Wer Googles reCAPTCHA verwendet, fördert Schadsoftware

Ja, die Überschrift ist polemisch. Aber nur ein bisschen.

Als ob die verurteilenswerte Datenschutzsauerei durch das Einbetten von Google-Code nicht schlimm genug wäre! So sieht es aus, wenn mir als Nutzer des Browsers Pale Moon abverlangt wird, mit einem Nerv-CAPTCHA von Google zu »beweisen«, dass ich kein Bot bin:

Führen Sie ein Upgrade auf einen unterstützten Browser aus, um eine reCAPTCHA-Aufgabe zu erhalten. Wenn Sie meinen, dass diese Seite fälschlicherweise angezeigt wird, überprüfen Sie bitte Ihre Internetverbindung und laden Sie die Seite neu. Warum gerade ich?

Ich benutze Pale Moon, weil die Mozilla Foundation beschlossen hat, den beliebten Webbrowser Firefox in eine Distributionsplattform für Schadsoftware umzuwandeln. Der Firefox-Browser ist damit selbst zu einem Trojaner geworden, der mit einer von der Organisierten Kriminalität des Internet abgeschauten Methode Schadfunktionen auf die Computer anderer Menschen bringt. Der Firefox ist damit für mich unbenutzbar und völlig indiskutabel geworden. Pale Moon ist die für mich zurzeit erfreulichste Alternative, zumal die Benutzerschnittstelle dem alten, unverhunzten Firefox entspricht.

Die als Webbrowser getarnte, mutmaßliche¹ trojanische Überwachungswanze namens »Chrome« vom größten Tracker, Spion, Datensammler und Menschenverdater der Welt mit Firmensitz in einem kriegerischen, mörderischen Überwachungsstaat kommt für mich gar nicht in Frage, zumal mir auch die trivialisierte Benutzerschnittstelle dieses Browsers nicht gefällt².

Dass Google jetzt damit anfängt, Nutzer von Firefox-Alternativen mit solcher, hier im Screenshot gezeigter technokratischer Gewalt zu »Chrome« zu schubsen, hat für Menschen, die diese von Google als Browser getarnte Wanze nicht verwenden wollen, eine der folgenden Konsequenzen:

  1. Sie können auf die Teilhabe an einem durch reCAPTCHA versperrten Webprojekt verzichten.
  2. Sie müssen einen Firefox verwenden, also einen sich als Browser ausgebenden Trojaner, der bei einem Teil der Nutzer mit automatisch aktivierter Schadsoftware – wie etwa dieses »Cliqz« von Burda-Verlag – unerwünschte und in die Privatsphäre eindringende »Zusatzfunktionen« aktiviert, ohne seinen Nutzern auch nur einen Hinweis zu geben.

Und damit wäre ich wieder bei meiner polemischen Überschrift. Wer aus irgendeinem Grund reCAPTCHA in seine Website integriert, nötigt seinen Sitebesuchern eine Schadsoftware auf.

Wer seine Sitebesucher mag, sollte das besser lassen.

Vielleicht ist es sogar eine gute Idee, auf CAPTCHAs generell zu verzichten, denn sie haben viele Nachteile. Sie funktionieren nicht mit allen Browsern, sperren blinde und schwer körperbehinderte Menschen aus und sind für den Rest der Menschheit eine Verschwendung begrenzter Lebenszeit durch dumme, hirntote Quälerei. Auf der anderen Seite helfen sie nur bedingt gegen Spam, und gerade die häufig eingesetzte CAPTCHAs wie reCAPTCHA von Google stehen unter ständigem Beschuss von Spammern, der durchaus auch mal erfolgreich ist. Es gibt bessere Vorgehensweisen gegen die Spam, die sich normalen Menschen nicht in den Weg stellen.

Und welcher Betreiber einer Website möchte seinen Lesern schon ohne Notwendigkeit etwas in den Weg stellen? 😉

¹Das Adjektiv »mutmaßlich« steht hier nur wegen der großen Rechtsabteilung von Google, die mir sonst den Arsch wegklagen könnte. Insbesondere steht es hier nicht, um auszudrücken, dass ich Zweifel an der abgrundtiefen Boshaftigkeit Googles habe.

²Bevor jemand mit überlegenem Grinsen im dummen Gesicht danach fragt: Nein, ich habe kein Smartphone und will auch keines. Jedenfalls keines, das mit der gegenwärtigen Smartphone-Kultur völliger Enteignung, Überwachung und Trojanifizierung daherkommt. Ein Betriebssystem von Google kommt mir nicht in die Tasche, und Apple ist keinen Deut besser.

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6 Antworten zu Wer Googles reCAPTCHA verwendet, fördert Schadsoftware

  1. Bio sagt:

    LOL
    Was macht denn die Seuche ReCaptcha so speziell, was der Pale Moon nicht kann? Oder ist es einfach nur der User Agent String?

    Ernsthaft. Würde mich schon interessieren, welche Racketentechnologie da ggf. verbaut ist.

    Lustig auch, das mit der Internetverbindung. Ohne würde die Meldung ja gar nicht erst angezeigt und auch bei Verbindungsproblemen des Captcha zu Google kam bei mir, zumindest bisher eine dementsprechende andere Meldung (mit JS Alert) und das Captcha Fenster schließt sich selbst (nach dem bestätigen des Alert).

    • Ich habe noch nicht experimentiert. 😉

      Aber ich tippe auf den User-Agent, denn es ist ja ein Gebot von Kaiser Google den Ersten ausgegangen, dass die ganze Welt Google-Browser benutzen soll und dass deshalb jeder Mensch mit allen Mitteln zum »Chrome« hingeschubst werden muss. Und ich bin mir sicher, dass sich Google bei solchen Vergewohltätigungen nicht auf den User-Agent verlassen wird, sondern auch noch ein bisschen Fingerprinting aller Art macht. Denn sonst wäre es ja viel zu einfach, mit einem Addon oder einem Proxyserver den faulen Schwindel zu entlarven.

      Es ist ein Déjà vu. Ich habe das alles schon einmal erlebt, nur zum Ende der Neunziger Jahre und mit Microsoft. Und schon damals sind sich die Idioten irre schlau vorgekommen und haben über mich gelacht. Was war ich damals froh, dass es den Opera gab. Und mit dem lief bis in die Zehner Jahre hinein beinahe alles.

    • Bio sagt:

      Ah, OK. Falls Du da noch experimentierst, wäre es schön wenn Du hier einen Nachtrag machst, was es denn ist.

      Ich hab ja, unter weiteren versch. Browsern, auch noch ein Pale Moon installiert. Beim nächsten Seuchen-Captcha von Google muss ich mal dran denken und den Pale Moon ausprobiere 😉

    • Bio sagt:

      Hi Elias,

      hab es jetzt mal ausprobiert, mit nem aktuellen Pale Moon und kann es leider nicht nachvollziehen. Das Seuche-Captcha funktioniert einwandfrei, selbst wenn ich den User-Agent-String von Pale Moon nutze (wie bei diesem Kommentar jetzt).
      Mozilla/5.0 (Windows NT 6.1; Win64; x64; rv:52.9) Gecko/20100101 Goanna/4.1 Firefox/52.9 PaleMoon/28.0.0.1

    • Die werden doch nicht etwa das Betrübssystem mit auswerten… 😀

      Nee, ich hatte mein Problem beim Designtagebuch, und da läuft der Nervscheiß jetzt auch wieder. Die Anmerkungen, die ich zur dort zur wirklich verkackten Typografie des neuen Unternehmenslogos von Bahlsen zu machen gehabt hätte, sind allerdings inzwischen von anderen Lesern gemacht. Vermutlich hatte Google mal kurz Schluckauf oder hat mal kurz den kommenden Gängelcode – »komm, nimm einen anderen Browser, du willst doch am Web teilhaben, wir haben da sogar einen für dich« – ausprobiert.

  2. Bio sagt:

    Hi Elias.

    Anscheinend hat es doch etwas mit dem User-Agent-String zu tun und dabei vermutlich auch mit dem Betriebssystem.
    Ich habe da noch etwas herum probiert und bei verschiedenen sehr exotischen Kombinationen von OS‹en (z.B. Unix Derivate) und Browsern macht das Seuche-Captcha Probleme und bringt nur die Meldung »Ein Problem ist aufgetreten. Bitte aktualisieren sie die Seite.« Bringt aber nicht, das aktualisieren und es funktioniert erst wenn man einen Google genehmen User-Agent-String einstellt – am besten einer der Massenweise in Gebrauch ist.

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