lange Werbebotschaften zu "genießen", bis man mit einer vorbestimmten und erst einmal zu suchenden Geste den ganzen Spuk beendete, wie oft und vor allem wie gern würde man einen solchen Supermarkt wohl besuchen? Ich jedenfalls käme niemals wieder dorthin, und meine emotionale Regung angesichts dieser Zumutung wäre hasserfüllt und trüge das Potenzial zu einer Affekttat in sich. Da könnte mich auch nicht der geldfrostige Hinweis besänftigen, dass mit dieser Maßnahme die geringen Preise des Supermarktes erst tragbar würden. Ich glaube, dass ein solcher Supermarkt bald einen solchen Mangel an "Zielgruppe" (wie sehr dieses Wort aus der zynischen Sprache der Marketingunmenschen doch nach einem Fadenkreuz klingt) für die Werber hätte, dass er nicht lange bestehen bliebe. Aber auch, was am Ende noch an Kundenstamm eines solchen hypothetischen Supermarktes verbliebe, weil diese Menschen nichts anderes kennen und kein Empfinden für die eigene Würde mehr haben, das wäre auch nicht gerade ein Inbegriff der Kaufkraft. Der Versuch gewaltsamer Werbung wird zum wirtschaftlichen Selbstmord, und wer ein solches Wagnis für einen kurzfristigen monetären Vorteil eingeht, belegt damit vor aller Welt, dass er nur von der Tapete bis zur Wand denkt. [b]VIERTENS[/b] ist hier mittlerweile ein kommunikativer Stil eingekehrt... [quote]Nein, jeder hat hier ein Recht auf seine Meinung. Mir ist nicht egal, wie die Künstler das sehen.... Aber ist es nicht ein wenig übertrieben gleich "Gewissenlosigkeit" zu unterstellen, nur weil ich versuche die Werbung auf Jamendo zu rechtfertigen bzw. zu erklären?[/quote] ...der sich darauf zurückzieht, dass man "nur seinen Job macht" und dahinter die gesamte eigene Person mit ihren Erfahrungen, ihrer Verantwortung und ihrer Persönlichkeit in der Geste des apparathaften Schreibtischtäters verschanzt. Diesen wandkalten Stil kenne ich wahrlich gut genug, und ich umgebe mich nicht mehr mit Menschen, die einen solchen Stil pflegen und damit die Seelen frieren lassen. Ich habe diese Art von Sch..ße lange genug in meinem Leben gefressen, und ich lasse mich niemals mehr zum Fußabtreter solcher, hinter Sachzwängen verborgener Bestrebungen machen. Dafür nehme ich sogar die ganze Sch..ße meines jetzigen "Lebens" in Kauf, so sehr ich auch manchmal darüber fluche. Ich werde mir das auch hier nicht so einfach bieten lassen. Auch, wenn ich genau fühlen kann, wie hinter diesem Stil die Hölle bei Jamendo kochen muss. Wenn jemand versucht, das zu meinem Problem zu machen, wird er immer das Problem bekommen, dass ich verschwinde und er sich andere Menschen mit weniger Rückgrat suchen muss. [b]FÜNFTENS[/b] handelt es sich nicht um eine Kleinigkeit. Dadurch, dass die Inhalte (ich empfinde das technokratische Wort vom "Content" für alles, was ich mache, als Beleidigung) durch gewaltsam überlagerte und überrumpelnde Werbung in die Zweitrangigkeit verbannt werden, ändert sich der Bezug zu den Inhalten. Sie sind nicht mehr das Eigentliche, sie geraten zu so etwas ähnlichem wie der Wurm am Angelhaken und sollen nur noch solche Menschen zur Zumutung der Reklame locken, die in ihrer Mehrzahl ganz gut ohne die Zumutung der Reklame leben könnten. Eine solche Verwendung meines kleinen Beitrages zum Weltkulturgut empfinde ich als verachtenswerten Missbrauch. (Ich spreche hier, nur um das bei einem so langen Text in Erinnerung zu rufen, von überrumpelnden LayerAds.) Ich mache nichts, was sich einfach für die Werber als Köder zum Angeln eignet -- was übrigens auch der Grund dafür ist, dass ich alle meine persönlichen Veröffentlichungen völlig werbefrei halte, obwohl ich derart arm bin, dass ich manchmal nicht weiß, was ich am nächsten Tag essen werde oder wo ich schlafen werde. Die Form, wie ein solcher Missbrauch meines Tuns hier heruntergespielt und auf eine scheinbar sachliche, in Wirklichkeit jedoch nur kalte Ebene behandelt werden soll, ist beleidigend und verletzend. Wahrscheinlich bin ich nicht der einzige, der das so empfindet. Was wird wohl auf Jamendo übrig bleiben, wenn jeder, der noch etwas fühlt hier verschwindet? Dass McKotzreiz zu allem Überfluss als extrem ausbeuterischer Betrieb, Umweltsau und Volksvergifter [b]auch[/b] jenseits von jeder Erörterbarkeit liegt, tritt hinter dem hier dargestellten Komplex fast schon in die Bedeutungslosigkeit zurück. Das ist zusätzlich bitter. Doch selbst eine Werbung für Amnesty International oder andere unzweifelhaft ehrenhafte Institutionen wäre in dieser Form nicht mehr tragbar. [b]SECHSTENS[/b] sind unternehmerische Entscheidungen und Fehlentscheidungen nicht mein Problem. Ich habe genug mit der Last meines eigenen Daseins zu tun und lasse anderer Menschen Probleme nur in sehr persönlichem Umfeld zu meinen werden -- dies dann aber in aller Wärme, Traurigkeit und Hingabe. Wenn man bei Jamendo keinen Businessplan hat, der vorausschauend die Sicherung des (gewiss monströsen) Kostenapparates in Rechnung zog und dabei nach Möglichkeit auch noch Profit abwirft, denn wird Jamendo den Weg aller gescheiterten Unternehmungen gehen. Auch, wenn mir das ein bisschen weh täte, betrachte ich unternehmerische Unfähigkeit nicht als Freibrief dafür, dass man den Abrieb meines Lebens als Köder verwendet, um Leute zu gewaltsam dargebotener Reklame zu locken. Dass man sich zur "Rechtfertigung" dabei hinter einem "Partner" versteckt, den man selbst mit dieser Vergällung beauftragt hat (ihr lest doch hoffentlich bei Jamendo die Verträge vorm Unterzeichnen), das ist in seiner ganzen Chuzpe unerträglich. Vor allem, wenn damit die Gestaltung der eigenen Webpräsenz denjenigen Nutzern dieser Webpräsenz verkauft werden soll, denen man in dieser Geste zeigt, dass man sie für dumme Idioten hält. [b]SIEBENTENS[/b] gebe ich Jamendo zu bedenken, dass sich Vertrauen nur langsam aufbaut, aber schnell zerstört werden kann. Viel Vertrauen genoss zum Beispiel die kommerzielle deutsche Community für das Blogsystem WordPress -- bis sie [url=http://spam.weltretter.de/2007/09/25/spam-23-von-wordpress-deutschland/]damit anfing, eine freie Software mit einer unverlangten Werbung auszuliefern[/url]. Danach begann ein Verlust des Vertrauens vor allem von Seiten der Entwickler, der meines Wissens immer noch recht weitgehend ist. Es ist keine gute Idee, wenn man in die Hände derer beißt, die einen füttern. [b]UND ZU GUTER LETZT[/b] war ich nach dem vollständigen Lesen dieses ganzen Threads und nach dem Frostgefühl in meinem Herzen kurz davor, meine Alben zu löschen, meinen Account zu löschen und meine paar Alben zum freien Download an anderer Stelle im Internet anzbieten, natürlich völlig werbefrei und auf meine Kosten. Ich habe dann eine Tasse Kaffee getrunken und beschlossen, damit noch ein paar Tage zu warten. "Ein paar" ist laut Duden eine unbestimmte Anzahl zwischen zwei und fünf, und für eine längere Spanne hält meine Galle nicht aus, was hier mit mir geschehen gemacht werden soll. Übrigens: Dass hier Moderatoren und bezahlte Sprachrohre der kalten Vernutzbarung einerseits Sachlichkeit einfordern, und das in eine Zusammenhang, in dem den Menschen hier durch das hilflos wirkende Geschäftstreiben geradezu ins Gesicht gesch.ssen wird, während auf der anderen Seite jede sachliche Ebene vermieden wird und sogar in der Haltung eines "Freud für Arme" in einem Nick gedeutelt wird, um ja nicht auf Inhalte einzugehen, das reizt zum Kotzen. Und das passt ebenfalls zu meinem aus prollen, punkigen Zeiten stammenden Nick. Aber unabhängig von dieser Kleinigkeit könnte es mein Verschwinden hier sehr beschleunigen, denn ich empfinde jeden Tag mit LayerAds als eine Zumutung -- und empfehle Jamendo (natürlich auch zu Gunsten meiner eigenen Bequemlichkeit) dringend, diese Fehlentscheidung schnell zu korrigieren.